Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)
gewesen war.
Ein Bild schoss ihr durch den Kopf, und sehr klar sah sie Lochlan, die Flügel ausgebreitet, das schöne Gesicht verzerrt, wie er tierisch knurrend sein Messer in die Seite des angreifenden Ebers rammte. Trotz der Wärme der Nachmittagssonne zitterte Elphame. Brennas scharfem Blick entging das nicht.
„Mir geht es gut“, versicherte Elphame ihr schnell. „Ich habe nur … ich habe gerade nur an den Unfall gedacht.“
Die Heilerin sah sie mitfühlend an. „Brighid sagt, sie hätte noch nie ein so großes Wildschwein gesehen. Der Kampf muss fürchterlich gewesen sein. Ich mag gar nicht an den Schmerz denken, den er dir verursacht hat.“
„Ich kann ehrlich behaupten, noch nie so viel Angst gehabt zu haben.“ War es eine Lüge, etwas zu verschweigen?
„Dank Epona hast du überlebt.“
Elphame gab einen Laut der Zustimmung von sich und wünschte, Brenna würde das Thema wechseln.
„Ich wollte das nicht vor deinem Bruder ansprechen“, fing Brenna bedächtig an. „Aber mir ist aufgefallen, dass du einen sehr unruhigen Schlaf hast. Ich denke, du solltest wissen, dass esnach einem solch traumatischen Erlebnis normal ist, schlecht zu träumen.“
Elphame erwiderte Brennas mitfühlenden Blick und schaute dann hastig weg. Es waren keine Albträume, die sie so unruhig schlafen ließen. Sie spürte, wir ihr die Röte in die Wangen schoss.
„Es gibt keinen Grund, sich zu schämen, Elphame.“ Brenna drückte ihren Arm. „Aber wenn die Träume dir Sorgen machen, könnte ich dir einen stärkeren Schlaftrank geben – auch wenn ich das nicht gerne mache.“
„Nein!“ Elphame fühlte sich bei der aufrichtigen Sorge in der Stimme ihrer Freundin nur noch schuldiger. „Die Träume sind nicht schlimm.“ Nun, zumindest das war keine Lüge. Die Träume, die sie in den letzten fünf Nächten erlebt hatte, waren köstlich gewesen, nicht verstörend. „Ich denke, ich bin so unruhig, weil ich solche Untätigkeit nicht gewohnt bin. Das wird sicher besser, sobald mein Leben sich wieder normalisiert hat.“
„Das wird schon bald so weit sein. Deine Wunden heilen mit beinahe magischer Geschwindigkeit.“
Elphame verdrehte die Augen. „Bitte erwähne das niemandem gegenüber.“
„Ich würde nie die Geheimnisse einer Heilerin ausplaudern.“ „Das ist gut. Ich will nicht, dass die Leute mich wieder behandeln wie eine Göttin auf einem Podest.“
„Es ist schwer, anders zu sein als die anderen.“ Brenna klang nachdenklich.
Dieses Mal hatte Elphame keine Schwierigkeiten, ihrem Blick standzuhalten. „Ja. Es ist schwierig.“
Schweigend gingen sie weiter, beide in Gedanken versunken. Es war ein wunderschöner Nachmittag. Am frühen Morgen hatte es geregnet, und der Wald erstrahlte in glänzenden Farben, beinahe so, als wäre er von der Göttin selbst gewaschen worden. Sie gingen über eine Wiese, die an die Südseite der Burg grenzte. Elphame war beeindruckt, wie weit fortgeschritten die Arbeiten bereits waren. Das Gestrüpp und die zu dicht an der Mauer stehenden Bäume waren gerodet worden, sodass die Burg auf einer Breite von einigen Hundert Schritten nur von saftigem, kurz geschnittenem Gras umgeben war. Dahinter, in einer Entfernung, die Cuchulainn als sicher erklärt hatte, standen Hartriegelsträucher.Ihre rosafarbenen Blüten säumten den Weg, der in den Wald hineinführte. Elphame lächelte, als sie bemerkte, dass Cuchulainn außerdem ein gutes Dutzend dorniger Brombeersträucher verschont hatte, die inmitten der neu geschaffenen Ordnung mit ihren wild wuchernden Ranken noch irrsinniger aussahen. Um den Grund kümmerte man sich anscheinend gut, das gefiel ihr. Sie musste daran denken, Cuchulainn und seinen Männer für diese wundervolle Arbeit zu danken.
Brenna führte sie in Richtung der Küste, wo der Wald sanft die rauen, steinigen Klippen küsste.
„Hier ist unsere Stelle.“ Sie deutete auf einige dicht beieinanderliegende Felsen, die sich im Schatten der Kiefern an den Klippenrand drängten. Die Steine variierten in der Größe von riesigen Brocken, die Elphame überragten, bis zu kleinen Haufen, die kaum hüfthoch waren. „Wenn du dich hierhin setzt“, Brenna zeigte auf einen Stein mittlerer Größe, der vor einem größeren Felsen lag, „kannst du dich entspannt anlehnen und hast einen hervorragenden Blick auf die Burg.“
El setzte sich vorsichtig hin. Sie gab auf ihre schmerzende Bauchwunde acht, während sie Stück für Stück nach hinten rutschte, damit sie sich gegen den
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