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Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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den Weg über die Goldenen Fälle gewagt zu haben.

 

    V
    WIE ERIK DAS SCHWERT WEISSFEUER ERRANG
    Nun beugte sich Asmund der Priester hinab, und Erik sah ihn und sprach:
    »Du hast mich zu deinem Julfest gebeten, Herr, und über diesen schlüpfrigen Weg bin ich gekommen. Heißt du mich nun willkommen?«
    »Dich lieber als alle anderen«, sprach Asmund. »Du bist ein mutiger Mann, wenn auch ein tollkühner; und du hast eine Tat vollbracht, von der man sich erzählen wird, solange Skalden singen und Menschen auf Island leben.«
    »Mach Platz, mein Vater«, sagte Gudruda, »denn Erik blutet.« Und sie löste den Schal von ihrem Hals, legte ihn um seine verletzte Braue, zog ihren dicken Mantel aus und legte ihn auf seine Schultern, und keiner gebot ihr Einhalt.
    Dann führten sie ihn zur Halle, wo Erik sich ankleidete und ruhte, und er schickte den Knecht Jon zum Kaltrücken zurück und trug ihm auf, Saevuna, Eriks Mutter, auszurichten, daß er wohlauf sei. Aber er war den ganzen Tag über noch etwas schwach, und das Geräusch des Wassers dröhnte in seinen Ohren.
    Nun waren Ospakar und Groa nicht darüber erfreut, welchen Verlauf die Dinge genommen hatten; aber alle anderen freuten sich sehr, denn Erik war bei den Männern gut gelitten, und sie hätten getrauert, wenn das Wasser den Sieg über seine Kraft davongetragen hätte. Aber Swanhild war sehr verbittert, denn Erik würdigte sie keines einzigen Blickes.
    Die Stunde des Festes kam näher, und dem Brauch nach wurde es im Tempel abgehalten, und dorthin gingen alle Männer. Als sie im Hauptschiff des Hofes Platz genommen hatten, wurde der fette Ochse hereingeführt, den man zur Opferung vorbereitet hatte, und vor den Altar gezerrt, auf dem das heilige Feuer brannte. Nun tötete Asmund der Priester ihn unter völligem Schweigen vor den Standbildern der Götter mit dem Schwert, fing sein Blut in der Blutschale auf und besprenkelte den Altar und alle Andächtigen mit den Blutruten. Dann wurde der Ochse aufgeschnitten, und die Figuren der allmächtigen Götter wurden mit dem geschmolzenen Fett gesalbt und mit sauberem Leinen wieder abgewischt. Danach wurde das Fleisch in den Kupferkesseln gebraten, die über den Feuern hingen, die man überall im Hauptschiff angezündet hatte, und das Fest begann.
    Nun aßen die Männer und tranken viel Ale und Met, und alle waren fröhlich. Aber Ospakar Schwarzzahn wurde nicht froh, obwohl er viel trank, denn er sah, daß Gudrudas Augen unentwegt Eriks Gesicht beobachteten und die beiden einander anlächelten. Darüber war er erzürnt, denn er wußte, daß der Köder gut und die Schnur stark sein mußte, die diesen schönen Fisch an seine Angel bringen würde. Als er dort saß, lösten seine Finger unwissentlich die Friedensschnüre seines Schwertes Weißfeuer, und er zog die Klinge halb, so daß ihre Helligkeit im Licht der Feuer aufflammte.
    »Du hast dort eine wunderschöne Klinge, Ospakar!« sagte Asmund, »obwohl dies kein Ort ist, sie zu ziehen. Woher stammt sie? Mich deucht, solche Schwerter werden heute nicht mehr geschmiedet.«
    »Ay, Asmund, wirklich eine wundersame Klinge. Es gibt keine zweite davon auf der Welt, denn die Zwerge haben sie in alten Zeiten geschmiedet, und wer sie hebt, soll unbesiegbar sein. Dies war König Odins Schwert, und es trägt den Namen Weißfeuer.
    Ralf der Rote nahm sie aus König Eriks Hünengrab in Norwegen, und er stritt lange mit dem Grabbewohner, bevor er es seinem Griff entwinden konnte. Aber mein Vater gewann die Klinge und erschlug Ralf, obwohl er dies nie hätte tun können, hätte Ralf Weißfeuer gegen ihn erhoben. Doch Ralf der Rote war betrunken, als sich die Schiffe im Kampf trafen, und er kämpfte mit einer Axt, woraufhin er von meinem Vater getötet wurde. Seitdem war Weißfeuer das letzte Licht, das die Augen vieler Häuptlinge gesehen haben. Schau es dir an, Asmund.«
    Nun zog er das große Schwert, und die Männer waren erstaunt, als er es hob und die Klinge aufblitzte. Sein Griff war aus Gold, und blaue Steine waren darin eingelassen. Von der Griffstange bis zur Spitze maß es zweieinhalb Ellen, und die breite Klinge war so hell, daß keiner sie lange betrachten konnte, und über ihre gesamte Länge verliefen Runen.
    »Wahrlich eine wundervolle Waffe!« sagte Asmund. »Was bedeuten die Runen?«
    »Ich weiß es nicht, und auch kein anderer Mann – sie sind uralt.«
    »Laß sie mich ansehen«, sagte Groa, »ich kenne mich mit Runen aus.« Nun nahm sie das Schwert, hob es hoch,

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