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Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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Willen, würden wir diese Nacht nicht hier schlafen. Aber sie sind frisch verheiratet, und – nun ja, so ist die Welt! Die Braut liegt lieber im warmen Bett, als durch die Wälder zu reiten und unter Deck zu schlafen.«
    Als Skallagrim nun so vor sich hin grollte, schlich sich die Angst in sein Herz, aber er wußte nicht, wovor er sich eigentlich fürchtete. Schon dachte er an Trolle und Kobolde. Bis auf den kleinen Lichtschein, der durch einen Spalt in den Schlagläden fiel, war es dunkel im Vorratsraum. Schließlich konnte er die Dunkelheit und seine Gedanken nicht länger ertragen, sondern erhob sich, stieß die Läden weit auf und ließ das helle Mondlicht in die Kammer ein. Nun konnte er die Hügel sehen, und die Schatten der Wolken, die über sie hinwegtrieben. Skallagrim setzte sich wieder gegen sein Faß, und als er sich setzte, bewegte es sich, und er konnte das Ale darin gegen das Holz schwappen hören.
    »Das ist ein guter Klang«, sagte Skallagrim, wandte sich um und roch an dem Faß. »Ay, und auch ein guter Geruch! Auf dem Moosberg haben wir nur wenig Ale zu schmecken bekommen, und auf See werden wir noch weniger haben.« Wieder betrachtete er das Faß. Es steckte ein Zapfen darin, und auf dem Sims standen Trinkhörner.
    »Es ist sicher schon ausgereift«, sagte er, »und nun wird es hier herumstehen, bis es sauer wird. Es ist schade darum, aber ich werde nicht davon trinken. Ich fürchte Ale – Ale ist ein anderer Mann! Nein, ich werde nicht davon trinken.« Und die ganze Zeit über fuhr seine Hand zu den Bechern auf dem Sims hinauf. »Erik ist dort drüben in Gudrudas Kammer besser gebettet als ich hier allein mit bösen Gedanken und Trollen«, sagte er. »Aber was war das für ein Fisch, den wir zum Nachtessen gehabt haben? Meine Kehle ist rauh vor Durst! Gäbe es hier Wasser, ich würde es trinken, aber ich sehe keins. Nun, ein Horn, um ihnen Glück zu wünschen! Ein Horn Ale kann keinen Schaden anrichten.« Und er zog den Zapfen aus dem Faß und sah zu, wie die braune Flüssigkeit ins Trinkhorn sprudelte. Dann hob er es an die Lippen, sagte »Skol! Skol!« und trank und hörte nicht auf zu trinken, bis das Horn leer war. »Das ist ein hervorragendes Ale!« sagte Skallagrim und fuhr sich über den grauen Bart. »Noch ein Horn voll, und es werden mich keine bösen Gedanken mehr plagen.«
    Wieder füllte er das Horn, trank, setzte sich und war eine Weile zufrieden. Aber schließlich kehrten die dunklen Gedanken in seinen Kopf zurück. Er erhob sich und spähte durch die Läden zu den Hügeln. Er konnte nichts sehen bis auf die Schatten der Wolken.
    »Diese Nacht reiten Trolle auf den Winden«, sagte er. »Ich fühle, wie sie an meinem Bart zerren. Noch ein Trinkhorn, um sie zu erschrecken.«
    Er trank noch ein Horn voll und wurde fröhlich. Dann rief Ale nach Ale, und Skallagrim trank Horn um Horn, und er sang lauthals dabei, bis ihn schließlich ein schwerer Schlaf überkam und er trunken neben dem Faß zu Boden sank, während das braune Ale um ihn herum eine Pfütze bildete.
    Nun schliefen Erik Hellauge und Gudruda Seite an Seite; sie lagen einander in den Armen. Doch plötzlich war Gudruda hellwach.
    »Erhebe dich, Erik«, sagte sie, »ich habe einen bösen Traum geträumt.«
    Er erwachte und küßte sie.
    »Was war es für ein Traum, mein Schatz?« fragte er. »Dies ist keine Stunde für schlechte Träume.«
    »Wahrlich, keine Stunde für schlechte Träume, mein Mann; doch den Träumen ist die Stunde gleichgültig, in der sie erscheinen. Ich habe geträumt, daß ich tot neben dir lag und du es nicht wußtest, während Swanhild dich ansah und verhöhnte.«
    »Fürwahr, ein böser Traum«, sagte Erik, »aber du siehst ja, du bist nicht tot. Du hast in letzter Zelt zu oft an Swanhild gedacht.«
    Nun schliefen sie wieder ein, bis Erik schließlich hellwach war.
    »Erhebe dich, Gudruda«, sagte er, »auch ich habe einen Traum geträumt, und er war voll des Bösen.«
    »Was war denn dein Traum, mein Gatte?« fragte sie.
    »Ich habe geträumt, daß Atli der Graf, den ich getötet habe, neben dem Bett stand. Sein Gesicht war weiß, und weiß wie der Schnee war sein Bart, und aus seiner großen Wunde rann das Blut den Brustharnisch hinab. ›Erik Hellauge‹, sagte er, ›ich bin es, ich, den du getötet hast, und ich komme, um dir zu sagen, daß du steif daliegen wirst, mit den Höllenschuhen an den Füßen, bevor der Mond wieder aufgeht. Du bist Erik der Unglückliche! Genieße deine Freude und sage

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