Erfolgreiches Teamcoaching
Beides erzeugt eine besondere Spannung, die sich auf die Spieler überträgt. Besonders, wenn es die Spieler von Ihnen sonst anders kennen. Auch hierzu will ich ein Beispiel erzählen:
Sehr beeindruckt hat mich ein Erlebnis mit einer Handballmannschaft, wo die Trainerin gerade über ganz leises Sprechen die richtige Stimmung erzeugt hat. Sie mussten gegen den frisch gekürten Meister und Erzrivalen spielen, brauchten aber den Sieg, um in den Europapokal einzuziehen. In der Kabine war es vor dem Spiel ganz still. Die Trainerin sprach sehr akzentuiert, aber leise, ein für sie ungewöhnliches Verhalten. Dadurch vermittelte sie den Spielerinnen, dass es ein besonderes Spiel war und weckte entsprechende, gespannte Emotionen. Für mich stellte diese gelungene Abschlussbesprechung einen mit entscheidenden Faktor dafür dar, dass die Mannschaft am Ende überraschenderweise gewann.
Von großem Nutzen ist es, Bilder zu schaffen, die Emotionen wecken. Bilder haben einen starken emotionalen Wert. Erinnern Sie Ihre Athleten z. B. an frühere große Erfolge. Lassen Sie sie sich ihr Ziel vorstellen. Verwenden Sie Symbole, um auszudrücken, was Sie wünschen („Hinten stehen wir jetzt wie eine Festung.“) Gute Beispiele für eine bildhafte Sprache liefern die berühmte Rede von Martin Luther King („I have a dream“) und die Antrittsrede von Nelson Mandela als südafrikanischer Präsident. Beide Reden haben visionäre Züge und Visionen wirken emotional sehr anregend. Sie entwickeln eine große Kraft, die Menschen inspirieren und leiten kann.
Emotionale Ansprache erreicht man auch über viele andere situationsbezogene Maßnahmen. Der Hockeybundestrainer hat das zum Beispiel einmal sehr geschickt gemacht, als er seiner Mannschaft Bilder von den belämmerten Gesichtern der Niederländer gezeigt hat, wie diese mit ansehen mussten, dass wir für unseren Sieg bei der Champions-Trophy in Rotterdam geehrt wurden. Da die Niederländer die großen ungeliebten Konkurrenten im Hockey sind, lösten die Bilder bei den Spielern große Schadenfreude aus und weckten den Wunsch, dasselbe bei der Weltmeisterschaft wieder zu erleben.
7 Wohin wollen Sie gehen? – Die Wirkung von Zielen
„Der Weg ist das Ziel. Aber das Ziel bestimmt den Weg.“
Mal ganz ehrlich, wann machen Sie eigentlich etwas, ohne ein Ziel oder eine Absicht dahinter zu haben? Warum lesen Sie gerade in diesem Buch? Wahrscheinlich, weil Sie gerne etwas Neues erfahren möchten. Oder weil Sie ein konkretes Problem haben und dafür eine Lösung suchen. Vielleicht sogar, weil Sie sich langweilen und deshalb einfach in dem Buch blättern. In jedem Fall verfolgen Sie eine Absicht damit. Sie wollen etwas erhalten oder erreichen.
Wenn es aber stimmt, dass alle unsere Handlungen auf ein Ziel hin ausgerichtet sind, warum gehen wir dann nicht bewusster mit diesen Zielen um? Wie oft erlebe ich es, dass Mannschaften vor der Saison kein gemeinsames Ziel definieren. Warum? Wenn Sie sich zu Weihnachten eine bestimmte CD wünschen, tun Sie doch auch gut daran, Ihrem Lebenspartner etwas davon zu sagen. Wie sonst soll er (oder sie) wissen, was Sie sich wünschen? Wünsche werden viel eher erfüllt, wenn man sie eindeutig formuliert. Und Ziele viel eher erreicht, wenn man sich traut, sie zu benennen.
7.1 Angst vor der Niederlage als Hemmfaktor
„Ein angemessenes Ziel braucht den Mut, es womöglich nicht zu erreichen.“
Meine Erfahrung zeigt, dass viele Menschen deshalb keine Ziele formulieren, weil sie Angst haben, ihr Ziel nicht zu erreichen. Das ist verständlich, aber nicht sinnvoll. Wenn ich aus dem Haus gehe, um im Nachbarort einen Freund zu besuchen, dann weiß ich nicht, ob ich dort ankomme. Vielleicht springt mein Wagen nicht an oder die Straßen sind durch plötzlich auftretendes Blitzeis nicht einmal zu Fuß passierbar. Vielleicht begegne ich auch auf dem Weg einer Bekannten, mit der ich kurz entschlossen einen Kaffee trinken gehe. Oder ich stelle fest, dass ich den Herd nicht ausgemacht habe und kehre auf halbem Wege um. So vieles kann passieren, was meine Pläne durchkreuzt. Trotzdem käme ich nicht auf die Idee, mich gar nicht erst zum Freund aufzumachen.
Das Problem besteht darin, dass wir Menschen im Sport dazu neigen, das Nichterreichen eines Ziels als persönliches Scheitern zu empfinden. Dabei ist Verlierennormal. Jeder gewinnt im Laufe des Lebens immer wieder und jeder verliert auch einige Male. Ein Finale kann nur eine Mannschaft gewinnen, obwohl beide es wollen.
Weitere Kostenlose Bücher