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Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Titel: Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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Manngeld bezahlt, nicht ein Gramm Silber. Auch mein Freund Hravn hat bis jetzt nur etwas eingesackt, aber noch nie etwas herausgegeben. Du redest von Mord? Nein, ich habe den Tod meines Bruders und dessen Familie gerächt. Damit ist die Schuld ausgeglichen.« Leicht federte er in den Knien. »Wenn dir aber dein hässlicher roter Kamm schwillt, dann wollen wir ihn dir mit Freuden stutzen.« Ein kurzes Zeichen, ohne ihre Pferde, mit dem Speer in der Faust setzten sich die Angreifer gleichzeitig in Bewegung. Enger zogen sie den Halbkreis vor der Anhöhe.
    Tyrkir sah sich verstohlen um. Noch war der Fluchtweg offen. Jetzt in den Sattel und auf und davon, wünschte er sich. Dieser Stolz, dieses verdammte Ehrgefühl, was nutzte es, wenn es nur den Tod brachte. Erik aber rührte sich nicht vom Fleck. »Lass sie noch etwas näher kommen«, flüsterte er, »dann erzähl ihnen was von Feigheit! Eine Übermacht gegen zwei und so. Ich will allein mit jedem kämpfen.«
    Tyrkir begriff. Kein guter Plan, jedoch bot er wenigstens eine kleine Chance zu überleben. Mit hoch erhobenen Händen stellte er sich vor den Freund. »Ihr Feiglinge! Mein Herr hat nur Verachtung für euch.«
    Überrascht stockte Ejolf und befahl den Kumpanen anzuhalten. »Verachtung? Sag deinem roten Hahn, dass ihn Männer erschlagen werden, die angesehen sind im ganzen Habichtstal.«
    »Mein Herr wird sich verteidigen und vielleicht sterben. Na gut. Doch die Ehre bleibt ihm. Dein Ruf aber wird stinken. Feige Köter, so wird man dich und deine Leute in Zukunft nennen. Glaubst du, irgendeine Frau will dann noch jemals auf einem Fest mit dir tanzen? Nein, abwenden wird sie sich und das Gesicht verziehen.«
    Tyrkir sah, wie seine Worte den eitlen Kerl beeindruckten, gleich setzte er nach: »Aber was alle immer schon über dich dachten, dafür lieferst du heute den Beweis. Ich höre schon ihren Spott: Ja, Ejolf ist nur stark mit dem Maul und vor allem, wenn er eine Übermacht im Rücken hat.«
    Bleich vor Zorn schrie der Dreckige: »Was fordert dein Herr!?«
    »Einen fairen Kampf.« Tyrkir ließ die Arme sinken. »Mehr nicht.«
    In seinem Rücken hörte er die leise Stimme des Freundes. »Sehr gut, Schlaukopf. Erst gegen den Bastard, dann gegen den Holmgänger.« Und Tyrkir fuhr laut fort: »Deine Leute haben nichts damit zu schaffen. Auch wir hätten mit einem Trupp hier erscheinen können. Aber mein Herr will keinen Krieg. Dieser Streit betrifft allein dich und Hravn. Also, wenn du Mut hast, so stelle dich, und falls du besiegt wirst, dann soll dein Freund sein Glück versuchen.«
    »Du! Du redest wie ein schlauer Richter.« Ejolf drohte ihm mit dem Finger. »Die Zunge, ich sollte dir deine verdammte Zunge rausschneiden! Das sollte ich!«
    Hinter sich vernahm Tyrkir das Flüstern Eriks. »So dumm ist der Kerl gar nicht. Du wärst ein geschickter Gode. Ja, gut gemacht, mein Freund. Wenn er sein Gesicht nicht verlieren will, kann er jetzt nicht anders.«
    Unterhalb der Anhöhe beriet sich Ejolf mit dem riesigen Kumpan. Ein heftiger Wortwechsel entbrannte. Immer wieder schlug Hravn an seine Brust und der schlanke Anführer hatte Mühe, ihn zu besänftigen. Endlich waren sie sich einig.
    »Abgemacht!«, rief Ejolf Dreck zur Höhe hinauf. »Mein Freund bedauert nur, dass er um den Spaß gebracht wird. Weil ich zuerst kämpfe und danach für ihn nur die Leiche des Roten übrig bleibt. Zur Entschädigung darf er sich deshalb Waffen, Pferde und dich als Sklaven nehmen. Dein Herr hat seine Forderung durchgesetzt, dafür wähle ich, wie gekämpft wird!«
    Der Streit sollte zu Pferd ausgetragen werden und dann, falls nötig, auch zu Fuß. Ejolf bestimmte ein Wiesenstück nahe dem Seeufer. Erst der Tod brachte die Entscheidung, bis dahin durfte außer den beiden Kämpfern niemand den Rasen betreten. Er wählte für sich die Westseite und hatte damit den Vorteil, dass Erik gegen die Sonne reiten musste.
    »Auch gut«, brummte der Rote.
    »Mein Herr ist einverstanden.«
    »Sag ihm, er soll sich sputen.« Ejolf zeigte wieder sein Großmaul. »Bis zum Essen will ich das kleine Geschäft erledigt haben.«
    Tyrkir wandte sich um. »Muss ich ihm darauf antworten?«
    »Lass nur!«
    Bleich war die Haut im sommersprossigen Gesicht. Das Herz schlug schmerzhaft. »Beim großen Tyr, besiege den Angeber! Ehe ich Sklave dieses Fleischbrockens werde, töte ich mich selbst.«
    »Keine Angst, Kleiner. Du bist und bleibst mein Sklave.« Dem Roten gelang ein schwaches Grinsen. »Nein, viel mehr,

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