Erfüllen Sie meinen Herzenswunsch, Mylord!
smaragdgrünen Gewässer und neckte sich mit einem Jüngling, der neben ihr planschte und ebenso unbekleidet war wie sie. Die beiden lachten und bespritzten einander mit Wasser wie kleine Kinder. Dabei waren sie kaum mehr als solche zu bezeichnen, wie er unschwer erkennen konnte. Julias weibliche Formen unterschieden sich nicht von denen einer erwachsenen Frau, und der Junge musste wie sie dreizehn Jahre alt sein.
Außer sich vor Wut und Empörung, hörte er sich ihren Namen brüllen. Die beiden Jugendlichen erstarrten wie vom Donner gerührt und sahen sich um. Als sie den Viscount aus dem dichten Unterholz hervortreten sahen, begannen sie mit wild rudernden Armen zum Ufer zu waten.
„Julia, bleib, wo du bist!“, befahl Stacey seiner Tochter bestürzt, da sie auf ihrem Weg aus dem Wasser mehr und mehr von ihrer Blöße preisgab. „Und du Bursche, wer immer du bist, zieh dich an und komm augenblicklich her zu mir.“
Hastig stieg der Knabe in seine Hosen und griff nach Hemd und Joppe. Anstatt sich jedoch reumütig bei dem zornigen Vater seiner Spielgefährtin einzustellen, rannte er in das Unterholz, als sei der Leibhaftige hinter ihm her. Stacey ließ ihn entkommen und richtete seine Aufmerksamkeit auf Julia. Sie war aus dem Wasser gestiegen und kehrte ihm den Rücken zu, um sich die Chemise über den Kopf zu streifen. „Wenn du anständig angezogen bist, treffen wir uns bei deinem Pferd. Ich erwarte dich dort“, sagte er und machte auf dem Absatz kehrt.
Wenige Minuten später stand sie vor ihm und blickte mit funkelnden blauen Augen zu ihm auf. „Ich habe keine Ahnung, weshalb du dich so aufregst“, erklärte sie trotzig und kletterte auf ihr Pferd. „Wir haben nichts Schlimmes getan.“
Um nichts zu sagen, was er später bereute, schwieg er lieber. Er schwang sich in den Sattel und lenkte Ivor zum Haus, ohne ein Wort zu sagen, während Julia ihm mürrisch folgte.
Sie übergaben die Tiere dem Stallmeister, und als sie die Freitreppe zum Eingang hinaufstiegen, befahl er: „Geh auf dein Zimmer und zieh dich um. Wenn du wieder ansehnlich bist, kommst du in die Bibliothek. Ich wünsche mit dir zu sprechen.“
Auf dem Weg zur Bibliothek passierte er das kleine Gesellschaftszimmer. Die Tür stand halb offen, und im Vorübergehen sah er seine Eltern links und rechts neben dem Kamin in ihren bevorzugten Sesseln sitzen. Die Mutter war mit Stickarbeiten beschäftigt, während der Vater die Tageszeitung las. Die beiden erweckten einen derart zufriedenen Eindruck, dass Stacey beschloss, seiner Wut Luft zu machen. Kurz entschlossen kehrte er um und betrat den Salon.
„So sieht es also aus, wenn ihr euch um meine Tochter kümmert, während ich fort bin“, polterte er und warf dem Vater einen vorwurfsvollen Blick zu. „Du sitzt hier und liest, während deine Enkelin verwildert. Dank dir ist sie ruiniert.“
„Himmel, was hat sie getan?“, erkundigte sich die Countess bestürzt.
„Das ist eine gute Frage. Ich nahm eine Abkürzung durch den Park, und wen fand ich am See? Meine Tochter, eure geliebte Enkeltochter. Sie planschte im Wasser …“
Lady Malcomby erbleichte. „Gütiger Himmel, hat sie sich arg verkühlt? Sie wird sich den Tod holen. Ich hoffe, du hast Susan zu ihr geschickt, damit sie mehr Holz in den Kamin legt …“
„Wenn sie ein Junge wäre, würde ich ihr so gehörig den Hosenboden versohlen, dass sie eine Woche lang nicht mehr sitzen kann.“
„Halt an dich“, mahnte der Vater. „Du übertreibst.“
„Ihr habt das Schlimmste noch gar gehört“, schimpfte der Viscount. „Sie war so nackt, wie Gott sie schuf …“
„Nackt!“, rief die Countess in schrillem Ton und ließ ihre Stickerei fallen. „Willst du sagen, sie hatte keine Kleider an?“
„Nichts, nicht einmal ihre Chemise. Doch der Gipfel war, dass irgendein Bauerntölpel mit ihr zusammen im Wasser planschte. Sie lachten und fanden Vergnügen daran, sich mit Wasser zu bespritzen …“
„War er auch … gütiger Himmel, war er …?“
Stacey nickte. „Splitternackt. Jetzt werdet ihr mir vielleicht sagen können, wie ich in dieser Angelegenheit am besten vorgehe, denn ich habe nicht die geringste Ahnung, was ich tun soll. Am liebsten würde ich sie übers Knie legen.“
„Das hilft nichts“, bemerkte der Vater nachdenklich. „Sie ist ein Kind und wird sich ihres Fehlverhaltens nicht bewusst sein, und wenn man ein großes Spektakel aus der Angelegenheit macht, dürfte das ihren Eigensinn nur
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