Erfuellt
fähig.
»Lass Della los!«, hörte ich Blaires Stimme wie die eines rettenden Engels durch die Dunkelheit hallen, und ich weinte vor Erleichterung. Als ich mich umdrehte, sah ich, dass sie eine Pistole auf Angelina gerichtet hielt. Ach du großer Gott!
»Was soll der Scheiß?«, schrie Angelina. Sie zog noch fester an meinem Haar. Ich hätte irgendwie zurückschlagen müssen, aber im Moment hatte ich vor Blaires Pistole noch mehr Angst als vor Angelina. Hatte Blaire irgendeine Ahnung, wie man so ein Ding benutzte?
»Lass sie los, und geh einen Schritt von ihr weg!«, herrschte Blaire sie an. Das beeindruckte und verängstigte mich zugleich.
Angelina lachte laut auf. Ja, dieses Mädchen war einfach völlig durchgeknallt. Jemand richtete eine Waffe auf sie und sie kicherte los? Ich hatte sogar Angst zu atmen.
»Das Ding ist doch nicht mal echt. Bin ja nicht dämlich! Zisch schon ab, und kümmere dich um deinen eigenen Kram, anstatt hier Charlie’s Angelszu spielen«, sagte Angelina.
Blaires Pistole machte ein Geräusch, das deutlich machte, dass die Waffe schussbereit war. Ich kannte es aus dem Fernsehen.
»Hör mal, Bitch. Wenn ich wollte, dann könnte ich von hier aus deine beiden Ohren piercen, ohne dass dir dabei deine Frisur zerzaust.« Der Ausdruck in Blaires Augen sollte vielleicht dazu dienen, Angelina zu warnen, aber ich konnte auch erkennen, dass sie es durchaus ernst meinte. Ich war unglaublich erleichtert. Scheinbar konnte sie das Ding tatsächlich bedienen.
Angelina ließ mich los, und ich nutzte die Chance, um Abstand zu gewinnen. Okay, vielleicht konnte Blaire die Waffe tatsächlich benutzen – aber ich wollte trotzdem nicht unbedingt in die Schusslinie geraten.
»Hast du eigentlich eine Ahnung, mit wem du es zu tun hast? Ich könnte dich fertigmachen. Dafür wirst du für lange Zeit im Gefängnis sitzen«, fauchte Angelina. Auch wenn sie sich große Mühe gab, sie zu verbergen, entging mir die Panik in ihrer Stimme keineswegs. Und Blaire sicher auch nicht.
»Wir stehen hier zu dritt in der Dunkelheit. Du weist keinen einzigen Kratzer auf. Della blutet und hat Prellungen, und es steht unsere Aussage gegen deine. Wer du bist, ist mir völlig egal. Es sieht nicht gut für dich aus.«
Angelina wich zurück, aber vor einer Kugel konnte man nun mal nicht davonlaufen. »Mein Daddy wird davon erfahren. Er glaubt mir«, sagte sie mit zittriger Stimme.
»Gut. Mein Mann wird auch davon hören, und der glaubt mir erst recht«, erwiderte Blaire gelassen.
Angelina lachte. »Tja, aber mein Daddy könnte diese Stadt kaufen. Du hast dich mit der Falschen angelegt!«
»Ach wirklich? Dann zeig mir, was du kannst! Augenblicklich hast du jedenfalls eine Frau mit einer geladenen Waffe vor dir, die bewegliche Ziele trifft. Also bitte: Zeig, was du kannst«, zischte Blaire auf diese unnachahmlich toughe Weise. Zu gern wäre ich gewesen wie sie. Ich wollte auch stark sein.
Dennoch zog ich lediglich die Beine an, schlang meine Arme um meine Knie und betete, dass sich die Situation irgendwie klären ließe, ohne dass die Waffe zum Einsatz kam.
»Wer bist du überhaupt?«, fragte Angelina. Mir war gar nicht klar gewesen, dass Angelina nicht wusste, wer Rush Finlays Frau war. Wegen seines Vaters war er eine kleine Berühmtheit. Ich hatte gedacht, dass alle Welt Blaire kannte.
»Blaire Finlay«, antwortete sie.
»Scheiße! Rush Finlay hat einen Bauerntrampel mit einer Knarre geheiratet! Schwer zu glauben, ehrlich gesagt«, spottete Angelina. Sie schien sich wirklich immer für etwas Besseres zu halten.
»Ich würde ihr lieber glauben. Schließlich ist sie bewaffnet«, ertönte Rushs Stimme plötzlich hinter Blaire. Endlich atmete ich wieder aus. Ich hatte die ganze Zeit die Luft angehalten. Gott sei Dank war er hier!
»Willst du mich verarschen? Diese Stadt ist verrückt. Alle hier, ohne Ausnahme!« Angelina schrie beinahe.
»Na, du warst es doch, die eine unschuldige Frau wegen eines Mannes im Dunkeln zusammengeschlagen hat«, sagte Blaire. »Wenn hier einer verrückt ist, dann ja wohl du.«
»Schön. Lass gut sein. Mir reicht’s!«, schrie Angelina gellend und verschwand Richtung Parkplatz. Ich befand mich immer noch in Schockstarre. Blaire senkte die Waffe, sicherte sie wieder, drückte sie Rush in die Hand und rannte zu mir. Ich konnte nur dasitzen und sie dumpf anstarren. Eben hatte sie doch tatsächlich meinetwegen eine Frau mit einer Waffe bedroht. Irgendwie konnte ich das alles noch nicht richtig
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