Erfuellung
Ich goss ihm eine Tasse ein und schob sie zu ihm rüber.
Er nahm den Becher und prostete mir damit zum Dank zu. »Darf ich dich etwas fragen?«
»Schieß los.«
»Magst du Tatiana auch? Ist es nicht komisch für dich, uns beiden hier zu begegnen?«
Ich zuckte mit den Achseln. »Um ehrlich zu sein, kenne ich Tatiana überhaupt nicht richtig. Sie trifft sich nicht so mit Cary und mir, wie du das tust.«
»Oh.«
Ich wandte mich zum Gehen und drückte seine Schulter, als ich an ihm vorbeiging. »Schönen Tag.«
»Dir auch.«
Auf der Taxifahrt zur Arbeit checkte ich mein Handy. Fast ärgerte es mich, nicht zu Fuß gegangen zu sein, da der Fahrer die Seitenscheibe unten ließ und offenkundig die Anwendung von Deo verabscheute. Die einzige Rettung war, dass es mit dem Wagen schneller ging.
Ich hatte eine Nachricht von Brett um sechs Uhr morgens erhalten: Gerade gelandet. Bis heut Abend. Freu mich schon!
Ich antwortete ihm mit einem Smiley.
Megumi sah blendend aus, als ich sie im Büro traf, und das freute mich. Will dagegen wirkte vollkommen niedergeschlagen. Er blieb an meinem Tisch stehen, als ich gerade meine Handtasche verstaute, und stützte sich mit verschränkten Armen auf die niedrige Trennwand.
»Was ist los?«, fragte ich ihn und sah zu ihm auf.
»Hilfe! Ich brauche Kohlehydrate.«
Lachend schüttelte ich den Kopf. »Ich finde es süß, dass du dich deiner Freundin zuliebe durch diese Diät quälst.«
»Ich sollte mich nicht beklagen«, sagte er. »Sie hat etwa fünf Pfund abgenommen – die sie meiner Meinung nach gar nicht zu viel hatte –, und sie sieht umwerfend aus, hat Energie ohne Ende. Aber, Gott im Himmel … ich fühle mich total schlapp. Mein Körper ist einfach nicht dafür gemacht.«
»Soll das etwa eine Einladung zum Mittagessen sein?«
»Bitte.« Er legte seine Hände aneinander, als würde er beten. »Du bist eine der wenigen Frauen, die ich kenne, die das Essen genießen.«
»Was man meinem Hintern allerdings auch ansieht«, erwiderte ich reuevoll. »Aber, klar. Ich bin dabei.«
»Du bist die Beste, Eva.« Er machte einen Schritt zurück und stieß mit Mark zusammen. »Ups, tut mir leid.«
Mark grinste. »Nichts passiert.«
Während Will an seinen Schreibtisch zurückkehrte, wandte Mark sich mit einem Lächeln mir zu.
»Um halb zehn kommen die Leute von Drysdel«, erinnerte ich ihn.
»Genau. Und mir ist da noch etwas eingefallen, das ich gerne vor ihrem Eintreffen mit der Strategieabteilung durchgehen würde.«
Ich schnappte mir meinen Tablet-PC, stand auf und dachte dabei, dass uns verdammt wenig Zeit blieb. »Du gibst ganz schön Vollgas, Boss.«
»Nur so geht’s. Und los.«
Der Tag verging wie im Flug, und ich hetzte im Hochgeschwindigkeitstempo hindurch, angetrieben von einer rastlosen Energie. Selbst das frühe Aufstehen oder die Piroggen, die ich zu Mittag aß, konnten mich nicht bremsen.
Um Punkt fünf machte ich Feierabend. Auf der Toilette wechselte ich rasch von meiner Rock-Bluse-Kombination in ein legeres hellblaues Jerseykleid, schlüpfte in ein Paar Keilsandaletten, tauschte die Diamantohrstecker gegen Silberkreolen und verwandelte meinen Pferdeschwanz in einen lockeren Dutt. Dann eilte ich runter in die Lobby.
Auf dem Weg zu den Drehtüren am Eingang sah ich Cary draußen auf dem Bürgersteig, wie er mit Brett sprach. Ich hielt inne und nahm mir die Zeit, den Anblick meines alten Schwarms zu genießen.
Bretts kurz geschorene Haare besaßen von Natur aus einen dunkelblonden Ton, aber er hatte die Spitzen platinblond gefärbt, und mit seinem gebräunten Teint und den smaragdgrünen Augen stand ihm dieser Look sehr gut. Auf der Bühne stand er normalerweise mit freiem Oberkörper, doch heute trug er zu seinen schwarzen Cargohosen ein blutrotes T-Shirt. Seine muskulösen Arme zierten unzählige Tattoos.
In diesem Moment drehte er den Kopf und blickte in die Eingangshalle. Sofort ging ich weiter, und mir wurde ein wenig flau im Magen, als er mich schließlich entdeckte. Auf seinem auf raue Art attraktiven Gesicht zeigte sich sofort dieses Killerlächeln mit dem unwiderstehlichen Grübchen.
Großer Gott, er war teuflisch sexy.
Um nicht zu viel von mir preiszugeben, zog ich meine Sonnenbrille aus der Tasche und setzte sie auf. Ich holte noch einmal tief Luft, trat durch die Drehtür und bemerkte in diesem Augenblick den Bentley, der unmittelbar hinter Bretts Limo parkte.
Brett pfiff anerkennend. »Verflucht, Eva, du wirst immer schöner.«
Ich schenkte
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