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Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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mißtrauisch an, denn der Berserker fürchtete sich nur vor Frauen.
    »Welchen Rat hast du nun, Herr?« fragte er.
    »Verrat uns deine Pläne, Gudruda«, sagte Erik, denn es war noch kein Wort über das zwischen ihnen gefallen, was sie nun tun sollten.
    »Dies ist mein Plan, Erik«, gab sie zurück. »Zuerst essen wir; dann besteigen meine Männer die Pferde und reiten noch in der Nacht zum Schiff, um zu verkünden, daß wir bei Tagesanbruch, wenn die Flut günstig steht, kommen werden und der Maat alles zum Auslaufen bereit machen soll. Aber du, ich und Skallagrim bleiben hier, bis der Morgen drei Stunden alt ist, denn ich habe Nachricht erhalten, daß Gizurs Leute das Schiff diese Nacht durchsuchen werden. Wenn sie nun suchen und uns nicht finden, werden sie fortgehen. Dann werden du, ich und Skallagrim an Bord des Schiffes rudern, das noch vor Anker liegt. Wir werden an der Ankerkette hochklettern und in See stechen, bevor sie wissen, daß wir dort sind, und so Swanhild und unserer Not Lebwohl sagen.«
    »Aber es ist gefährlich für uns, allein hier zu schlafen«, sagte Erik.
    »Es besteht nur wenig Gefahr«, sagte Gudruda. »Fast alle Männer Gizurs bewachen das Schiff; und ich habe von einem Spion erfahren, daß Gizur, Swanhild und ein Knecht vor zwei Tagen vom Kaltrücken zum Moosberg geritten sind, und sie sind noch nicht zurückgekehrt. Überdies ist das Haus befestigt, und du und Skallagrim seid hier, um es zu bewachen.«
    »So sei es also«, gab Erik zurück, da er in der Tat kaum noch an etwas anderes als an Gudruda denken konnte.
    Danach kamen die Frauen herein und tischten Fleisch auf, und alle aßen.
    Als sie gegessen hatten, bat Erik Skallagrim, einen Becher zu füllen und diesen ihm, der er mit Gudruda auf dem Hohesitz Platz genommen hatte, zu bringen. Skallagrim tat wie geheißen; und danach sahen sich Erik Hellauge und Gudruda die Schöne, Asmunds Tochter, tief in die Augen und tranken den Brautbecher.
    »Nur wenig Gäste haben uns zu unserem Hochzeitsfest die Ehre gegeben, mein Gatte«, sagte Gudruda.
    »Und doch werden wir unser Versprechen einhalten, meine Frau«, sagte Erik.
    »Ay, Hellauge«, gab sie zurück, »im Leben und im Tod, jetzt und für immer!« Und sie küßten sich.
    »Ich glaube, es ist Zeit für uns zu gehen«, knurrte Skallagrim den Knechten und Frauen zu. »Wir sind hier nicht erwünscht.«
    Da erhoben sich diejenigen, die zum Schiff reiten sollten, sattelten ihre Pferde und brachen auf. Sie fingen auch die Pferde Skallagrims, Eriks und Gudrudas, sattelten sie, legten ihnen Zaumzeug an und banden sie im Hof fest, wo sie ihnen Heu zu fressen gaben. Danach verriegelte Skallagrim die Männer- und die Frauentür und fragte Gudruda, wo er die Nacht über bleiben sollte, bis es an der Zeit war, zum Meer aufzubrechen.
    »In der Vorratskammer«, gab sie zurück, »denn an ihrem Fenster sind Läden ohne Riegel. Bewache das Fenster gut, Skallagrim, wenngleich ich glaube, daß dich niemand stören wird.«
    »Ich kenne das Fenster. Es wird jedem schlecht ergehen, der den Kopf durch dieses Loch steckt«, sagte Skallagrim und warf einen Blick auf seine Axt.
    Nun hatte Gudruda vergessen, daß sich in der Vorratskammer Fässer mit starkem Ale befanden.
    Dann sagte Gudruda ihm noch, sie zu wecken, wenn der Morgen zwei Stunden alt sei, da Erik nur noch für Gudruda Augen und Worte hatte, und Skallagrim ging.
    Die Frauen gingen ebenfalls zu ihrer abgeschiedenen Bettstatt am Ende der Halle und ließen Hellauge und Gudruda allein. Erik sah seine Frau an.
    »Wo schlafe ich diese Nacht?« fragte er.
    »Du schläfst bei mir, Mann«, antwortete sie leise, »denn von nun an soll nur noch der Tod zwischen uns kommen.«
    Nun war Skallagrim zum Vorratsraum gegangen und setzte sich mit dem Rücken gegen ein Faß. Sein Herz war betrübt, denn er erwartete von dieser Hochzeit nichts Gutes. Überdies war er eifersüchtig. Skallagrim liebte nur einen Menschen wirklich in der Welt, und das war Erik Hellauge, sein Herr. Er wußte, daß er von nun an die zweite Stelle einnehmen würde und daß Erik für jeden Gedanken, den er ihm gab, Gudruda zehn schenken würde. Daher war Skallagrim im Herzen zutiefst betrübt.
    »Die Pest auf die Frauen«, sagte er zu sich, »denn von ihnen kommt alles Unheil! Hellauge verdankt sein Unglück nur Swanhild und seiner schönen Frau, und damit ist es wohl noch kaum gescheh’n. Nun ja, so ist die Welt; aber ich wünschte, wir wären schon sicher auf See! Ginge es nach meinem

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