Erinnert
geben kann, was ich vor allem anderen ersehene, sitzt mir gerade gegenüber, während ich diese Zeilen schreibe.
Es ist Adam.
Ich sehne mich nach einem Tropfen Blut. Warm, salzig, köstlich. Voller Energie. Und halte es neben ihm kaum noch aus. Ich fürchte mich schrecklich davor, dass die Bestien in mir, die Gewalt über die Situation wieder erzwingen und mich in ein blutrünstiges Raubtier verwandeln. Adam ist nicht sicher vor mir und Hope? Auch sie wird es nicht schaffen mich aufzuhalten, wenn meine Bestien erwachen. Ich sollte mich von Adam und Hope fern halten. Mich von ihnen trennen, damit sie vor mir sicher sind.
Denn ich fühle es.
Meine Tattoos, meine Bestien gehorchen mir nicht wirklich. Mehr und mehr. Tag um Tag wird ihr Hunger größer. Giere ich mehr nach Blut. Meine Gedanken kreisen ständig um den roten Lebenssaft, der durch Adams Adern strömt. Aber da gibt es auch noch etwas anderes. Ich wünsche mir mit dem Computer in Adams Händen die Plätze zu tauschen. Ich wünsche mir, er würde an mir anstatt an dem Ding herumschrauben. Hilfe.
Adam hält sich fern von mir, so als ahne er etwas. Er hat Mühe mit Hope und mir Schritt zu halten, aber er hält durch. Ich beobachte ihn, sehe seine Narbe an seiner Kehle, die ich ihm verpasst habe. Ich erinnere mich daran, wie ich mich zu ihm hingezogen gefühlt habe. Fühle mich immer noch, wieder, mehr denn je, zu ihm hingezogen. Ist es nur wegen seinem Blut? Nein, nicht nur wegen seinem Blut. Ich empfinde mehr als nur Hunger. Aber Jesse steht zwischen mir und ihm. Und noch etwas Anderes, etwas Größeres. Der Fluch, der Symbionten, wie ich es nenne.
Der Fluch, der alle mit in den Tod reißt, die sich in mich verlieben, eine Beziehung mit mir eingehen. Nicht dass ich mir vorstellen könnte, mit mehr als einem Mann ein Beziehung zur gleichen Zeit zu führen, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich es verhindern könnte. Jesse und Adam? Adam oder Jesse? Keiner von beiden! Ich werde verrückt.
Adam hat viel erzählt. Aber er hat noch nicht alles erzählt. Was ist es, das ihn glauben lässt, dass sich die Prophezeiung erfüllen wird?
Kapitel 8
Ein Geräusch lässt mich von meinem Tagebuch aufschauen. Ich lege den Stift ins Gras, bleibe ganz ruhig und lausche in den Wald hinein. Wir haben seit Tagen keine Drohnen, Bestien, keinen Krieg mehr gesehen. Adam sitzt mir gegenüber und tüftelt an dem defekten Computer herum. Schon wieder. Ich schlucke.
Von Hope fehlt jede Spur. Ich habe nicht bemerkt, dass sie sich von uns entfernt hat, weil ich zu sehr ins Schreiben vertieft war. Sind wir jetzt nicht schutzlos. Hat sie nicht immer einen unsichtbaren Schild um uns gelegt, damit sie uns nicht entdecken können. Ich bin nicht panisch, aber ich mache mir Sorgen.
„Wo ist Hope?“, frage ich Adam. Er sieht von diesem verfluchten Computer auf.
„Sie wollte zurück an den See.“
„Sollte sie nicht immer in unserer Nähe sein?“
„Hope meint, dass wir uns jetzt hinter der Sektionsgrenze befinden. Sie können uns – sie können mich hier nicht anpeilen.“
Adam spricht von dem Sender, den jeder in Sektion 0 als Implantat in sich trägt. Wir hatten auch schon darüber gesprochen, ihn einfach herauszuschneiden, aber der Sender liegt direkt unter der Schädeldecke. Unmöglich da heranzukommen, ohne die geeigneten chirurgischen Instrumente. Ohne die erforderlichen, chirurgischen Kenntnisse.
Entdeckt zu werden ist nicht die einzige Gefahr, die über uns schwebt, wenn Hope nicht da ist. Ich stehe auf und kann es nicht verhindern, dass ich mich neben Adam setze. Ich kann ihn wittern. Sein Blut.
„Hast du schon Fortschritte mit dem Ding gemacht“, frage ich ihn.
„Nicht wirklich. Die Brennstoffzelle hat einen Defekt. Glaube nicht, dass ich das wieder hinbekomme“, sagt Adam und ich hänge an seinen Lippen, höre ihm gar nicht zu, wie er über den Computer spricht, sehe nur die weichen Stellen an seinem Hals, wie sie sich verformen, wenn er spricht. Ich fühle seine Körperwärme direkt neben mir. O Gott. Ich sollte verschwinden. Auf der Stelle.
„Warum gibst du dann nicht auf?“, frage ich.
„Das wäre nicht ich. Ich bin nicht fürs Aufgeben geschaffen.“
Seelenruhig hebe ich meine Hand und führe sie hoch bis zu seinem Mund. Berühre seine Lippen. Was tue ich?
Ich glaube wirklich, mein Herz hört für ein paar Sekunden auf zu schlagen, als er sich von dem Computer abwendet und mir direkt in die Augen sieht.
Er sagt keinen Ton, als ich die
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