Erfuellung
wie versteinert. Er ging an mir vorbei, um den Müll in die Müllpresse zu werfen, dann kehrte er an meine Seite zurück.
»Du bist mit einer Reporterin befreundet?«, fragte Cary. »Bist du verrückt?«
»Nein, ich bin nicht mit ihr befreundet. Ich habe keine Ahnung, wie sie an meine Privatnummer gekommen ist, es sei denn, sie wurde von der Rezeption durchgestellt.«
»Was zum Teufel will sie?«
»Sie will einen Artikel über Gideon schreiben. So langsam macht sie sich bei mir unbeliebt. Sie ist ganz schön penetrant.«
»Ich gebe ihr eins vor den Latz, wenn sie wieder anruft.«
»Nein, tu das nicht.« Ich hielt Gideons Blick stand. »Gib ihr nur keinerlei Informationen. Was hast du ihr gesagt, wo ich bin?«
»Aus.«
»Perfekt. Danke, Cary. Ruf an, wenn du mich brauchst.«
»Viel Spaß beim Vögeln.«
» Du lieber Gott , Cary.« Ich schüttelte den Kopf und legte auf.
»Deanna Johnson hat bei dir angerufen?«, fragte Gideon und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Ja. Und ich werde sie jetzt zurückrufen.«
»Nein, das tust du nicht.«
»Halt den Mund, Höhlenmensch. Ich steh nicht auf diese ›Ich Cross, du Cross’ kleine Frau‹-Scheiße«, rief ich bissig. »Falls du es schon vergessen hast: Wir haben ein Abkommen. Du gehörst mir, und ich gehöre dir. Und ich beschütze das, was mir gehört.«
»Eva, du sollst nicht meine Kämpfe für mich austragen. Ich kann selbst für mich sorgen.«
»Das weiß ich. Das hast du schließlich dein Leben lang getan. Doch jetzt hast du mich. Ich regle diese Sache.«
Für einen Moment blitzte etwas in seinem Gesicht auf, so kurz, dass ich nicht sagen konnte, ob er langsam sauer wurde oder nicht. »Ich will nicht, dass du dich mit meiner Vergangenheit auseinandersetzen musst.«
»Du hast es mit meiner doch auch getan.«
»Das war etwas anderes.«
»Eine Bedrohung ist eine Bedrohung, Ace. Wir stecken zusammen in dieser Sache. Sie sucht den Kontakt zu mir, deshalb bin ich deine beste Waffe, um herauszufinden, worauf sie hinauswill.«
In einer frustrierten Geste hob er die Hand, bevor er sich damit durchs Haar fuhr. Ich musste mich zwingen, mich von dem Anblick seines Oberkörpers nicht ablenken zu lassen, der vor Ärger angespannt war. Seine Bauchmuskeln arbeiteten, sein Bizeps wurde hart. »Es interessiert mich nicht die Bohne, worauf sie hinauswill. Du kennst die Wahrheit, und du bist die Einzige, deren Meinung zählt.«
»Wenn du glaubst, ich bleibe still sitzen und warte darauf, dass sie dich in der Presse öffentlich an den Pranger stellt, dann bist du auf dem Holzweg!«
»Sie kann mich nur verletzen, wenn sie dich verletzt, und es ist möglich, dass das ihre eigentliche Absicht ist.«
»Das können wir nur herausfinden, wenn ich mit ihr rede.« Ich zog Deannas Karte aus meiner Tasche, stellte mein Telefon so ein, dass es meine Nummer unterdrückte, und wählte.
»Eva, verdammt!«
Ich schaltete den Lautsprecher ein und legte das Telefon auf die Arbeitsplatte.
»Deanna Johnson«, meldete sie sich mit forscher Stimme.
»Deanna, hier spricht Eva Tramell.«
»Eva, hi.« Ihre Stimmlage veränderte sich. Sie schlug einen freundschaftlichen Ton an, den nichts in unserem Verhältnis rechtfertigte. »Wie geht es Ihnen?«
»Gut. Und Ihnen?« Ich musterte Gideon und versuchte herauszufinden, ob der Klang ihrer Stimme irgendeine Wirkung auf ihn hatte. Er starrte zurück. Seine Wut machte ihn nur noch attraktiver. Ich fand mich langsam mit der Tatsache ab, dass ich ihn immer unwiderstehlich fand, egal, in welcher Stimmung er war.
»Die Ereignisse überschlagen sich, was in meinem Metier immer gut ist.«
»Genauso gut ist es, sich Klarheit über die Fakten zu verschaffen.«
»Das ist einer der Gründe, warum ich Sie angerufen habe. Laut einer meiner Quellen platzte Gideon in eine Ménage-à-trois, die aus Ihnen, Ihrem Mitbewohner und einem anderen Mann bestand, und ist ausgerastet. Der andere Kerl endete im Krankenhaus und verklagt Gideon nun wegen Körperverletzung. Stimmt das?«
Ich erstarrte. Das Blut rauschte in meinen Ohren. An dem Abend, da ich Corinne kennengelernt hatte, war ich nach Hause gekommen und hatte Cary in einem Gruppensexdurcheinander aus vier Leuten vorgefunden, zu dem auch ein Kerl namens Ian gehörte. Als Ian mir lüstern – und nackt wie er war – vorschlug mitzumachen, hatte Gideon dieses Angebot mit den Fäusten abgelehnt.
Ich sah Gideon an, und mein Magen krampfte sich zusammen. Es stimmte. Er wurde verklagt. Sein Gesicht
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