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Erinnerung Des Herzens

Erinnerung Des Herzens

Titel: Erinnerung Des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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geschlagen, als ob die Drohung, die er damit zum Ausdruck gebracht hätte, überhaupt nicht existierte.
    Das machte die ganze Angelegenheit nur noch schlimmer, das Wissen, dass alles, was man ihm auch immer antun mochte, ohne jedes Gefühl, kühl und sachlich durchgeführt werden würde, als Teil eines Geschäftes, das zum Abschluß kommen musste. Wie sollte er Delrickio je davon überzeugen können, dass er mit Julia gut vorankam, jetzt, wo alle Welt sie an der Seite von Paul Winthrop gesehen hatte?
    Es musste einen Weg geben, an sie und an die Tonbänder heranzukommen oder an Eve.
    Er musste diesen Weg finden. Was immer er auch riskieren musste, es war nicht vergleichbar mit dem Risiko, das er auf sich nahm, wenn er nichts tat.
    Victor Flannigan dachte an Eve. Dann an seine Frau. Er fragte sich, wie er in eine so enge Beziehung zu zwei so grundverschiedenen Frauen kommen konnte. Beide konnten sein Leben zerstören, die eine auf Grund ihrer Schwäche, die andere auf Grund ihrer Stärke.
    Er wusste, dass er allein die Schuld daran trug. Beiden hatte er das Beste gegeben, was er hatte, und sie damit beide und sich selber betrogen.
    Einen Weg zurück gab es nicht, er konnte die bestehenden Verhältnisse nicht ändern. Alles, was er noch tun konnte, war, dagegen zu kämpfen, dass alles enthüllt wurde.
    Ruhelos wälzte er sich auf dem großen, leeren Bett umher, sehnte sich nach Eve und fürchtete sich gleichzeitig vor ihr. In der gleichen Weise hing er am Whisky - sehnsuchtsvoll und ängstlich. Niemals hatte er von beidem genug bekommen können. Wie oft er es auch versucht hatte, immer wieder holten ihn diese beiden großen Versuchungen ein. Obwohl er inzwischen gelernt hatte, den Drink zu verabscheuen, selbst wenn er durstig war, so konnte er der Frau doch nichts anderes entgegenbringen als Liebe.
    Seine Kirche würde ihn nicht dafür verdammen, wenn er eine Flasche Whisky leerte, wohl aber für eine einzige Liebesnacht mit Eve. Und es hatte Hunderte solcher Nächte gegeben.
    Aber selbst die Angst um sein Seelenheil brachte es nicht fertig, dass er auch nur eine einzige davon bereute.
    Warum konnte Eve nicht verstehen, dass er Muriel beschützen musste, wie schwer es ihm auch immer werden mochte? Warum bestand sie nach all diesen Jahren darauf, all die vielen Lügen und Geheimnisse preiszugeben? Wusste sie nicht, dass sie darunter ebenso würde leiden müssen wie er?
    Er stand auf und ging ans Fenster, um den langsam sich aufhellenden Himmel zu beobachten. In einigen Stunden würde er seine Frau besuchen.
    Er musste einen Weg finden, um Muriel zu beschützen und um Eve vor sich selbst zu retten.
    Damien Priest wartete in seiner Suite im Beverly Wilshire auf den Sonnenaufgang. Er nahm weder Alkohol noch Drogen, um schlafen zu können. Er wollte wach und frisch bleiben, damit er nachdenken konnte.
    Wieviel wollte sie bekanntmachen? Wieviel würde sie wagen zu veröffentlichen? Er glaubte, dass diese Party arrangiert worden war, um ihm panische Angst einzujagen. Er hatte ihr diese Befriedigung nicht verschafft. Er hatte gelacht, Storys erzählt, auf Hinterteile geklopft. Himmel, er hatte sogar mit ihr getanzt.
    Wie glattzüngig sie ihn gefragt hatte, was der Sport denn mache. Wie boshaft ihr Gesichtsausdruck gewesen war, als sie Delrickios gutes Aussehen gelobt hatte.
    Aber er hatte nur gelächelt. Wenn sie gehofft hatte, ihn erschrecken zu können, war sie enttäuscht worden.
    Er saß da und starrte aus dem Fenster. Und war sehr, sehr verängstigt.
    Eve legte sich mit einem langen, zufriedenen Seufzer ins Bett. Soweit es sie betraf, war die Party ein großartiger Erfolg gewesen. Außer dem Vergnügen, das es ihr bereitet hatte zu beobachten, wie einige »Auserwählte« am liebsten Amok gelaufen wären, hatte sie sich ehrlich darüber gefreut, Julia und Paul so vertraut beisammen zu sehen.
    Darin lag irgendwie eine seltsame, beruhigende Gerechtigkeit, dachte sie, als ihr die Augen zufielen. Nicht nur Gerechtigkeit, sondern auch eine gute Dosis Rache.
    Sie war traurig darüber, dass Victor immer noch verärgert war. Er würde akzeptieren müssen, dass sie das tat, was sie tun musste. Vielleicht schon bald.
    Allein in dem riesigen Bett, wünschte sie sich sehnsüchtig, dass er heute Nacht bei ihr geblieben wäre. Ihre Liebe wäre die Krönung des Abends gewesen, hinterher hätten sie sich an- einanderkuscheln und schläfrig bis zum Sonnenaufgang miteinander reden können.
    Bald schon würde die Sonne tatsächlich aufgehen.

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