Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)
diesem Abend hatten ihn mit einer Art blindem Optimismus erfüllt.
Außerdem mit einer zu großen Menge Wein, wie er sich eingestand.
Nachdem seine Schwester sich auf Anraten ihrer aufmerksamen Heilerin zurückgezogen hatte, setzte die Musik ein. Einer der Arbeiter holte eine Trommel hervor, und als er sich zu den anderen Musikern gesellte, jauchzten viele fröhlich ihre Zustimmung. Tische und Bänke wurden beiseitegeschoben, und bald schon fanden sich immer mehr Paare, die im Takt der Musik tanzten. Er hatte sich so überschwänglich gefühlt, dass er an nichts anderes denken konnte als daran, mit Brenna zu tanzen. Sie lachte gerade über etwas, das die Jägerin sagte. Er näherte sich ihr, verbeugte sich elegant und bat sie um die Ehre des nächsten Tanzes.
Alle Farbe wich aus der unvernarbten Hälfte ihres Gesichts, das ließ die andere Seite im Kontrast nur noch deutlicher hervorstechen. In der typischen Geste, die Cuchulainn langsam zu hassen begann, senkte sie den Kopf und versteckte sich hinter einer Wand aus dunklem Haar.
„Nein. Ich kann nicht tanzen.“
Ihre Stimme war wieder zu dem zittrigen Flüstern geworden, mit dem sie anfangs zu ihm gesprochen hatte. Aus irgendeinem Grund machte ihn das auf einmal furchtbar wütend.
„Du kannst nicht tanzen? Eine Frau, die eine Wunde nähen, einen gebrochenen Arm richten und ein Baby zur Welt holen kann, kann nicht tanzen?“
Er hatte nicht beabsichtigt, so sarkastisch zu klingen – wirklich nicht.
Brennas dunkle Augen hatten sich auf ihn gerichtet, und durch den Schleier ihrer Haare vermeinte er, sie wütend aufblitzen zu sehen. Er erinnerte sich daran, darüber froh gewesen zu sein, gedacht zu haben, dass jede Gefühlsregung besser war, als wenn sie sich wieder komplett zurückziehen würde.
„Die Fähigkeiten, die du erwähnst, habe ich lernen dürfen. Leider hatte ich nicht die Gelegenheit, auch das Tanzen zu lernen.“
„Dann hast du sie jetzt.“
Er zuckte zusammen, als er sich an die arrogante Geste erinnerte, mit der er ihr die Hand hingestreckt hatte, sicher, dass sie sie ergreifen würde. So sicher, dass ihm das Schweigen der Menschen um sie herum nicht aufgefallen war, die gespannt ihren Wortwechsel beobachteten. Brennas Blicke waren wie kleine Vögel hin und her gehuscht auf der Suche nach einem Fluchtweg. Bei der Erinnerung knirschte er mit den Zähnen. Seine Arroganz hatte sie in den Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit gerückt.
„Nein. Ich … Nein“, sagte sie.
„Es ist nur ein Tanz, Brenna. Ich bitte dich nicht, meine Lebenspartnerin zu werden.“ Er lachte unterdrückt und hasste sich im gleichen Augenblick dafür und für die schnippischen Worte, die ihm über die Lippen gekommen waren.
„Ich habe nicht … Ich würde niemals denken …“
„Ich weiß, wo das Problem liegt“, mischte Brighid sich ein und übertönte mit ihrer Stimme Brennas leise gestotterte Worte. „Cuchulainn hat noch niemals das Wort ‚Nein‘ aus dem Mund einer Frau gehört. Offenbar ist er sich der Bedeutung dieses Wortes nicht bewusst.“
Gelächter brandete auf. Cuchulainn sah aus dem Augenwinkel etwas Farbiges aufblitzen, dann trat auch schon Wynne keck aus dem Kreis, der sich um ihn gebildet hatte. Sie kam mit wogenden Hüften und neckendem Schritt auf ihn zu, warf ihr flammend rotes Haar nach hinten und legte eine Hand selbstbewusst in seine, die er immer noch Brenna hinhielt.
„Die Heilerin hat recht, Cuchulainn. Vielleicht solltest du ein Mädchen wählen, das die Fähigkeiten besitzt, die du verlangst, und die nicht Nein sagt.“ Die Worte rollten verführerisch von ihrer Zunge.
Ermunternde Rufe erhoben sich aus der Gruppe, als Wynne ihn mit sich zur Tanzfläche zog und anfing, ihn in langsamen, verführerischen Bewegungen zu umkreisen. Cu fand mühelos in ihren Rhythmus und spiegelte ihre Bewegungen mit der gleichen sinnlichen, erdverbundenen Eleganz, die er auf dem Schlachtfeld zeigte. Im pulsierenden Takt der Trommel lockte Wynne ihn mit den sinnlichsten Versprechungen. Sie drückte ihren üppigen Körper an seinen, und durch den Weinnebel hindurch nahm er ihren Geruchwahr. Sie roch nach frisch gebackenem Brot und Gewürzen und nach Frau, aber anstatt ihn zu verzaubern, wie es sein sollte, erinnerte ihn ihr Duft nur an all das, was ihr fehlte. Sie roch nicht nach frisch gemähtem Gras und Frühlingsregen. Sie war nicht Brenna.
Immer noch tanzend drehte er sich um und schaute zum Tisch zurück. Brighid war noch da, und einen
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