Erfolgreich Lernen (German Edition)
vorgeschriebene Pausen einhalten. Beim Lernen sollte dies auch der Fall sein.
Die Strategie: „Viel hilft viel“ als Lerntechnik ist nicht sinnvoll. Wenn man unter Zeitdruck steht (z. B. vor einer Prüfung), so kann man sich sagen: „Wenn ich schon unter Zeitdruck stehe, dann werde ich ja nicht auch noch die sowieso knappe Zeit damit ver(sch)wenden, Pausen zu machen“. Dies ist vordergründig betrachtet richtig – aber eben nur vordergründig. Verstärktes Lernen führt nämlichdazu, dass die Effizienz, mit der man lernt, geringer wird. Die Zeit, die man dann noch weiterlernt, ist in Wahrheit ziemlich verplemperte Zeit. Um effizient zu arbeiten, ist genau die gegenteilige Strategie sinnvoll. Auf der Ebene einer rein quantitativen Betrachtung ist die Zeit, die man mit absichtlich gesetzten Pausen verbringt, natürlich verloren und reduziert die verbleibende Lernzeit. Bezieht man jedoch den qualitativen Aspekt mit ein, so ändert sich das Gesamtbild schlagartig. Durch die verbesserte Effizienz nach der Pause wird die dann objektiv kürzere Zeit weitaus stärker genutzt, was den scheinbaren „Verlust“ der Zeit durch die Pause mehr als kompensiert. Auch hier gilt das Yerke-Dodson-Gesetz (vgl. Teil 4). Die durch eine Pause „verlorene“ Zeit wird durch die erhöhte Effizienz nach der Pause überkompensiert. Der Versuch, die zur Verfügung stehende Zeit durch ein Lernen über das Optimum hinaus vermeintlich „optimal“ zu nutzen, ist von vorne herein zum Scheitern verurteilt. Pausen sollten nicht TROTZ Zeitnot, sondern gerade WEGEN der Zeitnot eingeplant werden. Die Arbeitszeit zu verlängern, indem man versucht, Pausen einzusparen, ist sehr ineffektiv.
Auch der Schlaf stellt eine sehr effiziente Pause dar. Im Schlaf kann sich das Gelernte interferenzfrei konsolidieren. Lernen auf Kosten des Schlafes ist daher unsinnig (vgl. Kapitel 7 ). Die Konzentration der meisten Menschen reicht nur für ca. 30 Minuten effiziente Lernzeit. Einige Zeit kann sie dann noch durch Willensanstrengung hoch gehalten werden, dann aber nur noch durch Pausen wiederhergestellt werden.
Weniger ist Mehr!
Mindestens ein Fünftel der Lernzeit sollte aus Pausen bestehen!
Woran kann man nun erkennen, dass es dringend an der Zeit ist, eine Pause zu machen? Man kann sich dazu an die oben genannten Zeiten halten, man kann aber auch die Situation als untrüglichen Hinweis nehmen, wenn man über einem Buch oder über Aufschrieben sitzt und sich fragt, was man eigentlich die letzten zwei Minuten gedacht oder gelesen hat. Wenn man dies nicht weiß oder sich mit etwas anderem als dem Lernstoff beschäftigt hat, ist es spätestens Zeit, eine Pause zu machen.
Man kann die einsetzende Ermüdung daran erkennen, das man abschweift:
Gähnen
Zum Fenster sehen
Mit dem Stift spielen
Unabsichtlich an etwas anderes denken
etc.
Manche Tätigkeiten sind so interessant, dass man sie stundenlang mit hoher Konzentration ausführen kann. Bei anderen Tätigkeiten dagegen schweift man schnell gedanklich ab und denkt an alle anderen Dinge, nur nicht an die Aufgabe selbst. Wenn Sie dies bei sich beobachten, ist es höchste Zeit, eine gezielte Pause zu machen. Die „Arbeitszeit“ ist dann nämlich eine „Scheinarbeitszeit“.
Tun Sie in der Pause etwas, das sich von der Arbeit deutlich unterscheidet, sonst ist die Pause auch nur eine „Scheinpause“. Nach unserer Erfahrung kann man sich selten länger als eine halbe Stunde voll konzentrieren. Dann ist es an der Zeit, z. B. ein paar Schritte zu gehen. Wenn man keine bewusste Pause einsetzt, werden sich „Zwangspausen“ von ganz alleine einstellen. Man bringt sich dann um die Möglichkeit, die Pausen, die sowieso auftreten, zu nutzen und gezielt als Pause zu erleben. Wenn sich der Lernerfolg trotz hohem Zeiteinsatz nicht einstellt, sollte man nicht mehr lernen, sondern die Lerngestaltung überdenken. Vielleicht liegt es gerade an dem hohen Zeiteinsatz, dass sich der Lernerfolg nicht einstellt. Dem effizienten Umgang mit Pausen und Erholung kann der Glaube gegenüberstehen, man habe nur dann ein Anrecht auf einen guten Lernerfolg und gute Noten, wenn man vorher entsprechend „geackert“ hat. Diese Einstellung kann zwar unter Umständen das schlechte Gewissen beruhigen, das Gehirn als „Organ des Lernens“ weiß jedoch von solchen Gewissensberuhigungsmechanismen nichts. Der Lebensgrundsatz: „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ ist hier unsinnig, er hieße besser: „Arbeit und Vergnügen (Pausen)
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