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Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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gegeben hast, verloren. Ich fürchtete mich davor, es dir zu sagen.«
    »Vielleicht steht hier eine, die sie gefunden hat«, sagte Erik und deutete mit dem Speer auf Swanhild. »Jedenfalls ließ ich mich davon täuschen. Nun ist die Geschichte kurz. Swanhild trauerte mit mir, und in meinem Leid trauerte ich bitter. Dann erbat sie als Gabe eine Haarlocke von mir, und da ich dich für treulos hielt, Gudruda, und annahm, alle Eide seien gebrochen, gab ich sie ihr. Und als ich sie dann verlassen wollte, betäubte sie mich mit einem Hexentrank – ay, sie mischte etwas in meinen Becher, und als ich erwachte, hatte ich meinen Eid gebrochen und war treulos gegen Atli und treulos gegen dich gewesen. Ich verfluchte und verließ sie, und ich wartete auf den Grafen, um ihm alles zu erzählen. Aber Swanhild war klüger als ich. Sie erzählte ihm die Geschichte ihrer Schändung, die auch ihr gehört habt. Und sie brachte Koll als Zeuge ihrer Geschichte bei. Atli ließ sich von ihr täuschen. Erst als ich ihn in meinem Zorn über seine bitteren Worte – er nannte mich einen erbärmlichen Feigling – niedergeschlagen hatte, erfuhr er die Wahrheit. Aber bevor er starb, kannte er sie; und als er starb, hielt er meine Hand und bat seine Männer, Koll zu suchen und zu töten. Ist es nicht so, ihr, die ihr Atlis Männer wart?«
    »Es ist so, Erik!« riefen sie. »Wir hörten es mit eigenen Ohren, und wir töteten Koll. Aber danach machte Swanhild uns glauben, Graf Atli sei verwirrt gewesen, als er diese Worte sprach, und daß die Dinge sich so zugetragen hatten, wie sie es erzählt.«
    Wieder murmelten die Männer untereinander, und ein seltsames Licht leuchtete in Gudrudas Augen.
    »Nun, Gudruda, du hast meine Geschichte gehört«, sprach Erik. »Sag, glaubst du mir?«
    »Ich glaube dir, Erik.«
    »Dann sag, wirst du noch immer diesen Ospakar heiraten?«
    Gudruda sah Schwarzzahn an, dann sah sie zum blonden Erik hinüber und öffnete den Mund, um zu sprechen. Bevor jedoch ein Wort über ihre Lippen kam, erhob sich Ospakar im Zorn und legte die Hand auf sein Schwert.
    »Glaubst du, so könntest du mir meinen Liebling entfremden, Geächteter? Vorher werde ich dafür sorgen, daß du an die Krähen verfütterst wirst!«
    »Gut gesprochen, Schwarzzahn«, lachte Erik. »Ich habe auf solche Worte von dir gewartet. Dreimal haben wir miteinander gekämpft – einmal dort draußen im Schnee, einmal auf den Pferdekopfhöhen und einmal vor den Westman-Inseln –, und noch immer leben wir, um die Geschichte zu erzählen. Komm herunter, Ospakar, komm herunter von deinem weichen Sitz; stellen wir hier und jetzt unter Beweis, wer von uns beiden der Stärkere ist. Bei unserem letzten Gang stand Weißfeuer als Preis gegen mein Auge. Nun soll unser Leben und die Hand der schönen Gudruda der Preis sein. Keine großen Worte mehr, Ospakar – stehe dazu!«
    »Solange ich lebe, wird dich Gudruda niemals heiraten!« sagte Björn. »Du bist ein Taugenichts ohne Land, ein Störenfried und ein Geächteter. Verschwinde mit deinem Wolfshund von hier!«
    »Quieke nicht so laut, Ratte – quieke nicht so laut, sonst werden die Hundezähne dir Kummer machen!« sagte Skallagrim.
    »Ob ich Gudruda heirate oder nicht – dies ist eine Sache, die zur gegebenen Zeit geklärt wird«, sagte Erik. »Und was deine Worte betrifft, so sage ich dir dies: Es ist gefährlich, jemanden wie mich derart zu beschimpfen, Björn, denn vielleicht beantworte ich deine Worte mit Speerwürfen. – Deine Antwort, Ospakar! Was wartest du noch? Deine Antwort!«
    Nun sah Ospakar Hellauge an und bekam es mit der Angst zu tun. Er war ein mächtiger Mann, aber er kannte die Kraft von Eriks Arm.
    »Ich werde nicht mit dir kämpfen, Bursche«, sagte er, »der du nichts zu verlieren hast.«
    »Dann bist du ein erbärmlicher Feigling!« sagte Erik. »Ospakar Feigling nenne ich dich hier vor allen Männern! Du konntest Intrigen gegen mich schmieden – du konntest mir auflauern, zehn Mann gegen einen und zwei Schiffe gegen eins, aber Auge in Auge mit mir allein wagst du nicht zu stehen? Gefährten, seht euch euren Herrn an – seht euch Ospakar den Feigling an!«
    Da wurde Schwarzzahns finstere Stirn rot vor Wut, und sein Atem kam in großen Stößen. »Ho, Männer!« rief er. »Jagt diesen Burschen davon. Entkleidet ihn seines Harnischs und züchtigt ihn mit Ruten!«
    »Wenn mir nur ein Mann zu nahe kommt, fliegt dieser Speer durch dein Herz, Feigling!« rief Erik. »Gudruda, was hältst

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