Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)
unsicher, aber sie hielt seinem Blick stand und verbarg ihr Gesicht nicht hinter ihren Haaren.
„Geschenke von Epona? Um was handelt es sich?“
„Einen türkisgrünen Stein und eine Feder aus dem Flügel eines Vogels.“ Laut ausgesprochen klang es in ihren Ohren mit einem Mal trivial. Sie spürte, wie sie vor Scham errötete, aber Cuchulainn lachte nicht und zog sie auch nicht auf.
„Wirst du mir die eines Tages zeigen?“
Brenna nickte. Wie konnte eine einfache Frage sie so glücklich machen?
Die Wölfin saugte nicht mehr ganz so ungestüm, und Cu schaute das zerzauste Bündel an.
„Bitte sag mir, dass ich dieses Stinktier jetzt baden darf.“
Brenna musterte Fand. Sie hatte sich auf Cuchulainns Schoß zusammengerollt, der kleine Bauch war gerundet, und Milch tropfte ihr seitlich aus dem Maul. Dann schaute sie wieder Cuchulainn an. Sein Haar war ebenso zerzaust wie das Fell der Wölfin, und er hatte noch Schlaf in den Augenwinkeln. Sein Leinenhemd war nicht zugebunden und gab den Blick auf seine Brust frei, auf der Milch und Ausscheidungen der Wölfin trockneten, ebenso auf dem Kilt, den er sich nachlässig um die Hüften gewickelt hatte. Sowohl der Krieger als auch das Wolfsjunge brauchten dringend ein Bad.
„Als deine Heilerin kann ich dir versichern, dass du Fand baden darfst.“ Sie schaute die beiden mit krausgezogener Nase an.
Cuchulainn hob fragend eine Augenbraue. „Auch wenn ich in deiner Nähe manchmal wie ein ausgewachsener Tollpatsch wirke, kann ich mir dennoch denken, dass meine angekündigte Absicht, dir den Hof zu machen, bessere Aussicht auf Erfolg hat, wenn ich nicht nach Urin rieche. Würdest du dem zustimmen?“
Brennas Magen schlug einen Purzelbaum. „Ja.“
„Gut!“ Er stand so plötzlich auf, dass Fand ein tiefes Grollen von sich gab. Cu beruhigte die Wölfin, indem er sie nah an seiner Brust in sein Hemd steckte. „Du hast etwas zu essen mitgebracht?“ Er schaute auf den Korb und den Wein. „Sehr gut.“ Dann drehte er sich um und wühlte in der Kiste herum, die am Fuß des Bettes stand. Er zog einen sauberen Kilt und ein frisches Hemd heraus. Zufrieden schnappte er sich den Essenskorb und legte die frischen Leinentücher darüber. Dann hielt er der ungläubig zuschauenden Brenna eine Hand hin.
„Du musst mit uns kommen“, sagte er. „Es ist noch zu früh, um meine Schwester zu stören. Und sosehr ich es auch genieße, sie zu ärgern, nichts versetzt El in schlechtere Stimmung, als wenn sie im Schlaf gestört wird. Ich brauche sie aber bei guter Laune, wenn ich sie nachher offiziell um Erlaubnis bitte, dir den Hof zu machen – also fällt die Benutzung ihrer Badekammer aus. Fand und ich könnten in einem Zuber baden.“ Er blickte auf die kleine schmuddelige Wölfin an seiner Brust. „Aber ich fürchte, das wird nicht reichen.“ Abwesend kratzte er sich am Kopf und murmelte: „Ich hoffe, ich habe mir bei ihr keine Flöhe geholt.“ Dann erhellte ein jungenhaftes Grinsen seine Züge. „Also wirst du mir wohl die Badestelle zeigen müssen, die du gemeinsam mit Brighid und El benutzt hast.“
Brenna wusste nicht, was sie sagen sollte. Trotz der Stärke, die sie sich eingestanden hatte, schwankte sie immer noch zwischen Angst, diese überraschende Chance zu nutzen, und Sehnsucht nach diesem Krieger.
Cu trat zu ihr und nahm ihre Hand, um sie auf die Füße zu ziehen.
„Würdest du lieber keine Zeit mit mir alleine verbringen, Brenna?“
Brenna schluckte und sprach dann ohne nachzudenken die Wahrheit aus: „Ich habe Angst.“
Er hob ihre Hand an sein Gesicht und drückte sie an seine Wange, während er ihr unverwandt in die Augen schaute. „Ich auch, Liebste.“
Die Ehrlichkeit seiner Antwort machte ihr die Entscheidung entschieden leichter, und sie stieß den angehaltenen Atem aus. „Dann werden wir gemeinsam Angst haben.“
28. KAPITEL
Der Nebel hing immer noch dick zwischen den Bäumen, und Brenna fürchtete, die Badestelle nicht wiederzufinden. Doch als die Straße direkt an der seltsam geformten Kiefer eine Kurve machte, wusste sie sofort, dass dies die Stelle war, an der sie und ihre Freundinnen den Wald betreten hatten. Und richtig, nach nur wenigen Schritten hörte sie bereits das musikalische Plätschern von Wasser, das die dreifachen Stufen aus glattem Stein hinunterfloss.
Um das Wasserbecken herum war der Nebel noch dichter, und es kam Brenna vor, als hätte Epona absichtlich einen Schleier vorgezogen, um sie vor den Augen der
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