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Erfrorene Rosen

Erfrorene Rosen

Titel: Erfrorene Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Kilpi
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sich mit jemandem verabredet. Und zwar genau bei dieser Linde. Dann kam ein heftiger Windstoß und hat den Baum auf das Mädchen stürzen lassen. Von allen Linden auf der Esplanade mussten sie ausgerechnet die eine wählen, die morsch war, und gerade die wurde von der stärksten Bö getroffen. Sie hätten sich zehn Minuten früher verabreden können. Oder unter dem Baum nebenan.«
    »Was der Mensch doch für ein verdammtes Pech haben kann«, schnaubt Tossavainen.
    »Ich glaube nicht an Glück und Pech«, gesteht Olli. »Die gibt es nicht.«
    »Vielleicht nicht«, räumt Tossavainen ein, denn er hat den Eindruck, dass die Debatte kein Ende nimmt, wenn er sich darauf einlässt. Aber einen Augenblick lang fällt es ihm leichter, den Verdächtigen zu verstehen, seine Gedankenwelt und die Art, wie der Unbekannte seine Verbrechen vor sich selbst rechtfertigt. Die ist allerdings Selbstbetrug, denn wenn man davon ausgeht, dass das Schicksal existiert, kann man dann dieses Schicksal, gar das Schicksal eines anderen Menschen bewusst in die Hand nehmen? Diese Frage lässt Tossavainen keine Ruhe.
    Sein Handy klingelt mitten in der umgekehrten Beerdigung. Tossavainen holt es aus der Tasche, muss sich aber ein gutes Stück entfernen, weil der Bagger erneut lärmt. Olli bleibt an dem Grab stehen und hofft beinahe, dass Weeman nicht darinliegt.
    Tossavainen kommt zurück. »Das war Kylmänen.«
    »Und?«
    »Sie haben was gefunden.«
    »Was denn?«
    »Hat er nicht gesagt.«
     

    Tossavainen parkt in der schmalen Einfahrt hinter Kylmänens rotem Mercedes. Olli und er gehen auf das Laubenganghaus zu, vor dem zwei Streifenbeamte gerade eine aufgeregte alte Frau befragen. Die drei stehen an der Außentreppe, die zum Obergeschoss führt. Dort oben beugt sich Kylmänen über das Geländer und sieht seinen Männern mit düsterer Miene entgegen.
    Olli und Tossavainen gehen hinauf. Kylmänens Gesichtsausdruck lässt nichts Gutes erwarten. Als Olli den Laubengang betritt, nickt Kylmänen nur wortlos.
    Er öffnet die angelehnte Wohnungstür und reicht Tossavainen eine Taschenlampe. Gleich an der Tür schlägt ihnen starker Brandgeruch entgegen. Es riecht nach verbranntem Stoff, Holz, Papier und anderem Material, außerdem nach etwas, das Olli nicht zu identifizieren vermag.
    Als Olli die dunkle Wohnung betritt, bemerkt er, dass die Innenseite der Wohnungstür von dickem Ruß bedeckt ist. Die Wohnung ist fast völlig verkohlt. Tossavainen und Kylmänen lassen die Lichtkegel ihrer Taschenlampen ziellos über die Wände und den Fußboden streifen.
    Olli hat seine Lampe wieder einmal im Auto vergessen. Ohne eigenes Licht fällt es ihm schwer, ein Gesamtbild der Wohnung zu gewinnen, in die sie vordringen.
    Nach einigen Metern bleibt Kylmänen stehen und lässt den Lichtkegel langsam nach unten sinken. Tossavainen tritt hinzu und betrachtet ebenfalls irgendeine Masse.
    Als Olli näherkommt, verstärkt sich der Geruch. Er ist unangenehm und stechend, ähnlich wie der Geruch der durchsägten Knochen bei der Obduktion. Die hellen Lichtkegel wandern über ein Bündel, das auf dem Fußboden liegt. Olli kneift die Augen zusammen und muss eine ganze Weile hinsehen, bevor ihm klar wird, dass er die verkohlte Leiche eines Menschen betrachtet.
    Tossavainen geht in die Hocke und sieht die Leiche an, die ohne die Hilfe des rechtsmedizinischen Labors und des forensischen Zahnarztes nicht mehr zu identifizieren ist. Die Leiche liegt in Embryonalstellung zusammengekrümmt auf der linken Seite. Dieser Mensch hat die Welt in derselben Haltung verlassen, in der er gekommen ist.
    »Wer ist das?«, fragt Tossavainen.
    »Das kann jeder sein«, antwortet Kylmänen.
    »Der ist es also?«, überlegt Olli. »Das legitime Opfer?«
    »Sieht fast so aus«, entgegnet Kylmänen enttäuscht. Er richtet sich mit knackenden Knien auf und geht einige Schritte weiter zum Mittelpunkt der Wohnung, wo die von der Hitze verformten Reste des eines Metallgestells liegen, die von einem Campingtisch stammen könnten.
    »Irgendwas hat sich an dieser Stelle entzündet«, sagt Kylmänen und blickt an die Decke. »Wer immer die Person auf dem Fußboden ist, sie hat hier am Tisch gestanden, als das Feuer ausbrach.«
    »Eine Explosion?«, fragt Olli, merkt aber im selben Moment, dass diese Erklärung ausgeschlossen ist, da alle Fenster heil sind. »Eine Brandbombe«, korrigiert er sich.
    »Mit ziemlicher Sicherheit«, nickt Kylmänen. »Sie hat den Menschen da in Sekundenschnelle in eine Fackel

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