Erinnerung an einen schmutzigen Engel: Roman (German Edition)
Bank, die jemand aus einem Baumstamm gezimmert hatte. Es war noch Winter, aber die Sonne wärmte mitten am Tag. Sie breiteten ihre Mäntel aus und setzten sich. Hanna hatte nichts im vorhinein beschlossen. Aber plötzlich wusste sie, dass sie Bertas Rat befolgen würde. Sie sagte, wie es war, dass sie sich vor der Aufgabe graulte, die Forsman ihr auferlegt hatte. Wie sollte sie als Köchin auf einem Schiff taugen, das bis nach Australien fuhr?
»Ich wünschte, er hätte mich gefragt«, sagte Berta. »Ich hätte nicht gezögert loszufahren.«
»Es ist so weit weg«, sagte Hanna und erzählte, dass sie Australien auf dem braunen Globus neben Forsmans Billardtisch entdeckt hatte.
Entsetzt hatte sie festgestellt, dass Australien an der Unterseite des Globus lag.
»Ich will in Forsmans Haus bleiben«, sagte sie. »Wer soll all meine Arbeit tun, wenn ich fort bin?«
»Sollte diese Plackerei wirklich etwas Erstrebenswertes sein?«, meinte Bert erstaunt. »Außerdem wird hier im Haus eigentlich keine weitere Magd gebraucht.«
Berta klang bestimmt, als sie antwortete. Es war, als ahnte sie, was sich unruhig in Hannas Gehirn bewegte. Aber es konnte auch sein, dass Berta eifersüchtig auf sie war. Hanna bekam das unbehagliche Gefühl, Berta wolle vielleicht gar nicht, dass sie blieb.
»Du musst dich entscheiden«, sagte Berta. »Ich will ja nichts lieber, als dass du bleibst. Schon deshalb, weil du in den Nächten still liegst. Es ist nicht schön, mit jemandem das Bett zu teilen, der strampelt und sich die ganze Nacht herumwälzt.«
Sie brachen beide in Gelächter aus, wurden aber gleich wieder ernst.
»Sprich mit Forsman, wenn du zögerst«, sagte Berta. »Er ist es, der bestimmt.«
Dann sagten sie nichts mehr über die Reise. Sie saßen still da und schauten auf die Stadt und das weiße Eis, das sich jenseits der bewaldeten Hügelketten ausbreitete. Als es zu kalt wurde, standen sie auf und kletterten den rutschigen Pfad wieder hinab. Erst fiel Berta hin, dann Hanna. Sie lachten und hielten sich an den Händen, während sie den Abstieg fortsetzten. Hanna dachte an das, was sie am meisten beunruhigte.
Dass sie die Freundin verlieren würde, die sie in Berta gefunden hatte.
Tags darauf nahm sie ihren Mut zusammen und klopfte an die Tür von Forsmans Büro. Er rief herein und hob erstaunt die Brauen, als sie über die Schwelle trat.
»Was willst du?«
Sie blieb an der Tür stehen. Was sollte sie eigentlich sagen?
»Komm her«, sagte er. »Komm her zum Tisch! Ich erwarte gleich ein paar Männer, von denen ich Holz kaufen will. Geht es dir nicht gut, oder was ist mit dir los?«
»Es geht mir gut«, sagte Hanna und knickste.
»Was ist es dann? Es gefällt mir nicht, dass du unnötig hier stehst und knickst.«
»Ich würde gern hierbleiben«, sagte sie mit so leiser Stimme, dass Forsman sich über den Tisch beugen musste, um sie zu verstehen.
Sie erhob sofort die Stimme, damit er nicht ungeduldig würde und aufbrauste. »Ich weiß nicht, was mich auf diesem Schiff erwartet«, fuhr sie fort. »Aber ich glaube, hier tue ich die Arbeit, wie ich soll.«
Forsman lehnte sich wieder im Schreibtischstuhl zurück. Seine großen Hände ruhten schwer auf seinem Bauch, über dem die Weste aufgeknöpft war. Er betrachtete sie mit prüfendem Blick.
»Es wird so gemacht, wie ich es gesagt habe. So ist es am besten. Glaub mir.«
Er erhob sich, das Gespräch war beendet. Hanna knickste und ging zur Tür.
Es kam ihr so vor, als würde sie rennen.
15
Genau so ein Gesangbuch hatte Forsman ihrer Mutter Elin an jenem Tag im Dezember des vorigen Jahres geschenkt, als sein Schlitten endlich am Waldrand aufgetaucht war. Jetzt war Hanna an der Reihe, eins zu bekommen, an dem Tag im April, an dem sie endgültig an Bord des Schiffs gehen musste. Jetzt hatte sie angeheuert, hatte einen Vertrag und eine Versicherung unterzeichnet.
Inzwischen hatte sie alles, was sie können sollte, von dem alten Koch Mörth gelernt, der seine Finger nicht von ihr lassen konnte, aber sofort aufhörte, als sie seine Hand wegschlug. Dann wartete er bis zum nächsten Tag, ehe er es wieder versuchte. Auch wenn er sie nicht in Frieden ließ, lehrte er sie gründlich, gutes Essen für die Besatzung zu kochen. Er unterwies und ermahnte sie, den Vorrat an Grundnahrungsmitteln regelmäßig zu kontrollieren, welche Häfen geeignet oder ungeeignet waren, um fehlende Lebensmittel aufzufüllen. Er zeichnete eine Karte und schrieb eine Liste für sie, und sie
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