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Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Titel: Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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seidenen Kissen, die mit dem Flaum der Eiderenten gestopft sind.«
    »Du solltest das Bett sehen«, gluckste Leif und wollte sich ausschütten vor Lachen.
    »Nicht, Liebster!«, ermahnte sie streng. »Warum sollte dein Onkel sich für mein Schlafgemach interessieren.« Gleich ruhten ihre grünen Augen wieder auf Tyrkir. »Wie ich hörte, bist du neugierig auf das Rezept, mit dem ich meinen Met zubereite.«
    »Wein«, verbesserte Tyrkir, mit einem Mal lag seine Zunge schwer im Mund und doch fühlte er keine Trunkenheit. »Wein, deshalb bin ich hier. Weil mein Beerenwein …«
    »Nimm eine Messerspitze von diesem Pulver. Ob Bier, Met oder Wein, ganz gleich, welchem Getränk du es zufügst«, dabei rührte sie mit einem Stab in seinem Becher, »dieses Mittel verursacht einen wunderbaren Rausch. Doch ehe ich dir das Geheimnis verrate, solltest du es selbst kosten. Hier, nimm!«
    Kein Befehl und doch gehorchte er ohne Zögern. Die bittere Süße rann nicht den Schlund hinunter, sie blieb und dehnte den Kopf. Ich sitze in einem weiten Saal, dachte er, und weil es bequemer war, lehnte er sich zurück. Ihre Finger spielten seinen Oberschenkel hinauf. »Möchtest du noch einen Schluck?«
    Vergeblich versuchte Tyrkir den Mund zu öffnen, wollte nicken, doch es gelang nicht, wollte ihr den Becher reichen, doch die Hand gehorchte nicht mehr.
    »Dein Ziehvater muss sich ausruhen, Liebster.«
    »So früh? Begreife ich nicht.« Leif schlug mit der Faust auf den Tisch. »Ich bin ein Mann.«
    »Aber noch nicht groß genug.«
    Laut, dann leise und gleich wieder laut, so vernahm Tyrkir ihre Stimmen, auch der Raum veränderte sich, war klein und wurde zur Halle und schrumpfte wieder. Kraftlos sah er zu, wie sie Leif ein gelbliches Pulver in den Met gab und den Becher an seine Lippen führte. »Vorbereitet für unser Fest bist du schon, mein Hengst. Trink, der Eichelschwamm wird nun auch die letzte Fessel sprengen. Und dann darfst du mir beweisen, welche Kraft in dir steckt.«
    Mit einem Zug goss er das Gebräu in sich hinein, erstarrte, dann ging ein Beben durch den Leib. Jäh sprang er auf, warf seinen Umhang ab und zerrte sich das Hemd über den Kopf. »Schneller, mein Liebster, schneller.« Er schnaubte durch die Nüstern, streifte Pluderhose, Strümpfe und Lederstiefel in einem ab. Langsam bog er den Oberkörper nach hinten und schob gleichzeitig Bauch und Lenden nach vorn.
    Thorgunna sah wohlgefällig an ihm hinunter und tippte mit dem Finger die Pfeilkuppe an. »Bleib so«, gurrte sie, »bis ich nach dir rufe!« Mit tänzelndem Schritt entschwand sie durch den Vorhang in ihr Schlafgemach.
    Als die Halle wieder schrumpfte, sah Tyrkir entsetzt, dass die Schlangen sich aufringelten und ihre glutäugigen Köpfe aus den Wandteppichen schoben, die Zungen züngelten nach seinem nackten Schützling. Ich muss den Jungen warnen, vergeblich, das Gurgeln und Lallen erreichte Leif nicht.
    Beide Hälften des Vorhangs wichen zur Seite. Tyrkir schloss die Lider und öffnete sie nur einen Spaltbreit. Keine Gefahr, dachte er befreit, mein Rausch verwirrt mich so. Dort steht Thorgunna. Oder ist es nur weiße Haut mit einem goldenen Schimmer? Nein, sie lächelt mir zu. Wie ein Tuch breitet sich das Haar über die Schultern. Ihre Brüste sind starke aufmerksame Wächter mit dunklen Augen, sie schützen Nabel und Hüften, auch das Vlies zwischen den Schenkeln. Jetzt streckt die Schöne ihre Hand nach mir aus.
    »Komm, mein starker Hengst!«
    Verwundert stellte Tyrkir fest, dass nicht er den Juchzer ausstieß, sondern Leif, dass nicht er dieser nackte junge Mann war, den Thorgunna in die Arme schloss und ihn an seiner statt küsste und ins Schlafgemach zog. Die Augen weiteten sich, Tyrkir schwebte hinauf in seinen Kopf, so leicht wurde ihm. Es gibt keinen Leif, keine Thorgunna. Alles, was hier geschieht, ist nicht wahr. Der süße Met gaukelt dir nur Bilder vor, warum solltest du dich nicht an ihnen erfreuen. Ein hohes Bett mit einem blauen Himmel, seidige Tücher bauschten sich an den Pfosten. Das Weib stieg hinein, lockte mit schönem weißem Hintern, kroch auf Knien und Armen bis in die Mitte und ließ sich dort vom Manne einholen. Gekicher, Lachen, sogar Wiehern vermeinte Tyrkir im wachsenden Lärm auszumachen, dann stiegen Schreie auf, wieder und wieder, bis sie jäh verstummten.
    In weiter Ferne erschien das Weib und verwandelte sich in Thorgunna, als es vor ihm stand. »Du bist ja immer noch wach, Ziehvater. Gefällt es dir so sehr, dass mein

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