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Erfrorene Rosen

Erfrorene Rosen

Titel: Erfrorene Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Kilpi
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gesunder Mann mittleren Alters. Aufgrund der Spuren am Herz konnte ich feststellen, dass die Todesursache ein Herzinfarkt war und es sich folglich um einen natürlichen Tod handelte.«
    »Was für Spuren waren das?«, fragt Olli.
    »Deutlich sichtbares Narbengewebe im Herzmuskel«, antwortet Jaatinen gequält. Er mag es nicht, von so einem Milchbart ausgefragt zu werden.
    »Narbengewebe?«, wundert sich Tossavainen.
    »Ja. Jeder Infarkt, auch ein kleiner, verursacht eine Nekrose im Herzmuskel und die hinterlässt bleibendes Narbengewebe.«
    »Ist das nicht ziemlich seltsam?«, fragt Tossavainen.
    »Was denn?«, wundert sich Jaatinen.
    »Dass die Nekrose schon vernarbt war.«
    »Was willst du damit andeuten?«, fragt Jaatinen misstrauisch.
    Tossavainen sagt nichts, er sieht Jaatinen unverwandt an und lässt ihn spüren, wie sich das Seil um ihn spannt. Denn er ist davon überzeugt, dass das Seil angezogen werden muss, und zwar fest.
    »Wie lange liegt er zurück?«, fragt er schließlich streng.
    »Der Infarkt?«
    »Ja. Wie lange?«
    »Wie lange, wie lange! Was soll das für eine Frage sein?«, protestiert Jaatinen.
    »Wie lange?«, wiederholt Tossavainen erbarmungslos.
    »Ich weiß es nicht«, stöhnt Jaatinen.
    »Wieso nicht? Wer weiß es dann? Ein Jahr, zwei?«
    »Vielleicht. In der Kartei war er nicht vermerkt. Wahrscheinlich war es ein so winziger Infarkt, dass der Mann gar nichts davon gemerkt oder höchstens gedacht hat, es wäre eine Grippe.«
    »Wenn er den Infarkt schon vor ein oder zwei Jahren hatte, wieso zum Teufel ist er erst jetzt gestorben?«
    »An diesem Infarkt ist er nicht gestorben«, faucht Jaatinen wütend. »Die Narben zeigen, dass eine Infarktneigung bestand, und wenn man die Art des Todes berücksichtigt, war die Diagnose recht klar!«
    »Recht klar? Was soll denn daran klar sein? Ein Mann stirbt ohne Grund und du behauptest, die Sache wäre klar!«
    »Ohne Grund?«, empört sich Jaatinen.
    »Ohne Grund!«, brüllt Tossavainen so laut, dass Olli zusammenzuckt. »Oder willst du das abstreiten?«
    Die Männer sehen sich an. Die Luft im Dienstzimmer ist plötzlich kälter geworden. Es ist, als hingen an der Decke Eiszapfen, von denen einer gerade abgebrochen und unter Ollis Hemd gerutscht ist.
    »Das passiert gelegentlich«, muss Jaatinen schließlich zugeben. Er wendet den Blick ab und betrachtet seine Fuchsie. »Knapp zwei Prozent aller Fälle. Bei manchen ist einfach die Batterie leer und das war’s. Die Todesursache ist nicht festzustellen.«
    »Aber du hast einen Infarkt als Todesursache angegeben«, sagt Tossavainen vorwurfsvoll. »Damit keiner Fragen stellt. Damit die Statistik besser aussieht. Es macht schließlich keinen guten Eindruck, wenn die Todesursache unbekannt bleibt.«
    »Darum ging es nicht«, verteidigt sich Jaatinen. »Es sah eben danach aus. Dass die Möglichkeit bestand. Eines Infarkts. Manchmal muss man von solchen Wahrscheinlichkeiten ausgehen.«
    »Gib mal her«, befiehlt Tossavainen barsch und streckt die Hand nach Jaatinens Papieren aus.
    Jaatinen zögert. Das Gespräch hat eine unangenehme Wende genommen, und wenn er nun auch noch seine Unterlagen aushändigt, gibt der Boden unter seinen Füßen vielleicht endgültig nach. Aber er hat keine Wahl.
    Tossavainen nimmt die Papiere und blättert sie zielstrebig durch. Seine Augen suchen nach den richtigen Zeilen, den richtigen Worten und finden sie.
    Tossavainen sieht Jaatinen nachdenklich an. »Henry muss noch einmal obduziert werden«, sagt er.
    Jaatinen lacht auf und sieht Olli an, der seinen Blick ebenso ernst erwidert wie Tossavainen.
    Bald wird auch Jaatinen wieder ernst. »Dazu reichen deine Befugnisse nicht aus«, erklärt er trotzig.
     

    »Wir haben wirklich keine ausreichenden Gründe«, erklärt Kylmänen und lässt den Obduktionsbericht auf seinen Schreibtisch fallen.
    »Wieso denn nicht?«, protestiert Tossavainen. »Wir haben einen unbekannten Verdächtigen, der möglicherweise töten will. Wir haben die potenziellen Opfer. Und eins davon ist ein toter Mann, bei dem die Todesursache nicht festgestellt wurde. Und das Beste kommt erst noch: Die Leichenflecken stimmen nicht mit der Position der Leiche überein. Jemand hat den Toten bewegt! Wieso reicht das nicht für eine zweite Obduktion?«
    »Die Sanitäter müssen Patienten oft in eine andere Lage bringen, um sie untersuchen zu können«, erwidert Kylmänen. »Dem Einsatzprotokoll nach kam zuerst der Krankenwagen und dann die Polizei.«
    »Im Bericht der

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