Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)
unter den Clans und dem einen oder anderen Überfall der barbarischen seefahrenden Milesianer hatte Partholon eine lange Periode des Friedens und Wohlstands erlebt. Es gab keinen logischen Grund, weshalb das nicht anhalten sollte.
Elphame musterte ihren Bruder, bereit, ihn an die Fakten zu erinnern, die sie gerade im Kopf durchgegangen war. Cu schien angespannt. Seine normalerweise glatte Stirn war von Linien durchzogen, und sie sah, dass er die Zähne zusammenbiss.
„Machen dir die Milesianer Sorgen?“, fragte sie.
Er zuckte mit den Schultern. „Ich kann es nicht sagen, aber deine Burg schaut über das Meer hinaus. Du würdest dich als weise und besonnene Führerin erweisen, wenn du sicherstellst, dass dein Heim zu verteidigen ist.“
Er schaute sie nicht an, während er sprach, sondern ließ den Blick über den Wald schweifen, als könnte zwischen den blühenden Bäumen jederzeit eine barbarische Horde aufspringen und ihnen die Kehle durchschneiden.
Elphame verspürte leichtes Unbehagen. Offensichtlich hatte irgendetwas ihren normalerweise ruhigen Bruder erschüttert. Erhatte vielleicht keine echte Vision mit einer deutlichen Warnung verspürt, aber irgendetwas störte ihn. Auch wenn er die Spiritualität mied und es hasste, seine hellseherischen Fähigkeiten anzuzapfen, respektierte er doch beides – genau wie sie.
Sie nickte. „Du hast recht. Danke, dass du mich daran erinnert hast. Das meiste hiervon muss gerodet und zurückgeschnitten werden.“ Ihre Stimme klang sachlich und bedacht. „Natürlich werde ich deinen Rat brauchen, wie die Verteidigungslinien der Burg neu aufgebaut werden können.“ Sie schenkte den Bäumen einen sehnsüchtigen Blick. „Meinst du, wir können gar keinen behalten?“
„Ein Hain oder zwei weit genug von den Mauern der Burg entfernt wäre kein Problem.“ Cuchulainn entspannte sich ein wenig und lächelte sie an. Er war überrascht, dass sie so leicht nachgegeben hatte. „Und auch deine Brombeeren können bleiben. Sie haben zu viele Dornen, um Angreifern Schutz zu bieten.“
„Wie schön, dann wird es doch noch Brombeerkuchen geben!“ Elphame erwiderte sein Lächeln, froh, dass er wieder so klang, wie sie ihn kannte. Cu war vermutlich nur übervorsichtig und wollte sie beschützen, wie üblich.
Sie folgten der leichten Linkskurve des Weges und standen kurz darauf keine zwanzig Meter vom Vordereingang der Burg entfernt. Die massiven Eisentüren, von denen die Legende besagte, sie seien Gästen nie verschlossen gewesen, waren fort, aufgefressen vom Rost. Elphame konnte Reste davon inmitten des Unkrauts liegen sehen. Nur der zerklüftete Rahmen des großen Tores war noch da und verlieh dem Loch in der dicken Mauer das Aussehen eines Mundes, dem die Vorderzähne fehlten.
Die Mauern selbst waren erstaunlich gut erhalten, zumindest sah das, was man von ihrer Position aus sehen konnte, stabil und solide aus. Einige Balustraden waren zerbröckelt, und es gab keine Schießscharten mehr. Die Teile des Daches, die aus Holz gewesen waren, waren verrottet, doch das Skelett der Burg stand stark und stolz da.
„Es sieht besser aus, als ich gedacht habe.“ Cuchulainns Stimme durchbrach die Stille.
„Es ist perfekt.“ Elphame konnte ihre Aufregung kaum unterdrücken.
„El, es ist in besserer Verfassung, als ich erwartet habe, aber esist immer noch eine Ruine!“ Cu konnte ihren blinden Optimismus nicht fassen. Nicht nur, dass es angesichts dieses heruntergekommenen Gebäudes eine lächerliche Einstellung war, sondern es passte auch gar nicht zu seiner Schwester, wie er sie kannte. Bevor er noch mehr sagen konnte, streckte sie eine Hand aus und legte sie auf seinen Arm.
„Spürst du es denn nicht?“ Ihre Stimme klang gedämpft.
Cuchulainn war überrascht. Auch wenn seine Schwester von der Göttin berührt worden war, hatte sie nie irgendeine besondere Beziehung zu Epona oder dem magischen Reich der Seelen gezeigt. Abgesehen von ihrem einzigartigen Körper hatte Elphame überhaupt keine Fähigkeiten, die sie mit dem spirituellen Reich verbanden. Er musterte sie eindringlich.
„Was meinst du, El?“
Ihr Blick blieb auf die Burg gerichtet, aber ihre Hand, die auf seinem Arm lag, fing leicht an zu zittern. Sein Pferd stand mit einem Mal völlig still. Die sanfte Brise hatte sich gelegt; sogar die Vögel waren ungewöhnlich still.
„Sie ruft mich.“ Die Stimme seiner Schwester klang sehr jung. „Nicht mit Worten, aber ich kann es fühlen.“ Sie riss den Blick von
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