Erfuellung
meines Lebens war der Tag, an dem wir uns begegnet sind.«
Die Worte trafen mich wie ein Schlag. Ich schluckte schwer und flüsterte: »Okay, du hast gewonnen. Du kannst ihn reinstecken.«
Die Schatten verschwanden aus seinem Gesicht, ein Lächeln hatte sie davongejagt. »O Gott, ich bin verrückt nach dir.«
Ich lächelte zurück: »Ich weiß.«
6
Ich wachte in kalten Schweiß gebadet auf, mein Herz pochte heftig. Ich lag im Bett, schwer atmend, mein Geist kämpfte sich aus den Untiefen des Schlafes empor.
»Runter von mir!«
Gideon . Mein Gott.
»Rühr mich verdammt noch mal nicht an!«
Ich warf die Decken von mir, sprang aus dem Bett und rannte den Flur entlang ins Gästezimmer. Ich suchte verzweifelt nach dem Lichtschalter an der Wand und schlug mit der flachen Hand dagegen. Das Licht explodierte im Zimmer, und ich sah Gideon, wie er sich auf dem Bett wand, die Beine in die Bettdecke verschlungen.
»Nicht. O Gott …« Er bäumte sich auf, die Hände krallten sich ins Bettlaken. »Das tut weh !«
»Gideon!«
Er zuckte heftig. Ich lief zu seinem Bett hinüber, mein Herz zog sich bei seinem Anblick zusammen. Er war erhitzt und schweißüberströmt. Ich legte ihm die Hand auf die Brust.
»Rühr mich verdammt noch mal nicht an!«, zischte er, packte mein Handgelenk und drückte es so heftig, dass ich aufschrie vor Schmerz. Seine Augen waren geöffnet, aber er konnte mich nicht sehen. Er war noch immer in seinem Albtraum gefangen.
» Gideon! « Ich wollte mich befreien.
Mit einem Ruck richtete er sich auf. Er schnappte nach Luft, blickte wild um sich. »Eva.«
Er ließ mich los, als ob er sich an mir verbrannt hätte, schob sich das feuchte Haar aus dem Gesicht und sprang aus dem Bett. »Mein Gott, Eva … habe ich dich verletzt?«
Ich rieb mir das Handgelenk, schüttelte aber den Kopf.
»Lass mich sehen«, sagte er heiser und streckte mir seine zitternde Hand entgegen.
Ich ließ die Arme sinken, ging zu ihm und umarmte ihn, so fest ich konnte, meine Wange an seine schweißnasse Brust gepresst.
»Mein Engel.« Zitternd klammerte er sich an mich. »Es tut mir leid.«
»Nicht, Liebster. Es ist alles okay.«
»Ich will dich festhalten«, flüsterte er und sank mit mir zu Boden. »Lass mich nicht allein.«
»Niemals«, versprach ich, meine Lippen an seiner Haut. »Niemals.«
Ich ließ Badewasser ein und stieg mit ihm in die große Eckbadewanne. Ich setzte mich auf die höchste Stufe hinter ihm, wusch sein Haar und fuhr mit seifigen Händen über seine Brust und seinen Rücken, um den eiskalten Schweiß des Albtraums abzuwaschen. Das heiße Wasser beruhigte sein Zittern, aber die dunkle Verzweiflung in seinen Augen ließ sich nicht mit einfachen Mitteln vertreiben.
»Hast du jemals mit einem Menschen über deine Albträume gesprochen?«, fragte ich ihn und ließ warmes Wasser aus dem Schwamm auf seine Schulter fließen.
Er schüttelte den Kopf.
»Das solltest du aber«, sagte ich sanft. »Und ich bin dein Mädchen.«
Er ließ sich Zeit mit der Antwort. »Eva, wenn du Albträume hast … ähneln sie eher den tatsächlichen Ereignissen, die du durchlebt hast? Oder ist die Situation irgendwie verändert?«
»Meist sind es Erinnerungen. Lebensecht. Deine nicht?«
»Manchmal. Aber manchmal sind sie auch anders. Fantasieprodukte.«
Ich ließ das eine Minute lang auf mich wirken und wünschte mir, die Ausbildung und die nötigen Kenntnisse zu haben, um ihm wirklich helfen zu können. Aber ich konnte ihn nur lieben und ihm zuhören. Ich hoffte, dass dies ausreichte, denn seine Albträume zerrissen mich genauso sehr wie ihn. »Verändern sie sich zum Guten oder zum Schlechten?«
»Ich setze mich zur Wehr«, sagte er leise.
»Aber er tut dir noch immer weh?«
»Ja, er gewinnt noch immer, aber wenigstens halte ich ihn mir so lange wie möglich vom Leib.«
Ich tauchte den Schwamm wieder unter, übergoss seinen Rücken mit Wasser und versuchte dabei, einen beruhigenden Rhythmus einzuhalten. »Du solltest dich nicht verurteilen. Du warst doch noch ein Kind.«
»Genau wie du.«
Ich schloss die Augen bei dem Gedanken, dass Gideon die Fotos und Videos kannte, die Nathan von mir aufgenommen hatte. »Nathan war ein Sadist. Es ist ganz natürlich, dass man sich gegen physischen Schmerz auflehnt, also hab ich es getan. Das ist keine Frage des Mutes.«
»Ich wünschte, er hätte mir auch größere Schmerzen zugefügt«, stieß er hervor. »Ich verabscheue den Gedanken, dass er mich dazu gebracht hat, es zu
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