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Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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Schönen vor Anker liegt. Du weißt, wo sich unsere Leute verstecken. Du wirst ihnen folgendes sagen. Bevor es dämmert, müssen sie Boote nehmen und Gudrudas Schiff besteigen und durchsuchen. Und wenn sie Erik den Geächteten an Bord finden, sollen sie ihn töten, wenn sie dazu imstande sind.«
    »Das wird keine leichte Aufgabe sein«, sagte der Knecht.
    »Und wenn sie Gudruda finden, sollen sie sie gefangennehmen. Aber wenn sie weder den einen noch die andere finden, sollen sie die Besatzung ans Ufer treiben, wobei sie so wenig wie möglich töten sollen, und das Schiff verbrennen.«
    »Es ist eine böse Tat, eines anderen Schiff zu verbrennen«, sagte Gizur.
    »Gut oder böse, sie muß getan werden«, gab Swanhild heftig zurück. »Du bist ein Mann der Gesetze und kannst der Klage gut begegnen; überdies hat Gudruda einen Geächteten geheiratet und soll für ihre Sünde leiden. Nun geh, und sieh zu, daß du nicht trödelst, oder dein Rücken wird den Preis dafür bezahlen.«
    Der Mann ritt schnell davon. Dann wandte sich Gizur zu Swanhild um und fragte: »Und wohin gehen wir nun?«
    »Zum Middalhof, habe ich gesagt.«
    »Das hieße, in die Höhle des Wolfes, wenn Erik und Skallagrim wirklich dort sind«, gab er zurück. »Ich kann nur wenig gegen die beiden ausrichten.«
    »Nein, und auch nicht gegen einen, Gizur. Selbst wenn Erik die rechte Hand verloren hätte und unbewaffnet vor dir stünde, würde er dich noch ohne Schwert mit der Linken töten, wie er auch deinen Vater Ospakar getötet hat. Doch ich werde einen Weg finden, ihn zu besiegen, wenn er dort ist.«
    Dann ritten sie weiter, und Gizurs Herz war schwer, aus Furcht vor Erik und Skallagrim dem Berserker. So schnell ritten sie, daß sie schon eine Stunde nach Mitternacht den Middalhof erreicht hatten.
    »Wir werden die Pferde hier auf dem Feld zurücklassen«, sagte Swanhild.
    So saßen sie ab, und nachdem sie die Zügel der Pferde zusammengebunden hatten, ließen sie sie grasen. Dann schlichen sie auf den Vorhof und lauschten. Schließlich hörten sie das Geräusch von Pferden, die in der entgegengesetzten Ecke des Hofes mit den Hufen schlugen. Sie gingen dorthin und fanden ein Pferd und zwei Wallache – gesattelt, doch mit angebundenem Zaumzeug. Und das Pferd trug einen Sattel, wie Frauen ihn benutzen.
    »Erik Hellauge, Skallagrim Lammschweif und Gudruda die Schöne«, flüsterte Swanhild, zeigte nacheinander auf die Pferde und lachte böse. »Die Vögel sind im Nest! Nun werden wir die Falle zuschnappen lassen.«
    »Wäre es nicht das beste, sie am Schiff zu erwarten?« fragte Gizur.
    »Nein, du Narr; wenn Erik und Skallagrim erst wieder Rücken an Rücken stehen und Weißfeuer gezogen ist, wie viele Männer sollen dann erst tot zu ihren Füßen liegen, bis sie gleichfalls stürzen? Wir werden sie nicht zweimal im Schlaf überraschen können.«
    »Es ist eine schändliche Tat, Schlafende zu töten«, sagte Gizur.
    »Sie sind Geächtete«, gab sie zurück. »Höre, Ospakars Sohn. Du sagst, du liebst mich und möchtest mich heiraten. Dann wisse, daß ich dir nie wieder ins Gesicht sehe, wenn du mich jetzt im Stich läßt, sondern dich vor allen Männern Feigling nennen werde.«
    Nun liebte Gizur Swanhild sehr, denn sie hatte ihren Bann über ihn geworfen wie einst über Atli, und er dachte Tag und Nacht an sie. Denn Swanhild besaß die seltsame Eigenschaft, mit ihrer Schönheit und ihren klugen Worten allen Männern bis auf Erik den Kopf zu verdrehen, obwohl sie eine Hexe und überdies verderbt war.
    Aber von allen Männern liebte sie nur Erik.
    Da hielt Gizur Ruhe; aber Swanhild fuhr fort:
    »Es wird sinnlos sein, sich durch die Türen Einlaß zu verschaffen, denn sie sind stark. Doch als Kind habe ich das Haus in der Nacht durch das Fenster im Vorratsraum verlassen. Folge mir, Gizur.« Dann schlich sie im Schatten der Wand weiter, denn sie kannte hier jeden Stein, bis sie zu der Speisekammer kam. Die Läden standen offen, und das Mondlicht fiel in die Kammer. Swanhild hob den Kopfüber die Fensterbank, schaute hinein und fuhr zurück.
    »Psst!« sagte sie. »Skallagrim schläft in der Kammer.«
    »Den Göttern sei Dank, daß er nicht erwacht ist«, flüsterte Gizur und wandte sich um. Aber Swanhild hielt ihn am Arm fest; dann hob sie vorsichtig den Kopf und schaute erneut hinein, lange und sinnend. Schließlich wandte auch sie sich um und lachte leise.
    »Die Dinge liegen gut für uns«, sagte sie. »Der Trunkenbold liegt berauscht im Schlaf! Wir

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