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Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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singend auf den Wiesen spazieren, und es wuchs keine Blume auf ihnen, die nur halb so schön war wie sie.
    In diesem Sommer traf Ospakar Schwarzzahn beim Thing auch Björn, Asmunds Sohn, und die beiden sprachen viel in aller Heimlichkeit miteinander.

 

    XVIII
    WIE GRAF ATLI ERIK UND SKALLAGRIM
    AUF DEN SÜDLICHEN FELSEN DER INSEL STRAUMEY FAND
    Swanhild, in Weiß gekleidet, als sei sie gerade aus dem Schlaf erwacht, stand, die Kerze in der Hand, neben dem Bett Graf Atlis, ihres Mannes, und rief: »Erwache!«
    »Was ist geschehen?« fragte Atli und erhob sich auf die Ellbogen. »Was ist geschehen, Swanhild, und warum wanderst du des Nachts allein herum und benimmst dich so seltsam? Ich mag deine dunkle Hexenart nicht, Swanhild, und ich wurde in einer schlimmen Stunde mit dir verheiratet, Frau, die du mir keine Frau bist.«
    »Wahrlich in einer schlimmen Stunde, Graf Atli«, gab sie zurück, »einer schlimmen Stunde für dich und mich, denn wie du gesagt hast, Alter und Jugend gesellen sich nur schlecht zueinander und gehen verschiedene Wege. Erhebe dich nun, Graf, denn ich habe einen Traum gehabt.«
    »Dann erzähle ihn mir am Morgen«, sprach Atli. »Es ist nur wenig Freude in deinen Träumen, die immer aufs Schlechte hindeuten, und ich hatte in letzter Zeit genug Schlechtes zu ertragen.«
    »Nein, Herr, so einfach kannst du meine Worte nicht beiseite schieben. So höre: Mir träumte, ein großer Kriegsdrache sei an Straumeys südwestlichen Klippen gestrandet. Die Schreie der Ertrinkenden hallten in meinen Ohren. Aber ich glaube, daß einige lebend das Ufer erreicht haben und dort besinnungslos liegen, um der Kälte zum Opfer zu fallen. Erhebe dich, nimm dir ein paar Männer und geh zu den Klippen.«
    »Ich werde bei Tagesanbruch gehen«, sagte Atli und ließ den Kopf aufs Kissen fallen. »Ich habe nur wenig Vertrauen in solche Visionen, und es ist zu spät für Langschiffe, um die Durchfahrt durch den Fjord zu wagen.«
    »Erhebe dich, sage ich«, gab Swanhild streng zurück, »und erfülle meinen Wunsch, denn sonst werde ich die Klippen selbst absuchen.«
    Da erhob sich Atli murrend und schüttelte sich den tiefen Schlaf aus den Augen: denn von allen Lebendigen fürchtete er am meisten seine Frau Swanhild. Er legte seine Kleider an, hüllte sich in einen dicken Mantel, ging zur Halle, wo die Männer um die ersterbenden Feuer schnarchten, denn die Nacht war bitterkalt, und weckte ein paar von ihnen. Nun war unter den Männern, die er rief, auch Hall von Lithtal. Hall der Maat, der das Enterseil durchtrennt hatte. Denn dieser Hall, der sich fürchtete, nach Island zurückzukehren, war hierhergekommen und hatte gesagt, er sei vor den Färöern bei dem großen Kampf zwischen Erik und Ospakars Männern verwundet und dort zurückgelassen worden, um sich von seinen Verletzungen zu erholen oder zu sterben. Da hatte Atli, der nicht ahnte, daß der Kerl log, ihn Eriks willen willkommen geheißen, denn er liebte Erik noch immer von allen Männern am meisten.
    Aber Hall liebte die Arbeit nicht übermäßig, und erst recht keine nächtlichen Streifzüge, um Schiffbrüchige zu suchen, von denen die Herrin Swanhild zufällig geträumt hatte. So drehte er sich auf die andere Seite und schlief wieder ein. Doch auf Atlis Bitten erhoben sich einige Leute, und sie stiegen gemeinsam zu den Südwest-Klippen hinab.
    Doch Swanhild, die sich einen Mantel über das Nachtgewand geworfen hatte, setzte sich auf den Hohesitz in der Halle, richtete den Blick auf die nun ersterbenden Feuer, dann wieder auf die Prellungen an ihrem Arm und wartete schweigend ab. Die Nacht war kalt und stürmisch, aber der Mond schien hell, und in seinem Licht bahnten sich Atli und seine Leute den Weg zu den Südwest-Klippen, gegen die heftig das Meer anstürmte.
    »Was liegt dort?« fragte Atli und deutete auf etwas Schwarzes, das unter ihnen auf den Felsen lag, von den Wellen dorthingespült. Ein Mann kletterte dort, wo die Klippen von der Natur wie in Stufen geschnitten waren, hinab und rief dann laut:
    »Ein Schiffsmast, Herr, frisch gebrochen.«
    »Swanhilds Träume scheinen wahr zu werden«, murmelte Atli, »aber eines ist mir sicher: Bei solchem Seegang ist keiner lebend ans Ufer gekommen.«
    Doch da rief der Mann, der die Felsen absuchte:
    »Hier liegen zwei große Männer, Arm in Arm. Sie scheinen tot zu sein!«
    Nun kletterten die Männer, so schnell sie konnten, die schlüpfrigen Felsen hinab, obwohl die Brandung sie durchnäßte, und mit ihnen ging

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