Erfolg
deren einem der Trauergäste eine Hand ab- und eine Rippe herausgenommen werden mußte.
b) Anton von Casella
Anton von Casella, Generalmajor in München, wurde in der Pagerie erzogen, der Anstalt für königliche Edelknaben. Entlastungszeuge in einer übeln Sexualaffäre, in die auch ein Mitglied des königlichen Hauses verwickelt war und deren Untersuchung rasch niedergeschlagen wurde, machte er eine schnelle Karriere. Sein Wortschatz bestand aus 412 Worten, sein Lieblingslied begann mit den Versen: »Der Graf von Luxemburg / Hat all sein Geld verjuxt.« Er besaß 1 Ölgemälde, darstellend den bayrischen Kurfürsten Max Emanuel im Krieg mit den Türken, sodann 1 Kopie »Othello erzählt zuFüßen Desdemonas«, ferner 1 Ölgemälde, darstellend den bayrischen König Ludwig II. Er rühmte sich, seit seiner Schulzeit nie ein Buch gelesen zu haben, und gebrauchte gern 2 Zitate: »So schnell schießen die Preußen nicht« und »Nicht jedes Mädchen hält so rein«. Er war Leser der »Münchner Zeitung«, der »Militärischen Wochenschrift« und des »Miesbacher Anzeigers«. Er schwor 9 Eide, darunter 9 falsche. Er hatte eine Liaison mit einer Wiener Operettensoubrette. Er erzählte seiner Frau 2 312-, seiner Freundin 3 114mal immer mit den gleichen Worten insgesamt 12 scherzhafte Anekdoten über einen Prinzen des Münchner Hofes. Als seine Freundin im Alter von 52 Jahren starb, gewahrte er, daß sie falsche Zähne gehabt hatte. Durch diese Wahrnehmung aus dem Gleichgewicht gebracht, hielt er die Diät zuwenig ein, die ihm infolge seines Nierenleidens vorgeschrieben war, und starb so, denn es war während des Krieges, den Heldentod. An seiner Beerdigung nahmen 706 Personen teil. Gespielt wurde das Lied: »Ich hatt’ einen Kameraden.«
c) Josef Kufmüller
Josef Kufmüller, Bierführer in Ingolstadt, besuchte eine Volksschule seiner Heimatstadt, lernte lesen, einiges schreiben, die Reihenfolge der bayrischen Könige, die genauen Daten der Schlachten des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71. In seiner Wohnung hing ein Öldruck, darstellend die Krönung Napoleons durch den Papst Pius, ferner ein Bild des bayrischen Königs Ludwig II. und ein Prospekt, darstellend die Sternbrauerei A.-G. in Ingolstadt. Sein Wortschatz bestand aus 724 Vokabeln. Sein Lieblingslied begann mit den Worten: »Zu Mantua in Banden« und hatte zum Gegenstand den Tiroler Volkshelden Andreas Hofer, den die Bayern erschossen hatten. Er transportierte durchschnittlich im Jahre 6 012 000 Liter Bier, wobei er einen grünen Hut trug und eine vielknöpfige Samtweste. Während des Krieges gelang es ihm,mehrere der Heeresverwaltung gehörige Waggons mit Starkbier, für Lazarette bestimmt, auf eigene Rechnung zu verkaufen. Dadurch war er in der Lage, seiner Tochter Kathi die Heirat mit einem Reisenden für Artikel der Kautschuk- und Asbestindustrie zu ermöglichen und seinen Sohn Lateinisch lernen zu lassen, so daß dem die höhere Beamtenlaufbahn offenstand. Er liebte das Kartenspiel, vor allem ein Spiel, genannt Haferltarock . Hierbei pflegte er das Aufwerfen der Karten mit volkstümlich scherzhaften Wendungen zu kommentieren, häufig gereimten, wie: »Das möcht mancher wissen / Wie in Kalabrien die Hühner pissen«, oder mit allgemeinen Sentenzen, Resultaten der Volksweisheit, wie: »Wer hat, hat.« Er schwor 9 Eide, darunter 2 bewußt falsche, 3 Finger der linken Hand eingebogen. An seiner Beerdigung nahmen 84 Personen teil. Gespielt wurde an seinem Grabe das Lied: »Ich hatt’ einen Kameraden.« Sein Schwiegersohn erkältete sich bei dieser Beerdigung dergestalt, daß er eine größere Quantität von Artikeln der Kautschuk- und Asbestindustrie nicht umsetzen konnte, wodurch die für seinen Haushalt geplante Beschaffung eines Pianos um beinahe 3 Jahre verschoben werden mußte.
d) Johann Maria Huber
Johann Maria Huber, Ministerialdirektor in München, besuchte 4 Jahre die Volksschule und 10 Jahre ein Gymnasium. 1 Jahr hatte er wiederholen müssen. Sein Wortschatz bestand aus 1 453 deutschen Wörtern, 103 lateinischen, 22 französischen, 12 englischen, 1 russischen. Er besuchte 221 Konzerte, 17 Theatervorstellungen und 4 118 mal die Kirche. Er besaß einen alten Stich, darstellend den Einzug Tillys in das brennende Magdeburg, 1 Bild des bayrischen Königs Ludwig II., 1 grüne Totenmaske Beethovens, 1 Reproduktion, darstellend einen Tempel von Paestum. Sein Leibgericht war eine süße Speise aus Eiern, Butter und Mehl, genannt »SalzburgerNockerl«. Von
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