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Eric

Eric

Titel: Eric Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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werden. Es war nur eine beiläufige Bemerkung.«
»Ich möchte zu meiner Mama«, erklang Erics Stimme von der mittleren Platte.
»Kopf hoch, Junge«, sagte da Quirm. »Wenigstens wirst du für etwas
geopfert, das die Mühe lohnt. Ich habe den Tezumanern vorgeschlagen,
die Räder aufzurichten, damit sie rollen. Leider hält man hier nicht viel
von neuen Ideen. Wie dem auch sei: nil desperandum . Solange man lebt,
gibt es Hoffnung.«
Rincewind knurrte leise. Wenn er etwas nicht ausstehen konnte, so
waren es Leute, die dem Tod ohne Furcht begegneten. Derartige Einstellungen verletzten einen fundamentalen Faktor seines Selbst. »Da wir gerade dabei sind…«, fuhr da Quirm fort. »Ich glaube…« Er
wand sich von einer Seite zur anderen, um die Festigkeit der Stricke zu prüfen. »Ja, ich glaube, als man uns hier fesselte… Ja, ich bin ziemlich
sicher…«
»Was meinst du?« drängte Rincewind. »Was?«
»Ja, genau«, sagte da Quirm. »Kein Zweifel. Als uns die Priester fesselten, gingen sie mit großer Sorgfalt zu Werke. Gute Arbeit. Tadellos.
Kein einziger Strick gibt nach.«
»Danke«, ächzte Rincewind.
Die letzte Etage der Stufenpyramide war groß genug, um Statuen,
Priestern, Tafeln, Rinnsteinen, Fertigungsstraßen für Obsidianmesser
und allen anderen Dingen Platz zu bieten, die man im tezumanischen
Reich für religiöse Zeremonien benötigte. Vor Rincewind lasen einige
Priester aus langen Beschwerdelisten vor, klagten über Sümpfe, Moskitos, fehlendes Erz, Vulkane, das Wetter, viel zu rasch stumpf werdende
Obsidianklingen, die von einem Gott wie Quezovercoatl verursachten
Probleme, über Räder, die nie richtig funktionierten, so oft man sie
auch flach auf den Boden legte und schob.
Bei den meisten Religionen dienen Gebete dazu, die Götter zu preisen und ihnen zu danken. Der Grund ist entweder Mitleid oder die
Hoffnung, daß Er oder Sie den zarten Hinweis versteht und endlich
beginnt, Seine beziehungsweise Ihre Verantwortung wahrzunehmen.
Die Tezumaner hingegen sahen sich in ihrer Welt um und stellten fest,
daß dort praktisch alles zu wünschen übrigließ. Daraufhin entwickelten
sie die Kunst des Jammer-Chorals.
»Jetzt dauert’s nicht mehr lange«, sagte der Papagei. Er hockte auf der
Statue eines tezumanischen Nebengotts.
Er hatte jenen Ort im Lauf einiger Ereignisse erreicht, die unter anderem lautes Krächzen, umherfliegende Federn und drei Priester mit dick
angeschwollenen Daumen betrafen.
»Der Hohepriester führt gerade ein Dingsbums zu Ehren von Quezovercoatl durch«, fuhr der Vogel im Plauderton fort. »Übrigens: Es hat
sich ein ziemlich großes Publikum eingefunden.«
»Du bist vermutlich nicht bereit, dort herunterzuhüpfen und die
Stricke durchzubeißen, oder?« fragte Rincewind.
»Nein.«
»Dachte ich mir.«
»Die Sonne geht gleich auf«, verkündete der Papagei. Seine Stimme klang viel zu fröhlich, fand
der Zauberer.
»Ich werde mich beschweren, Dämon«, stöhnte
Eric. »Wart ab, bis meine Mutter davon erfährt.
Meine Eltern haben großen Einfluß, jawohl.« »Gut«, erwiderte Rincewind. »Vielleicht solltest
du den Hohenpriester warnen: Wenn er dir das Herz herausschneidet, erscheint deine Mama mor
gen in der Schule, um mit dem Rektor zu reden.« Die tezumanischen Priester starrten zur aufgehenden Sonne und verneigten sich. Die Blicke des
Publikums glitten zum Dschungel.

    Dort geschah etwas. Es knackte im Dickicht. Tropikvögel kreischten
und flatterten umher.
Rincewind konnte das natürlich nicht sehen.
»Du hättest dir nie wünschen sollen, Herrscher über die ganze Welt
zu sein«, sagte er. »Ich meine, was hast du erwartet? Daß die Leute sich
über deinen Besuch freuen? Niemand ist glücklich, wenn der Hausherr
kommt und die Miete fordert.«
»Man will mich töten!«
»Auf diese Weise möchten dir die Tezumaner folgendes mitteilen:
Bildlich gesprochen haben sie es satt, darauf zu warten, daß du für einen neuen Anstrich sorgst und die Abflüsse reparierst.«
Der ganze Dschungel war in Aufruhr. Tiere rannten aus dem Gebüsch, wie auf der Flucht vor einem Feuer. Mehrmaliges dumpfes
Knirschen deutete darauf hin, daß Bäume umstürzten.
Ein entsetzter Jaguar stürmte aus dem Grün und erreichte die gepflasterte Straße, dichtauf gefolgt von Truhe.
Schlingpflanzen bedeckten sie, außerdem Rankengewächse, Blätter
und die Federn seltener Vogelarten, von denen einige nun noch seltener
waren. Der Jaguar brauchte nur nach einer Seite ausweichen, um sich in
Sicherheit zu bringen, aber

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