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Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Titel: Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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nicht wahr?«
    Ehe Tyrkir sich fassen konnte, führte sie ihre Gäste an den Tisch, auf dessen Mitte kleine und größere Näpfchen zu einer kreisrunden duftenden Scheibe angeordnet waren. Sanft kniff sie Leif in die Wange. »Du, mein Stern, sollst neben mir sitzen. Dein Ziehvater nimmt uns gegenüber auf dem Lehnstuhl Platz, so kann er sich stets überzeugen, wie glücklich wir sind.«
    Thorgunna wandte sich zur Küche, klatschte in die Hände und sofort erschien eine Magd.
    Während ihr flüsternd Befehle gegeben wurden, atmete Tyrkir aus und nutzte den Moment, die Gastgeberin mit Ruhe zu betrachten. Selbst ihre Rückseite beeindruckte. Der braune Haarzopf war dreifach geschlungen und wurde von zwei Silberkämmen gehalten. Wie lang mag das Haar sein, wenn sie es offen fallen lässt? Sie trägt kein hochgeschlossenes Untergewand, nur mit Perlenkette und Goldreif hat sie Hals und Arme geschmückt. Warum auch nicht? Schließlich ist es warm genug in ihrem Haus. Die dunkelgrünen Träger betonen noch das Weiß ihrer Schultern und wie die Hüften das enge samtene Schürzenkleid wölben …
    »Ist sie nicht schön?« Leif griff über den Tisch nach der Hand des Onkels.
    Wie ertappt entzog ihm Tyrkir seine Finger. »Sei still!«
    Mit leicht wiegendem Gang kehrte Thorgunna zur Tafel zurück. »Zunächst gibt es eine Suppe aus …« Sie bemerkte die Blicke der Männer und drohte ihnen spielerisch mit dem Finger. »Dabei fällt mir ein, was ich auf unsern Handelsfahrten gelernt habe. Wisst ihr, wie an vornehmen christlichen Höfen die Damen ihre Gäste begrüßen?« Sie setzte einen Fuß nach hinten und beugte das Knie, dabei neigte sie sich weit vor, dass Tyrkir tiefen Einblick auf den üppigen Busen nehmen durfte.
    »Du bist weit gereist«, bemerkte er und spürte, wie ihm die Zunge am Gaumen klebte.
    »Mein Gatte war Großkaufmann und weil er mir keine Bitte abschlagen konnte, durfte ich ihn auf einigen Handelsfahrten begleiten.« Sie sah zum Holzkreuz zwischen den Schlangenwesen auf und verharrte einen Augenblick, führte ruhig die Hand zur Stirn, unter ihre Brüste und zu beiden Schultern. Beinah entschuldigend erklärte sie: »Ich habe meinen Herrn Jesus eingeladen, unser Mahl zu segnen.«
    Sie setzte sich neben Leif, nahm ein kandiertes Wurzelstück aus einem der Töpfchen und schob es ihm mit einem Lächeln in den Mund. »Das wird dir gut tun.« Für den Onkel wählte sie ein anderes. »Nimm! Diese Spezerei gefällt jedem erfahrenen Mann.«
    Während Tyrkir kaute und sich mit einem Mal der Mund mit Speichel füllte, plauderte sie von ihren Reisen. »Schon als kleines Mädchen lernte ich die vornehmen Sitten fremder Völker kennen.«
    »Deshalb redet sie auch so schön, Onkel«, sagte Leif mit verklärtem Blick.
    Sofort nahm sie wieder ein süßes Stück, steckte es ihm aber nicht in den Mund. »Warte, mein Liebster!« Sie tunkte den Finger in einen anderen Napf und fettete seine rissigen Lippen. »Nelken- und Muskatöl. Damit schmeckt es dir sicher besser.«
    Von der Magd wurde die Suppe hereingebracht. Thorgunna schöpfte selbst aus und gab jeder dampfenden Schale ein unterschiedliches Gewürz bei. »Das Kochen und Braten der Speisen überlasse ich den Mägden in der Küche. Meine Leidenschaft ist es, für jeden einzelnen Gast den richtigen Geschmack zu finden.«
    Leif schlürfte mit sichtlichem Genuss, während Tyrkir erst vorsichtig kostete. Doch als sich wundersame wohlige Wärme in seinem Magen ausbreitete, setzte er die Suppe immer wieder an.
    Über den Rand ihrer Schale zwinkerte ihm Thorgunna zu, nippte und lachte dunkel. »Von weit her stammen diese Früchte, Wurzeln und Kräuter, einige sogar aus dem fernen Orient.« Sie hob die nackten Schultern. »Ich weiß nicht einmal, wo das liegt. In York, auf dem Markt, habe ich die Zutaten erstanden. Aus ihnen stelle ich Pulver, honigverzuckerte Stücke und Sud her. Meine Kunst aber ist es, sie miteinander zu vermischen. Erst so erhalten sie ihre geheimnisvolle Wirkung.«
    Nach unserm Glauben wärst du eine Zauberin, überlegte Tyrkir, unterließ es aber nachzufragen, weil die Christen ihre kundigen Frauen womöglich anders nannten. Im Übrigen hatte er Durst, großen Durst, und gern ließ er sich den Becher voll schenken.
    Zum Hauptgang wurde gekochter Fisch aufgetragen. Auch ihn bestreute Thorgunna mit ihren Zutaten, gab Leif aus anderen Töpfchen als dem Ziehvater und ohne Pause unterhielt sie ihre Gäste. »Ich liebe feine englische Stoffe, schlafe nur auf

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