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Erinnerung an einen schmutzigen Engel: Roman (German Edition)

Erinnerung an einen schmutzigen Engel: Roman (German Edition)

Titel: Erinnerung an einen schmutzigen Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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wusste, dass sie sich ohne Mörth nie ausreichend auf die bevorstehende Reise hätte vorbereiten können.
    Forsman nahm ihre Hand, nachdem er ihr das Gesangbuch gegeben hatte. Er wirkte verlegen, fast gerührt, als hätte er getrunken, aber sie wusste ja, dass er nie trank.
    »Ich hoffe, es wird dir gut ergehen«, sagte er. »Gott wacht über deine Schritte. Aber ich bin auch nahe bei dir, das verspreche ich.«
    Der Abschied vom Steinhaus und seinen Bewohnern war kurz. Mit Berta hatte sie eine Übereinkunft getroffen. Sie sei heilig, hatten sie einander gesagt, und dürfe nicht gebrochen werden. Sie hatten ausgemacht, einander zu schreiben, bis sie sich wiedersehen würden. Sie hatten zusammen Lesen und Schreiben gelernt, und es hatte sich gezeigt, dass das alles einen Sinn hatte. Und wenn es nun so sein sollte, dass Hanna nicht nach Sundsvall zurückkommen würde, konnten sie sich in ihren Briefen treffen.
    Forsman begleitete sie hinunter zum Schiff. An der Gangway stand ein Mann in Uniform, den sie bisher noch nicht gesehen hatte. Er war jung und blond, kaum vier oder fünf Jahre älter als sie selbst. Breitbeinig stand er da und fingerte an einer erloschenen Pfeife herum.
    Hanna tat einen Schritt hinauf auf die Gangway. Als sie an Bord ging, stand da der fremde Mann und erwartete sie.
    Sie knickste und bereute es sofort. Warum sollte sie vor einem der Matrosen knicksen?
    Stampfende Schritte ertönten hinter ihr. Es war Forsman, der zusammen mit dem Kapitän an Bord kam.
    »Steuermann Lundmark«, sagte Kapitän Svartman. »Das ist unsere Köchin Hanna Renström. Behandelt sie gut, dann bekommt ihr gutes Essen während der Reise.«
    Lundmark nickte. Sein Lächeln verunsicherte Hanna. Warum sah er sie mit so prüfenden Augen an?
    Aber sie wusste nun, wer er war.
    An diesem Apriltag wehte ein leichter Wind über Sundsvall. Sie schloss die Augen und lauschte dem Rauschen von Wind und Wellen. Der Wald, dachte sie. Die Wellen erinnern mich an das Brausen da oben im Flusstal, wenn es stürmte. Ob der Wind kalt war oder warm.
    Plötzlich sehnte sie sich nach Elin und den Geschwistern. Aber es gab kein Zurück, es gab jetzt nichts anderes als dieses Schiff, das mit duftenden, frisch gesägten Brettern beladen war, auf dem Weg nach Australien.
    »Lars Johan Jakob Antonius Lundmark«, sagte plötzlich eine Stimme neben ihr. Es war der Steuermann, der zurückgeblieben war, während der Kapitän und Forsman sich zu Svartmans Kajüte begeben hatten. »Lars nach meinem Vater«, fuhr er fort. »Johan nach meinem Großvater, Jakob nach meinem älteren Bruder, der gestorben ist, Antonius nach einem Arzt, der einmal die Blutvergiftung meines Vaters geheilt hat. Weißt du jetzt, wer ich bin?«
    »Ich heiße Hanna«, sagte sie. »Ich habe nur einen Namen, mir hat das immer gereicht.«
    Sie drehte sich um und ging zu ihrer Kabine. Abgesehen von Kapitän Svartman hatte nur sie eine eigene Kabine. Sie setzte sich mit dem Gesangbuch in der Hand auf die Pritsche. Als sie die Buchdeckel aufklappte, lagen da zwei blanke Goldmünzen.
    Sie kehrte zum Deck zurück. Der Steuermann war verschwunden. Sie blieb an der Reling stehen, bis Forsman aus der Kajüte des Kapitäns kam.
    »Ich möchte mich für das Geld bedanken«, sagte sie.
    »Geld ergänzt Gottes Wort auf eine gute Art«, sagte Forsman. »Ein bisschen Reisekapital kann nicht schaden.«
    Er tätschelte linkisch ihre Wange und verließ das Schiff über die Gangway, die unter seinem Gewicht schwankte.
    Das Schiff schien sich zu verneigen, um sich von seinem Besitzer zu verabschieden.

16
     
    Neun Stunden später, am 23. April 1904, verließ die Lovisa mit dem Ziel Perth den Kai.
    Mit dem Nebelhorn tutete das Schiff seinen Abschied. Hanna stand an der Reling am Heck und hatte das Gefühl, da unten am Kai zurückgeblieben zu sein.
    Einen Teil von sich selbst hatte sie bestimmt zurückgelassen. Wer sie jetzt war, wusste sie nicht. Das würde die Zukunft, ungewiss, unbekannt, erweisen.
    Sie stellte sich an die Kombüse, unter ein hervorspringendes Dach, und schaute auf den wirbelnden Schaum der Schiffsschraube. Schneetreiben, dachte sie. Jetzt bin ich unterwegs in eine Welt, in der es nie schneit, wo es eine Wüste gibt, in der trockener Sand in einer Hitze wirbelt, die ich mir nicht vorstellen kann.
    Plötzlich stand der Steuermann neben ihr. Später würde sie sich daran erinnern, dass sie gleich seine Nägel bemerkt hatte. Sie waren sorgfältig geschnitten und sauber, und sie dachte daran,

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