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Eric

Eric

Titel: Eric Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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hoch«, sagte der Junge nach einer Weile. »Man könnte sie gut messen.«
    »Vielleicht galten sie als unermeßlich feuerfest«, erwiderte Rincewind. Ein weiterer Turm fiel den Flammen zum Opfer, vereinten sich mit den restlichen Ruinen. »Irgend jemand hat sich gründlich geirrt.«
    Eine Zeitlang beobachteten sie das Feuer stumm. »Komisch«, murmelte Eric nach einer Weile. »Ich meine, wie du über die Truhe gestolpert bist, wodurch die Öllampe zu Boden fiel und so.«
    »Ja«, sagte Rincewind knapp.
»Dadurch könnte man glauben, daß die Geschichte immer eine Möglichkeit findet, ihr Ziel zu erreichen.«
    »Ja.«
»Zum Glück hat uns Truhe gerettet.«
»Ja.«
»Die Kinder hatten sicher eine Menge Spaß, als sie auf ihr ritten.« »Ja.«
»Jetzt scheinen alle recht zufrieden zu sein.«
Zumindest die beiden gegnerischen Heere. Niemand hielt sich damit
    auf, die Zivilisten zu fragen, deren Meinungen über den Krieg ohnehin ziemlich unzuverlässig waren. Die Soldaten – in erster Linie jene, die einen ausreichend hohen Rang bekleideten – klopften sich gegenseitig auf die Schultern, erzählten Anekdoten, tauschten ihre Schilde aus und vertraten folgende Ansicht: Feuer, Belagerungen, Armadas und große Holzpferde waren bei einem guten Krieg unverzichtbar. Gesang wehte übers weinrote Meer.
    »Hört euch das an«, sagte Lavaeolus und trat hinter einem der auf den Strand gesetzten ephebianischen Boote hervor. »Bestimmt singen sie gleich die fünfzehn Strophen des ›Balls von Philodephus‹. Idioten mit dem Gehirn im Suspensorium.«
    Er setzte sich auf den Felsen. »Mistkerle«, fügte er hinzu. Es kam von Herzen.
»Glaubst du, Elenor kann das alles ihrem Freund erklären?« fragte Eric.
»Ich denke schon«, antwortete Lavaeolus. »Frauen sind für gewöhnlich dazu imstande.«
»Sie ist verheiratet«, stellte Eric fest. »Und hat viele Kinder.«
    Lavaeolus hob die Schultern. »Der eine oder andere von Leidenschaft geprägte Augenblick.« Er warf Rincewind einen durchdringenden Blick zu.
    »He, Dämon«, sagte er. »Ich würde gern mit dir reden, wenn du nichts dagegen hast.«
Er führte Rincewind zu den Booten und schritt so schwer über den feuchten Sand, als laste ihm ein großes Gewicht auf der Seele.
    »Heute abend steche ich mit der Flut in See«, kündigte er an. »Es hat keinen Sinn, noch länger hierzubleiben. Immerhin ist der Krieg zu Ende.«
    »Gute Idee.«
»Ich verabscheue nichts mehr als Reisen übers Meer«, vertraute Lavaeolus dem Zauberer an. Er trat nach dem nächsten Boot. »Dabei schreiten dauernd Narren umher und schreien. An die Taue! Festhieven! Und was weiß ich. Außerdem werde ich leicht seekrank.«
    »Bei mir sind’s die Höhen«, erwiderte Rincewind voller Mitgefühl. » Hohe Höhen.«
Lavaeolus trat erneut nach dem Boot und rang offenbar mit einem großen emotionalen Problem.
»Die Sache ist die «, brachte er schließlich hervor, »du weißt nicht zufällig, ob ich ohne größere Schwierigkeiten heimkehre, oder?« »Was?«
    »Es sind kaum mehr als zweihundert Meilen. Die Heimreise sollte nicht allzu lange dauern.« Lavaeolus Gesicht war wie ein Leuchtturm, aus dem Besorgnis gleißte.
    »Oh.« Der Zauberer musterte den Mann. Zehn Jahre , überlegte er. Und unterwegs jede Menge Schreckliches mit geflügelten Dingsbums und Ungeheuern . Andererseits: Würde es ihm etwas nützen, die Wahrheit zu kennen?
    »Du kehrst nach Hause zurück«, sagte Rincewind. »Eine historische Tatsache. Es gibt viele Legenden über deine Heimkehr.«
    »Puh.« Lavaeolus lehnte sich an einen Rumpf, nahm den Helm ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Meine Güte, da fällt mir ein Stein vom Herzen. Ich dachte schon, die Götter sind sauer auf mich.«
    Rincewind schwieg.
    »Es ärgert sie, wenn man sich Dinge wie große Holzpferde und geheime Tunnel einfallen läßt«, fuhr Lavaeolus fort. »Weißt du, sie neigen zu traditionalistischen Einstellungen und ziehen es vor, daß die Menschen mit Schwertern aufeinander einschlagen. Nun, äh, ich habe gehofft, daß die Leute nicht mehr so verdammt dämlich sind, wenn ich ihnen zeige, daß es auch einen leichteren Weg gibt.«
    Die Stimmen singender Männer hallten über den Strand:
    »… vestalische Jungfrauen, Sie kamen aus Heliodeliphilodelphiboschromenos. Und als der Ball zu Ende ging…«
»So etwas klappt nie«, sagte Rincewind.
»Aber es ist einen Versuch wert, oder?«
    »O ja.«
Lavaeolus klopfte ihm auf den Rücken. »Kopf hoch. Jetzt kann es nur besser

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