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Erfolg

Erfolg

Titel: Erfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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war, daß man eine Wohnung beziehen und daß die Tante Ametsrieder kommen werde, traf Johanna Erich Bornhaak im Café. Wieder gab er sich ohne Affektation, vernünftig. Als sie von dem überraschenden Interesse sprach, das die Pariser Zeitungen für den Mann Krüger hatten, meinte er, es freue ihn, daß er es recht gemacht habe, als er Herrn Leclerc auf die Bücher Krügers scharfmachte. Johanna schwieg erstaunt, wußte nicht, ob sie ihm glauben sollte. War es denkbar, daß der Windige Einfluß hatte auf den berühmten Kunstkritiker? Er sprach nicht weiter darüber, beließ es bei dem knappen, beiläufigen Satz. Als sie sich trennten, hatte er mit ihr vereinbart, daß er sie an einem der nächsten Tage an die See bringen werde in seinem kleinen Wagen. Nach Hause fahrend, summte sie vor sich hin, zwischen Lippen und Zähnen, unhörbar fast, recht unmusikalisch, nachdenklich, vergnügt.
7
Sechs Bäume werden ein Garten
    Der Regierungsrat Förtsch persönlich hatte, jovial wie er war, gegen den Strafgefangenen 2478 niemals etwas gehabt. Jetzt, da der allmächtige Klenk offenbar im gesamten Strafvollzug einen sachteren Kurs wünschte, wurde der Silberstreif immer breiter, den Förtsch am Horizont des Mannes Krüger hatte aufgehen lassen. Er bemühte sich, ihm die Tage im Zuchthaus leicht zu machen.
    Seitdem der Kunsthistoriker Krüger von der Pariser Presse entdeckt war, wurde seine Post immer dicker. Es waren interessante Briefe. Der Direktor zog seinen Gefangenen, wenner sie ihm aushändigte, in längere, behagliche Gespräche. Gratulierte ihm zu seinen wachsenden beruflichen Erfolgen, fragte nach seinen Ansichten über den oder jenen Maler. Oh, der Kaninchenmäulige war kein verknöcherter Fachmann, er hatte ausgedehnte Interessen. Er las in den Büchern Krügers. Eines Tages ersuchte er den graubraunen Mann, ihm in eines dieser Bücher eine Widmung zu schreiben. Auch schmunzelte er zuweilen wohlwollend über die vielen Frauenbriefe, die Martin Krüger erhielt. Denn viele erinnerten sich jetzt seiner, und mit Briefen von ausländischen Anhängerinnen kamen auch Briefe von deutschen Frauen, die von Tagen, Nächten, Wochen redeten, die sie mit dem nun ins Unglück geratenen glänzenden Mann verbracht hatten.
    Der Graubraune, höflich, ließ sich die Konversation des Zuchthausdirektors gern gefallen. »Jetzt hat er sich wieder derfangen«, erklärte an seinem Stammtisch der Kaninchenmäulige der interessierten Tafelrunde, Pfarrer, Bürgermeister, Lehrer, Gutsbesitzern. Alle waren neugierig auf den berüchtigten Mann. Besonders die Frauen der führenden Odelsberger. Oberregierungsrat stellte in Aussicht, er könne vielleicht bei Gelegenheit, wenn der Krüger seinen Hofspaziergang mache, ihn vorführen. »Er ist ein Grübiger, wenn man ihn richtig behandelt«, erklärte er.
    Ja, Martin Krüger hatte sich, seitdem er die Nachricht von der Verbesserung seiner Situation durch die Aussage der Frau Crescentia Ratzenberger gehört hatte, verändert, und der Hinweis des Anwalts, daß von einem Antrag auf Wiederaufnahme bis zur Wiederaufnahme ein endloser, in den seltensten Fällen zu überwindender Weg sei, warf ihn nicht mehr zurück in die frühere Dumpfheit. Nicht mehr hockte er tagelang sinnend über seinem Manuskript. Eifrig las er die Briefe, die er erhielt, studierte sie. Studierte auch die Rezensionen seiner Bücher, lernte, ein sorgfältiger Buchhalter seines Ruhms, fast auswendig die Artikel, die irgendein Schreiber mit flüchtiger, eleganter Feder über ihn verfaßt hatte. Er sehnte sich nach der Stunde der Post, seiner einzigen Verbindung mit dem Draußen.Sooft er konnte, mit Wärtern, Mitgefangenen, dem Direktor, sprach er von den Briefen, die er erhielt, von den Frauen, deren Geschreibe ihm ins Zuchthaus nachlief, von seinen Erfolgen und seiner Wirkung in der Welt.
    Am meisten davon sprach er dem Gefangenen, den man ihm zum Genossen während der Spazierstunde gegeben hatte, dem Leonhard Renkmaier. Der hurtige, spitzige Renkmaier war stolz auf den Umgang mit einem so großen Mann wie dem Dr. Krüger. Er redete ihn nur mit Doktor an, seine eigene Geltung hob sich durch den Widerhall, den der andere draußen fand. Oh, er selber, der Leonhard Renkmaier, so jung er war, war kein Unbekannter. Er hatte seinerzeit, in Kriegsgefangenschaft geraten, einem feindlichen Offizier, der ihn mit dem Revolver bedrohte, Mitteilungen gemacht, übrigens wertlose, über die Stellung einer Batterie. Hatte nach Kriegsende in der Heimat

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