Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)
dich schlafen“, sagte er. „Du wirst morgen deine ganze Energie brauchen. Ich bleibe auf und wache über das Feuer.“ Und über dich, fügte er in Gedanken hinzu. Die Anspannung seiner Schwester mochte sich nach dem Verlassen des Dorfes etwas gelöst haben, aber seine Instinkte als Krieger ließen ihn wachsam bleiben, denn er war unruhig.
Warum konnte er Elphames Zukunft nicht deutlicher sehen? Warum war die Vision so dunkel und verschwommen? Und warum schien sie in Blut getränkt zu sein?
Elphame rollte sich zusammen und machte es sich in ihrem Schlafsack gemütlich. „Du kannst mir nichts vormachen, Cuchulainn“, sagte sie.
Ihre Augen waren geschlossen und ihre Stimme nur ein Flüstern, aber der sanfte Nachtwind trug ihre Worte klar und deutlich zu ihm herüber.
„Das ist nur noch mehr von diesem ‚Ich bin ein Krieger und muss meine Schwester beschützen‘-Unsinn.“
„Das klingt wie etwas, das Mutter sagen würde“, erwiderte er und fügte leise hinzu: „Wurde aber auch Zeit, dass du es bemerkst.“
Die Lippen seiner Schwester verzogen sich zu einem leichten Lächeln. Kurz darauf war sie tief eingeschlafen.
Elphame träumte, dass ihr Liebhaber in einem dunklen Nebel zu ihr kam, der sie umfing, als wären der Nacht Flügel gewachsen. Auch wenn sie unter seiner Berührung zitterte, hatte sie keineAngst. Bereitwillig bot sie sich der nebligen Erscheinung an, und er beugte sich zu ihr und trank von ihrer Liebe, während sie in die samtige Schwärze des mitternächtlichen Himmels flogen und ihr Bett inmitten der Sterne aufschlugen.
„Ich wusste, dass es umwerfend sein würde.“ Elphame seufzte glücklich. „Oh Cu, sieh dir meine Burg an.“
Sie standen am Saum des Kiefernwaldes, der die Landseite des Plateaus umgab, auf dem die MacCallan-Burg erbaut worden war. Der harzige, klare Geruch der Kiefern vermischte sich mit dem Salzduft des Ozeans und schien alles rein zu waschen – das Grün des Waldes wirkte satt und kräftig, das Weiß und Blau des Meeres glasklar und elegant, wenn es sich an den weit unten liegenden Felsen brach. Die Burg ragte vor ihnen auf. Eindrucksvoll thronte sie auf ihrem steinernen Sitz am Rande der prächtigen Klippe.
Elphame betrachtete ihr neues Zuhause und schwelgte im Wunder dieses ersten Anblicks. Reihe um Reihe Rotblütenbäume und Hartriegelsträucher standen in voller Blüte, Unkraut und Brombeerranken wucherten überall. Die Burg sah aus, als hätte sie seit Jahrhunderten geschlafen und darauf gewartet, von ihrer wahren Liebe mit einem Kuss erlöst zu werden.
Ein bisschen wie ich . Elphame war überrascht über diesen romantischen Gedanken, aber der Ausblick vor ihr und die Prophezeiung ihres Bruders weckten bei ihr ungeahnt romantische Gefühle. Etwas, wie sie erstaunt feststellte, das sie durchaus genoss.
War es das, was mir die ganzen Jahre über gefehlt hat, überlegte sie. Diese atemlose, abwartende Aufregung? Als ob jemand kurz davor wäre, einen Schlüssel in meinem Inneren umzudrehen und etwas Magisches freizusetzen?
Die Sonne kletterte langsam über die Baumwipfel. Vor Elphames Augen verwandelte sich das verträumte Rosa und Weiß des frühen Morgenhimmels in das Gold und Blau eines klaren Frühlingstages. Mit einem Mal wurde sie von einem unglaublichen Gefühl der Hoffnung erfüllt, als enthielte der Anbruch des neuen Tages auch für sie das Versprechen eines Neuanfangs. Ein Segen, den sie ihre Mutter oft zu Epona hatte sprechen hören, ging ihr durch den Kopf, und plötzlich hörte sie sich ihn laut aussprechen – auch wenn ihre Worte kaum mehr als ein zögerliches Flüstern waren.
„Große Göttin Epona, meine Göttin,
Ich stehe hier an einem neugeborenen Tag,
Ein Tag, angefüllt mit deiner Magie.
Ich stehe auf der Schwelle,
Vor deinem geheimnisvollen Schleier,
Und bitte um deinen Segen.
Lass mich zu deinem Ruhme arbeiten
Und zum Ruhme meines Geistes.“
Cuchulainn schwieg während des Gebets seiner Schwester. Teils aus Respekt vor Epona, teils aus Überraschung. Er hatte sie noch nie um Eponas Segen bitten hören. Im Gegenteil, Elphame schien es immer vorzuziehen, jede Erwähnung der Göttin zu vermeiden, die sie so offensichtlich berührt hatte. Bis zu diesem Morgen. Auch wenn er die Worte ihres Gebets kaum hören konnte, spürte er doch das einzigartige Summen von Magie in der Luft – wie viele Male zuvor, wenn seine Mutter ein Ritual für Epona durchgeführt hatte.
Wenn sie ihren Bruder angesehen hätte, hätte Elphame den
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