Erfuellung
Haben wir reinen Tisch gemacht und so weiter? Oder gibt es etwas, das du mir noch sagen willst?«
Sie begann, unruhig herumzuzappeln, fast rang sie die Hände. »Eva. Du wirst nicht verstehen können, wie das ist, solange du selbst keine Kinder hast. Es ist entsetzlich. Und wenn man sicher weiß, dass sie in Gefahr sind …«
»Mom.«
»Und da draußen lauern noch weitere Gefahren, einfach weil du eine schöne Frau bist«, plapperte sie weiter. »Außerdem bist du mit mächtigen Männern verwandt. Das trägt nicht gerade zu deiner Sicherheit bei …«
»Wo sind sie, Mom?«
Sie schnaubte. »Diesen Ton muss ich mir nicht bieten lassen. Ich habe nur versucht …«
»Vielleicht solltest du besser gehen«, unterbrach ich sie kalt. Die Kälte in meinem Innern spiegelte sich in meiner Stimme wider.
»In deiner Rolex«, fauchte sie, und es war wie ein Schlag ins Gesicht.
Ich taumelte einen Schritt zurück, legte meine Hand instinktiv auf die Uhr an meinem linken Handgelenk, einem Examensgeschenk von Stanton und meiner Mutter, das ich bisher wie meinen Augapfel gehütet hatte. Ich hatte die dumme und sentimentale Idee gehabt, die Uhr irgendwann meiner Tochter zu vererben, wenn ich das Glück haben sollte, eine zu bekommen.
»Willst du mich verarschen?« Meine Finger öffneten den Verschluss, und die Uhr fiel mit einem dumpfen Schlag zu Boden. Es war überhaupt kein Geschenk gewesen, eher eine Handschelle. »Damit bist du eindeutig zu weit gegangen!«
Sie errötete. »Eva, du reagierst übertrieben. Es ist nicht …«
»Ich reagiere übertrieben? Ha! Mein Gott, das ist lächerlich. Wirklich.« Ich drückte Daumen und Zeigefinger zusammen und hielt sie ihr vors Gesicht. »Ich bin so dicht davor, die Polizei anzurufen. Und ich denke ernsthaft darüber nach, dich wegen Verletzung meiner Privatsphäre anzuzeigen.«
»Ich bin deine Mutter!« Sie verstummte, dann fuhr sie in bittendem Ton fort: »Es ist meine Aufgabe, dich zu beschützen.«
»Ich bin eine vierundzwanzigjährige, erwachsene Frau«, sagte ich kalt. »Dem Gesetz nach kann ich über mich selbst wachen.«
»Eva Lauren …«
»Nicht.« Ich hob die Hände und ließ sie wieder sinken. »Sag jetzt einfach nichts mehr. Ich gehe jetzt, denn ich bin dermaßen sauer, dass ich deinen Anblick nicht mehr ertragen kann. Und ich will auch nichts mehr von dir hören, es sei denn, du willst dich aufrichtig entschuldigen und bist in der Lage zuzugeben, dass du im Unrecht bist. Ich kann dir nicht vertrauen, dass du das hier nicht wieder tust.«
Ich ging in die Küche und holte meine Tasche. Als Cary mit einem Tablett halb voller Weingläser herauskam, begegneten sich unsere Blicke. »Ich komme später wieder.«
»Du kannst doch nicht einfach so gehen!«, schrie meine Mutter, offensichtlich stand sie kurz vor einem ihrer emotionalen Anfälle. Damit konnte ich jetzt nicht umgehen.
»Aber klar kann ich«, murmelte ich leise.
Meine gottverdammte Rolex. Allein der Gedanke daran schmerzte mich zutiefst, denn das Geschenk hatte mir so viel bedeutet. Jetzt bedeutete es gar nichts mehr.
»Lass sie gehen, Monica«, sagte Cary mit leiser, beruhigender Stimme. Er wusste besser als jeder andere, wie man Hysterie begegnen musste. Es war beschissen, dass ich ihn mit meiner Mom zurückließ, aber ich musste einfach weg von hier. Wenn ich in mein Zimmer gegangen wäre, hätte sie geweint und bittend vor meiner Tür gestanden, bis mir ganz übel gewesen wäre. Ich fand es furchtbar, sie so zu sehen und dass sie sich meinetwegen schlecht fühlte.
Ich verließ also meine Wohnung und verschwand rasch nebenan in Gideons Appartement, bevor ich in Tränen ausbrach oder meine Mutter hinter mir her kam. Ich konnte nirgendwo anders hin. Schließlich konnte ich mich wohl kaum vollkommen verstört und verweint in der Öffentlichkeit blicken lassen. Meine Mutter war immerhin nicht die Einzige, die mich überwachen ließ. Es bestand die Möglichkeit, dass die Polizei ein Auge auf mich hatte, auf jeden Fall auch Deanna Johnson und vielleicht sogar ein paar Paparazzi.
Ich kam nicht weiter als bis zu Gideons Couch. Dort warf ich mich in die Kissen und weinte hemmungslos.
7
»Mein Engel.«
Gideons Stimme und seine Hände holten mich aus dem Schlaf. Ich murmelte einen Protest, als er mich auf die Seite drehte, und dann wärmte die Hitze seines Körpers meinen Rücken. Er schlang einen seiner muskulösen Arme um meine Taille und zog mich dicht zu sich heran. Der Bizeps seines anderen Armes lag hart
Weitere Kostenlose Bücher