Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)
machbar.“ Der junge Mann hatte breite Schultern, kräftige Hände und ein sonnengegerbtes Gesicht, das von den Jahren zeugte, die er schon Wind und Wetter ausgesetzt arbeitete. Doch er hatte warme braune Augen und lächelte zuversichtlich, als er nun aufhörte, am Sockel der Brunnenstatue herumzustochern, und Elphame anschaute. „Ich habe bereits damit begonnen, die Hauptleitung der Burg von den Verstopfungen zu reinigen. Wenn ich damit fertig bin, sollte das Wasser sowohl in der Küche als auch hier im Springbrunnen wieder ungehindert fließen. Außer es gibt einen Bruch im unterirdischen Kanalsystem, den ich noch nicht entdeckt habe.“
„Gut. Ich danke dir.“
Der Mann verbeugte sich höflich und verließ den Burghof. Elphame betrachtete die Statue des hübschen jungen Mädchens, die ihr so ähnlich sah. Der Schutt, der sie bedeckt hatte, war entfernt worden; nun musste sie geputzt werden. Danann hatte ihr empfohlen, Sand, Seifenwasser und eine harte Bürste zu benutzen – genau die gleichen Mittel, mit denen einige der Frauen auf eilig errichteten Gerüsten standen und die massiven Säulen schrubbten, die den Burghof umgaben. Der Klang ihrer Unterhaltungen vermischte sich mit dem Lärm, den die Bauarbeiten auf dem Dach verursachten. Die Burg summte nur so vor Geschäftigkeit.
„Ich sollte vermutlich die Aufsicht über irgendeine fürchterlich wichtige Aufgabe führen, anstatt mich um dich zu kümmern“, flüsterte sie dem steinernen Mädchen zu, aus dessen Gesicht sie den Dreck bereits weggeschrubbt hatte. Der Marmor, aus dem dieStatue geschlagen worden war, hatte einen leuchtend cremefarbenen Ton. Das frisch gereinigte Gesicht bot einen scharfen Kontrast zum Rest der Figur. „Aber aus irgendeinem Grund glaube ich, dass du fürchterlich wichtig bist.“
„Es gefällt mir, dass Ihr zu dem Stein sprecht, Mylady.“
Beim Klang von Dananns dunkler Stimme zuckte Elphame erschrocken zusammen. Sie wusste nicht, wer sich leiser bewegte, der Steinmeister oder die Jägerin, aber sie hatte das Gefühl, dass beide ihre Nerven gleichermaßen beanspruchten.
Nachdem sie sich von ihrer Überraschung erholt hatte, berührte Elphame die Wange der Statue. „Es ist nicht schwer, mit ihr zu reden. Sie wirkt so real.“ El drehte sich um und schaute den alten Zentauren an. „Irgendwie kommt mir dieser Springbrunnen, der gesamte Burghof, wichtig vor. Ich weiß, dass andere Pflichten auf mich warten, aber es zieht mich immer wieder hierher, ins Herz der Burg. Ich kann nicht eher ruhen, bis das hier“, ihre Armbewegung schloss den gesamten inneren Bereich der Burg ein, „wiederbelebt ist.“
„Herz … wiederbelebt …“, wiederholte Danann langsam und kratzte sich am Kinn. „Eine interessante Wortwahl. Wenn jemand davon spricht, ein neues Heim zu erbauen oder ein altes zu restaurieren, benutzt er normalerweise keine Worte, mit denen man eine lebende, atmende Person beschreibt – wie ‚Herz‘ und ‚wiederbelebt‘. Könnt Ihr mir sagen, warum Ihr das tut?“
Elphame ließ den Blick vom Zentauren zurück zur Statue ihrer Vorfahrin Rhiannon gleiten.
„Ganz einfach“, sagte sie schnell. „Für mich ist die Burg lebendig. Sie besteht nicht aus totem Stein und verrottetem Holz.“ Sie überlegte, ob sie von ihrer Unterhaltung mit der Erscheinung des MacCallan erzählen sollte, aber es kam ihr wie Verrat an ihrem Bruder vor, würde sie jemandem anders anvertrauen, was sie ihm bisher nicht gesagt hatte.
„Ja, Göttin. Ihr habt definitiv eine Verbindung zu dieser Burg.“
„Das ist neu für mich, Danann. Ich habe so etwas noch nie verspürt, bis ich hierhergekommen bin.“
Danann lächelte sie an. „Das kommt daher, dass Ihr vorher viel zu sehr in Eurem Leben gefangen wart, um die Magie, die Euch umgibt, wahrzunehmen.“
„Das klingt ja so, als wäre ich oberflächlich und dumm gewesen“, sagte Elphame.
„Nein, Göttin, überhaupt nicht. Es lässt euch lediglich wie die meisten anderen Seelen erscheinen, die derzeit ihr Leben hier in Partholon leben. Das Problem ist, dass Ihr nicht wie die meisten anderen Seelen seid.“
Elphame wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Sie hasste es, Göttin genannt zu werden, doch wenn es von den Lippen des Steinmeisters kam, klag es mehr wie ein Kosename denn wie ein Titel. Solange sie denken konnte, sehnte sie sich nach genau zwei Dingen: so zu sein wie der Rest von Partholon und irgendeine besondere Gabe zu haben. Nach Dananns Worten schloss das eine das
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