Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück
du bist mein einziger Freund und wir werden noch lange zusammenbleiben. Hilf mir jetzt!«
Zwei Ersatzschilde hängte Tyrkir ans Sattelhorn, wünschte ihm Glück und alle Kräfte Thors, mehr konnte er nicht helfen. Erik schwang sich auf seinen schwarz-weiß gescheckten Hengst und trabte zum Seeufer voraus.
Einen Blitz wünschte sich der Deutsche, während er aufsaß und die Packpferde an der Leine hinter sich herzog, einen Blitz geschleudert aus Walhall, der die Feinde verglühte. Doch nichts geschah, vereinzelte Wolkenballen trieben über ihm am blauen Himmel und die Sonne blendete.
Jenseits des Kampfrasens hatte sich die Bande um ihren Anführer geschart. Ejolfs Brauner tänzelte, er selbst ließ den Speer wie einen leichten Wanderstock um den Helm kreisen, begleitet von Rufen und ausgelassenem Gelächter. Er schien sich auf ein Wettspiel vorzubereiten, nicht auf einen blutigen Kampf, und für die Kumpane stand der Sieger bereits fest.
Als Tyrkir seinen einsamen Platz diesseits des Feldes erreicht hatte, nickte ihm Erik stumm zu und ritt in die Wiese hinaus, den Schild halb vor der Brust, die langstielige Streitaxt geschultert, seine Lanze steckte noch im Lederköcher. Die kräftige Gestalt wirkte im Sattel ungelenk und fast zu groß, zu schwer für das niedrige Tier.
Scharfe, abgehackte Pfiffe, damit spornte Ejolf Dreck seinen Braunen an, hieb ihm die Hacken in die Flanken. Reiter und Pferd verschmolzen zu einer Einheit. Direkt hielt er auf den Verhassten zu, im wilden Galopp legte er seine Lanze ein, die blinkende Spitze zielte auf den Oberkörper des Gegners.
Ruhig wartete Erik, erst im letzten Moment riss er den Schecken zur Seite. Der Stoß verfehlte ihn um Handbreite, und ehe der Feind seinen Gaul zügeln und wenden konnte, ritt er direkt nach Süden aufs Wasser zu, kehrte um und wartete.
Mit Geheul sprengte der Dreckige wieder heran, bemerkte gerade noch rechtzeitig die Gefahr, am Gegner vorbei in den See zu stürzen, und riss den Braunen zurück. Die Vorderhufe furchten die Grasnarbe auf. »Komm!«, schrie er, fuchtelte mit dem Speer. »Komm, du roter Köter, zeig, was du kannst!«
Erik ließ ihn nicht aus den Augen, dabei lenkte er seinen Hengst langsam auf der Uferböschung nach Westen. Der Angeber überschüttete ihn mit Spott und Flüchen und erkannte erst, dass sein Opfer die Sonne im Rücken hatte, als es zu spät war. In wildem Zorn schleuderte er den Speer.
Erik fing das Geschoss mit dem Schild ab und schlug es beiseite. Doch von der Wucht des Aufpralls und der heftigen Bewegung wankte er im Sattel.
Im Nu war Ejolf heran, schwang die Axt und hieb nach dem Roten, traf wieder nur den hochgerissenen Schild, Holz splitterte, schon war er vorbei, schlug einen Bogen und bereitete sich auf den nächsten Angriff vor.
Am Wiesenrand fiel Tyrkir auf die Knie. »So schaffst du es nicht«, stammelte er, »du bist zu langsam für den Kerl.«
»Na los. Kämpfe endlich, wie ein Mann!«, reizte Ejolf. »Sonst zerhacke ich dich Stück für Stück.« Erneut ließ er die Zügel schießen, kreiste siegessicher die Waffe über dem Kopf. Mit dem halb zerfetzten Schild wehrte Erik ab, zugleich führte er blitzschnell einen waagerechten Schlag gegen die Seite des Gegners. Das Kettenhemd zerriss. Blut färbte die Axtklinge. Kurz krümmte sich Ejolf und starrte den Roten verblüfft an. »Das war Glück, mehr nicht.«
Erik gab keine Antwort. Stattdessen schnalzte er und ließ seinen Schecken in verhaltenem Tölt direkt auf den Feind zulaufen.
»Na endlich. Und ich dachte schon, du wärst zu feige.« Ejolf hob leicht den Schild, in seiner Rechten wog er die Waffe. »Noch näher. Welchen Arm willst du zuerst verlieren, oder soll ich dir gleich deinen hässlichen Kopf abschlagen?«
Kein Wort sprach Erik, seine Lippen gespannt, beobachtete er die Augen des Gegners. Noch zwei Pferdelängen trennten die Kämpfer und gleichmäßig, ohne seinen Reiter zu schaukeln, töltete der Schecke weiter.
Da bäumte sich Erik auf, schleuderte den Schild zur Seite, seine freie Hand griff nach dem Speer, gleichzeitig stieß er sich aus den Steigbügeln und schnellte rückwärts über die Kruppe vom Hengst. Das Pferd schreckte, sprang mit einem Satz nach vorn auf Ejolf zu, der musste ausweichen, war abgelenkt.
Dieser Moment genügte Erik. Er jagte auf den Feind zu, die Axt wirbelte um seine Rechte, hart schleuderte er sie aus nächster Nähe. Eine Drehung in der Luft und mit einem trockenen Geräusch schlug die Schneide ins Gesicht
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