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Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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beabsichtigte, nicht Erik, sondern Gudruda zu töten, und daher wollte sie ihn verschonen. Überdies liebte sie Erik, und solange er lebte, konnte sie ihn vielleicht noch für sich gewinnen; doch ein toter Erik war ein verlorener Erik. Aber an Gudruda wollte sie sich bitterlich rächen – Gudruda, die trotz all ihrer Pläne noch Hellauges Frau geworden war!
    Nun standen sie neben dem Bett. Swanhild streckte die Hand aus, zog die Laken zurück und ertastete Gudrudas Brust, denn Gudruda lag ihr zugewandt.
    Dann suchte sie am Kopf des Bettes nach Weißfeuer, und das Schwert hing wirklich dort, und sie zog es aus der Scheide.
    »Hier liegt Erik«, sagte sie zu Gizur, »und hier ist Weißfeuer. Schlag einmal und kräftig zu, und laß Weißfeuer in der Wunde stecken.«
    Gizur nahm das Schwert und hob es. Er war im Herzen zutiefst betrübt, daß er eine solch feige Tat begehen mußte; aber Swanhilds Bann lag auf ihm, und er konnte ihm nicht entrinnen. Da kam ihm ein Gedanke, und er senkte gleichfalls die Hand, um nach seinem Opfer zu tasten. Er fühlte Gudrudas goldenes Haar, das ihre Brüste umfloß und vom Bett zu Boden fiel.
    »Das ist Frauenhaar«, flüsterte er.
    »Nein«, gab Swanhild zurück, »es ist Eriks Haar. Eriks Haar ist lang, wie du selbst gesehen hast.«
    Nun wußte keiner der beiden, daß Gudruda Eriks Haar geschoren hatte, doch Swanhild wußte sehr wohl, daß es nicht Hellauge war, den Gizur töten sollte.
    Dann hob Gizur, Ospakars Sohn, das Schwert, und das schwache Sternenlicht, das in die Kammer fiel, sammelte sich und leuchtete auf der Klinge. Dreimal hob er sie, und dreimal ließ er sie wieder sinken. Dann stach er mit einem Fluch zu – und trieb die Klinge mit aller Kraft in sein Opfer!
    Vom Bett unter ihm kam ein langes Seufzen und ein Geräusch, als trommelten Arme und Beine auf das Bettgestell. Dann war wieder alles still.
    »Es ist geschehen!« sagte er schwach.
    Swanhild senkte die Hand erneut, und sie war naß und warm. Dann beugte sie sich hinab, um nachzuschauen, und siehe, Gudrudas tote Augen erwiderten ihren Blick. Sie konnte sie deutlich erkennen, aber niemand weiß, was sie in ihnen las. Zumindest schätzte sie ihren Anblick nicht besonders, denn sie taumelte gegen die Wandverkleidung zurück und fiel zu Boden.
    Während Gizur noch wie ein Träumender dastand, erhob sie sich und sagte: »Ich habe Atlis Tod gerächt. Eilen wir von dannen! Ah, eilen wir schnell von dannen! Gib mir deine Hand, Gizur, denn ich bin ganz schwach!«
    So reichte Gizur ihr die Hand, und sie gingen von dannen. Schließlich standen sie im Vorratsraum, und dort lag Skallagrim, noch immer tief in seinen trunkenen Schlaf versunken.
    »Muß ich noch einen Mord begehen?« fragte Gizur heiser.
    »Nein«, sagte Swanhild. »Ich bin des Blutes überdrüssig. Laß ihn hier liegen.«
    Sie stiegen durch das Fenster in den Hof und gingen zu ihren Pferden.
    »Heb mich hoch, Gizur; ich kann nicht mehr«, sagte Swanhild.
    Er hob sie in den Sattel.
    »Wohin nun?« fragte er.
    »Zum Kaltrücken, Gizur, und von dort zum kalten Tod.«
    So starb Gudruda, Eriks Braut und Asmunds Tochter, die schönste Frau, die je auf Island gelebt hat, in ihrer Hochzeitsnacht durch die Hand von Gizur, Ospakars Sohn, und durch den Haß und die Hexenkunst von Swanhild der Vaterlosen, ihrer Halbschwester.

 

    XXX
    WIE DIE DÄMMERUNG KAM
    Die Dämmerung brach über den Middalhof herein. Langsam sammelte sich das Licht in der leeren Halle und kroch in die kleine Kammer, in der Erik schlief und Gudruda gestorben war.
    Nun kamen die beiden Frauen aus ihrer Kammer am anderen Ende der Halle und gingen erschauernd zum Herd, denn die Luft war kalt. Sie knieten neben dem Feuer nieder und bliesen in die Kohlen, bis die trockenen Zweige, die sie darauf warfen, knisternd Flammen schlugen.
    »Gudruda scheint noch nicht aufgebrochen zu sein«, sagte die eine zur anderen. »Ich dachte, sie wollte vor Tagesanbruch mit Erik fortreiten.«
    »Frisch gefreit, wo bleibt die Zeit!« lachte die andere.
    »Ich bin froh, das Licht zu sehen«, sagte die erste Frau, »denn letzte Nacht habe ich geträumt, die Halle sei wieder rot vom Blut, wie damals bei Ospakars Hochzeitsfest.«
    »Ah«, antwortete die erste, »es wird gut für den Süden sein, wenn Erik Hellauge und Gudruda Island verlassen haben, denn ihre Liebe hat viel Blutvergießen über das Land gebracht.«
    »Ja, in der Tat!« seufzte die erste. »Hätte Asmund der Priester Groa, Rans Geschenk, niemals gefunden, wie

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