Erinnerung Des Herzens
und Magenbeschwerden aufwachten. Denn viele von denen, die zu einer angemesseneren Zeit gegangen waren, versäumten den Nachtschlaf ebenso, nur ohne diese Annehmlichkeiten.
Anthony Kincade saß im Bett und rauchte eine Zigarre, obwohl sein Arzt ihn eindringlich davor gewarnt hatte. Eine jede konnte die letzte seines Lebens sein. Er hatte seinen umfangreichen Oberkörper in ein Smokingjackett aus Brokat gehüllt, und sein Herz klopfte so wild, als flirte es schadenfroh mit einem Infarkt. Neben ihm schlief ein Junge, bäuchlings ausgestreckt in seidenen Laken und Federkissen und erschöpft von einer winzigen Dosis Rauschgift und einer brutalen Sexorgie. Sein glatter, schlanker Rücken war von einer Reihe hässlicher, rosaroter Wunden bedeckt.
Kincade bedauerte es nicht, dass er sie ihm zugefügt hatte - der Junge war schließlich gut bezahlt worden -, aber er bedauerte, dass er sie nur einem Ersatzobjekt hatte zufügen können. Die ganze Zeit, in der er die Peitsche geschwungen hatte und während der er hart und grausam in den Jungen eingedrungen war, hatte er davon geträumt, Eve auf diese Weise zu bestrafen.
Diese Hexe. Diese Hurenhexe. Er keuchte, als er seinen Fettwanst bewegen musste, um das Glas Portwein neben seinem Bett zu erreichen. Glaubte sie etwa, dass sie ihm drohen könnte? Glaubte sie etwa, sie könnte ihr Spielchen mit ihm spielen und ihn mit der in Aussicht gestellten Enthüllung triezen und nervös machen?
Sie würde es nicht wagen, das, was sie wusste, zu veröffentlichen. Aber wenn sie ... Seine Hand zitterte, als er den Wein schlürfte. Seine unter den tief herabhängenden Hautfalten fast versteckten Augen glitzerten zornig. Wenn sie es doch tat, wie viele andere würden dann auch den Mut aufbringen, in die gleiche Kerbe zu schlagen? Das konnte er nicht zulassen. Er wollte es nicht zulassen.
Er könnte verhaftet werden, einen Prozess durchstehen müssen, vielleicht sogar ins Gefängnis wandern.
So weit würde es nicht kommen. Er musste es verhindern. Er rauchte, trank, schmiedete Pläne. Der junge Prostituierte neben ihm brummelte im Schlaf vor sich hin.
Delrickio saß in Long Beach in seinem Whirlpool und ließ das heiße, nach Jasmin duftende Wasser über seinen gebräunten, trainierten Körper strömen. Vorher, gleich nach seiner Rückkehr, hatte er mit seiner Frau geschlafen. Sanft und liebevoll. Seine hübsche Teresa schlief jetzt den Schlaf der Gerechten.
Himmel, er verehrte seine Frau wirklich, und er hatte sich gehaßt, weil er von Eve geträumt hatte, als er ihr beigewohnt hatte. Von all den Sünden, die er begangen hatte, war dies die einzige, die er bereute. Selbst das, was Eve jetzt machte, womit sie drohte, reichte nicht aus, um den Hunger in ihm zu stillen. Und das war seine Buße.
Er gab sich Mühe, seine Muskeln nicht wieder in Spannung zu versetzen, beobachtete den Dampf, der wie Rauch zu den farbigen Glasfenstern aufstieg und die Sterne verdunkelte. So war sie für ihn gewesen, wie Rauch, der seine Sinne vernebelte, seinen Verstand blockierte. Wusste sie denn nicht, dass er für ihre Sicherheit gesorgt, sie glücklich gemacht und mit allen Dingen, die eine Frau sich nur wünschen konnte, überschüttet hätte? Aber sie hatte ihn zurückgewiesen, ihn mit einer Endgültigkeit und Brutalität aus ihrem Leben ausgegrenzt, die dem Tode glichen. Und das alles wegen der Geschäfte. Er zwang sich zur Ruhe und wartete, bis sein Zorn abgeebbt war. Ein Mann, der mit seinem Herzen denkt, macht Fehler - wie er es getan hatte. Es war seine Schuld gewesen, dass Eve Kenntnis erhalten hatte von ein paar unkonventionellen Praktiken bei Delrickios Geschäften. Seine Vernarrtheit hatte ihn unvorsichtig gemacht. Er hatte geglaubt oder glauben wollen, dass er ihr vertrauen konnte.
Dann hatte sie ihm die Sache mit Damien Priest vorgehalten und ihn dabei mit wahrem Abscheu angesehen.
Der frühere Tennisspieler war keine Gefahr, die nicht jederzeit ausgeschaltet werden konnte. Aber damit war nicht viel getan. Es war Eve, die die so sorgfältig aufgebaute Fassade der Wohlanständigkeit zum Einsturz bringen konnte.
Er würde die Sache in Ordnung bringen müssen, wenn er es auch noch so sehr bedauerte. Aber es ging um seine Ehre, und die war noch wichtiger als seine Liebe.
Gloria DuBarry kuschelte sich an ihren schlafenden Ehemann und ließ ihren Tränen freien Lauf. Sie fühlte sich elend, zuviel Alkohol hatte immer diese Wirkung auf sie. Es war Eves Schuld, dass sie zu viel getrunken hatte und
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