Erfolgreiches Teamcoaching
Reden zu folgen. Hier gilt die Faustregel: je einfacher, desto besser!
Als Nächstes sollte Ihre Sprache positiv sein. Warum das so ist, will ich Ihnen an einem selbst erlebten Beispiel verdeutlichen:
Es war Halbzeit beim Handballbundesligaspiel. Die favorisierte Heimmannschaft führte mit 17:15 Toren; für Damenhandball ein ungewöhnlich torreiches Ergebnis. Entsprechend ärgerte sich die Trainerin der Heimmannschaft, trotz der Führung, über die vielen Gegentore. „In der zweiten Halbzeit will ich, das ihr nicht wieder 15 Tore kassiert“, mahnte sie während der Halbzeitbesprechung an. Und um es nochmals ganz deutlich zu machen, rief sie den Spielerinnen beim Hinausgehen erneut laut hinterher: „Und nicht wieder 15 Tore!“ Wenn sie gewusst hätte, wie gut ihre Spielerinnen auf sie hören. Das Spiel endete 36:30. Trotz des deutlichen Sieges kassierte ihr Team also wiederum 15 Gegentreffer! Genau das, was doch auf jeden Fall vermieden werden sollte.
Wie kommt es dazu? Ist das nur Zufall? Wohl kaum, aber was steckt dann dahinter? Die Erklärung ist ganz einfach. Die Trainerin hat einen simplen, aber entscheidenden Fehler gemacht. Unser Unterbewusstsein hört nämlich keine Verneinungen. Was bei den Spielerinnen ankam, war nicht das, was eigentlich gemeint war, sondern genau das Gegenteil. Die Botschaft: „Nicht wieder 15 Tore“, wurde vom Unterbewusstsein der Spielerinnen als: „Wieder 15 Tore!“ verstanden. Das funktioniert darüber, dass genau das Verneinte als Bild im Unterbewusstsein präsentiert wird. Wenn ich Sie z. B. dazu auffordere, jetzt auf keinen Fall an eine gelbe Zitrone zu denken, dann haben Sie für einen kurzen Moment genau dieses Bild im Sinn. Und damit erzielt dieses Bild seine Wirkung.
Daraus lässt sich etwas Einfaches ableiten: Formulieren Sie Ihre Anleitungen immer positiv! Statt zu sagen, was die Athleten nicht tun sollen, vermitteln Sie ihnen ein Bild von dem, was Sie von ihnen erwarten. An einem einfachen Beispiel lässt sich das gut deutlich machen. Eine typische Aufforderung vor einem Hockeyspiel lautet: „Den Gegner nicht in den eigenen Schusskreis lassen“, denn dann kann der Gegner keine Treffer erzielen. Viel besser wäre es aber, stattdessen zu sagen: „Wir fangen den Gegner schon vor dem Schusskreis ab“, oder: „Vor dem Schusskreis stehen wir wie eine Wand.“ Schon ist für die Spieler ein positives Bild erkennbar, welches sie nun tatkräftig umsetzen können.
Übertragen auf die oben erzählte Geschichte aus dem Handballsport, hätte die Trainerin also besser gesagt: „In der zweiten Halbzeit kassieren wir nur noch 10 Tore“, oder: „Ab jetzt sind wir in der Abwehr ganz wachsam und aggressiv.“ Auch das bekannte Zitat von Huub Stevens („Die Null muss stehen.“) ist ein schönes Beispiel für eine positive Formulierung, da er hier nicht vom Verhindern von Gegentreffern spricht, sondern ein positives Bild schafft.
Außerdem achten Sie darauf, dass Sie betont und abwechslungsreich sprechen. Nichts ermüdet mehr, als eine tonlose Sprache und „immer die gleiche Leier“. Sprechen Sie gestenreich und bildhaft. Das spricht bei den Spielern mehr Sinne an und erhöht so die geistige Aktivierung. Hierbei helfen Formulierungen wie: „Es fühlt sich an wie ...“, „Es schmeckt nach ...“, „Ich stelle mir vor, dass ...“ oder: „Könnt ihr es spüren?“
Sprechen Sie zudem die Spieler immer wieder mit Namen an. Sie kennen das sicher, sobald Sie einen Athleten in der Gruppe namentlich nennen, schaut dieser zu Ihnen hin und hört schlagartig besser zu. Überhaupt, halten Sie Blickkontakt! Lassen Sie Ihren Blick immer wieder durch die Reihen schweifen. Die Kunst eines Redners liegt auch darin, dass jeder Zuhörer sich persönlich beachtet und angesprochen fühlt. Und das erreicht man am leichtesten über Namensnennung und Blickkontakt.
6.5 Zeit
„Du kannst über alles reden, nur nicht länger als 45 Minuten.“ So lautet ein alter Rhetorikmerksatz. Die Zeit bildet den limitierenden Faktor. Unsere Aufnahmefähigkeit ist begrenzt. Zu Anfang hören wir gut und gerne zu, doch schon bald ermüden wir, sodass unsere Informationsaufnahme zurückgeht. Was macht es also für einen Sinn, wenn die Videobesprechung 60 Minuten dauert, aber schon nach der Hälfte der Zeit alle Anwesenden abschalten? Sie haben die Wahl: Entweder Sie beschränken Ihre Besprechung auf 30-45 Minuten. Das ist erfahrungsgemäß der Zeitraum, welchen wir Menschen gut ohne Pause und Bewegung
Weitere Kostenlose Bücher