Eric
Gott.«
»Gefährlich?«
»Kommt darauf an. Er heißt Quezovercoatl. Halb Mensch, halb
Huhn, halb Jaguar, halb Schlange, halb Skorpion und halbverrückt.« Der Schnabel des Papageis bewegte sich, als er darüber nachdachte.
»Woraus sich Dingsbums ergeben, drei wahnsinnige Mörder«, sagte er.
»In der Tat«, bestätigte die Statue.
» Andererseits …«, begann Rincewind hastig. »Ich bin der Ansicht, daß jedes Volk ein Recht auf seine eigene Religion hat, und außerdem glaube ich, wir sollten jetzt besser gehen…«
»Laß mich hier nicht zurück«, sagte die Statue. »Bitte nimm mich mit.« »Das könnte schwierig werden, ja, sehr schwierig.« Rincewind legte
den Rückwärtsgang ein. »Weißt du, versteh mich nicht falsch, ich bin völlig frei von Vorurteilen, aber in meiner Heimat gibt es Leute, die nur wenig von zehn Meter großen Leuten mit Reißzähnen, Klauen und aus Totenköpfen hergestellten Halsketten halten. Ich fürchte, du müßtest ein Außenseiter bleiben.«
Der Papagei biß ihn ins Ohr. »Die Stimme erklingt hinter der Statue, du dummer Dingsbums«, krächzte er.
Sie kam aus einem Loch im Boden. Aus einer tiefen Grube blickte ein bleiches Gesicht kurzsichtig zu Rincewind auf. Es war ein älteres, gutmütiges Gesicht, in dem sich leichte Besorgnis zeigte.
»Hallo?« fragte Rincewind.
»Du ahnst gar nicht, was es für mich bedeutet, wieder eine freundliche Stimme zu hören«, erwiderte das Gesicht und lächelte. »Wenn du mir hier heraushelfen könntest…«
»Entschuldige«, erwiderte der Zauberer. »Du bist ein Gefangener, nicht wahr?«
»Das stimmt leider.«
»Ich weiß nicht, ob es richtig ist, daß ich einfach so Gefangene befreie«, sagte Rincewind. »Ich meine, vielleicht hast du etwas verbrochen .« »Bitte glaub mir: Ich bin völlig unschuldig.«
»Ja, das behauptest du«, entgegnete der Zauberer ernst. »Aber wenn dich die Tezumaner verurteilt haben…«
»Dingsbums, Dingsbums, Dingsbums !« kreischte der Papagei und hüpfte auf Rincewinds Schulter umher. »Hast du nicht die blasseste Ahnung? Kennst du dich überhaupt nicht aus ? Er ist ein Gefangener! Ein Gefangener in einem Tempel! Gefangene in Tempeln müssen gerettet werden! Dazu sind sie schließlich da!«
»Irrtum«, widersprach Rincewind scharf. » Du hast keine Ahnung! Wahrscheinlich soll er geopfert werden! Habe ich recht?« Er starrte in die Grube.
Das Gesicht nickte. »Unglücklicherweise kann ich es nicht leugnen. Man will mir das Fell über die Ohren ziehen. Im wahrsten Sinne des Wortes.«
»Na bitte!« wandte sich Rincewind an den Papagei. »Er gibt es zu. Du glaubst, alles zu wissen, wie? Man will ihm das Fell über die Ohren ziehen.«
»Die Tezumaner sind fest entschlossen, jeden Quadratzentimeter meiner Haut zu entfernen«, erklärte der Gefangene. »In Begleitung von erlesenen Schmerzen.«
Rincewind zögerte. Er war ziemlich sicher, die Bedeutung des Wortes ›erlesen‹ zu kennen, und es gehörte nicht in die Nähe von ›Schmerzen‹.
»Jeden Quadratzentimeter?« vergewisserte er sich.
»Jeden einzelnen.«
»Potzblitz. Was hast du angestellt?«
Der Gefangene seufzte. »Du glaubst es mir bestimmt nicht…«
Der Dämonenkönig sah, wie der Seelenspiegel dunkel wurde. Eine Zeitlang trommelte er mit den Fingern auf den Schreibtisch, griff dann nach einem Sprachrohr und blies hinein.
»Ja, Boss?« meldete sich eine ferne Stimme.
»Ja, Herr !« knurrte Astfgl.
Leises Grummeln. Und einige Sekunden später: »Ja, HERR?« »Arbeitet ein gewisser Quezovercoatl bei uns?«
»Ich sehe nach, Boss.« Die Stimme verklang kurz, und der König wartete.
»Ja, Boss.«
»Ist er Herzog, Graf, Freiherr oder Baron?« erkundigte sich Astfgl. »Nein, Boss.«
»Was ist er?«
Stille folgte.
»Nun?« fragte der König.
»Er ist nicht viel, Boss. Fast ein Niemand.«
Astfgl starrte auf das Sprachrohr hinab. Man gibt sich Mühe , dachte er. Man plant und organisiert. Man versucht, den Leuten zu helfen. Und das ist der
Dank.
»Schick ihn zu mir, und zwar sofort !« befahl er.
Draußen schwoll die Musik zu einem Crescendo an, um dann ganz plötzlich zu verstummen. Flammen züngelten empor. Tausend glühende Augen im fernen Dschungel beobachteten das Geschehen.
Der Hohepriester stand auf und hielt eine Rede. Eric strahlte noch immer wie ein Narr. Dutzende von Tezumanern brachten Körbe mit Edelsteinen und stellten sie vor ihm ab.
Dann hielt der Hohepriester eine zweite Ansprache, und diesmal schien sie mit einer Frage zu
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