Erinnerung Des Herzens
...«
»Es kam durchs Radio«, erwiderte Sheila und suchte in ihren Taschen nach einem Taschentuch. »Es wurde gerade im Radio durchgegeben.«
Immer noch wütend, schaltete Maggie den Fernseher ein. Schon auf dem zweiten Kanal fand sie, was sie suchte.
»Hollywood und die Welt sind schockiert durch den Tod von Eve Benedict. Der langjährige Star, bekannt aus Dutzenden von Filmen, wurde heute Nachmittag tot auf ihrem Grundstück gefunden. Offenbar ist sie das Opfer eines Mordes geworden.«
Langsam und vorsichtig setzte Maggie sich hin. »Eve«, flüsterte sie. »Oh, Gott. Eve.«
Michael Delrickio hatte sich in sein Büro eingeschlossen und starrte auf den Fernsehschirm. Eve mit zwanzig, strahlend, voller Leben. Eve mit dreißig, schön, sensationell. Er bewegte sich nicht, sagte nichts. Vorbei, gestorben, aus. Er hätte ihr alles geben können. Auch das Leben. Wenn sie ihn wirklich geliebt, ihm geglaubt und vertraut hätte, hätte er den Lauf der Dinge aufhalten können. Statt dessen hatte sie ihn verachtet, ihm Trotz geboten, ihn verabscheut. Und deshalb war sie jetzt tot. Aber noch immer konnte sie ihn vernichten.
Gloria lag in ihrem abgedunkelten Schlafzimmer, mit einer kühlenden Gel-Maske über ihren verschwollenen Augen. Das Valium half nicht. Sie glaubte fast, nichts könnte ihr helfen. Keine Pillen, keine Tricks, keine Gebete.
Eve war ihre engste Freundin gewesen. Es war unmöglich, die Erinnerungen an sie auszulöschen, die Bedeutung ihrer Beziehung von Frau zu Frau zu vergessen.
Natürlich war sie verletzt gewesen, ärgerlich, ängstlich. Aber sie hatte Eve nie den Tod gewünscht. Sie hatte nie gewollt, dass sie ein solches Ende nahm.
Aber Eve war tot. Sie war nicht mehr da. Unter der beruhigenden Maske flössen die Tränen. Gloria fragte sich, was jetzt aus ihr werden sollte.
Victor stand in seiner Bibliothek, umgeben von Büchern, die er liebte und sein Leben lang gesammelt hatte, und starrte auf eine noch versiegelte Flasche Irish Mist. Mit Whiskey, wie die Iren ihn machten, konnte man sich am besten betrinken, dachte er.
Er wollte betrunken werden, so betrunken, dass er nicht mehr in der Lage war zu denken, zu fühlen oder zu atmen. Wie lange konnte er in diesem Zustand bleiben? Eine Nacht, eine Woche, ein Jahr? Lange genug, um den Schmerz auszulöschen, bevor er wieder zu sich kam?
Dafür würde es nie genug Whiskey geben, nie genug Zeit. Wenn er dazu verdammt war, noch zehn Jahre zu leben, würde der Schmerz ihn nie verlassen.
Eve. Nur Eve konnte den Schmerz beenden. Und nie mehr würde er sie in den Armen halten, sie nie mehr spüren, nie mehr mit ihr zusammen lachen oder einfach ruhig mit ihr im Garten sitzen.
Auf diese Weise hätte es nicht enden sollen. Er wusste in seinem Herzen, dass es möglich gewesen wäre, diesen Tod zu verhindern - wie man den Schluß eines schlechten Drehbuches immer noch ändern konnte.
Sie hatte ihn verlassen, und diesmal konnte es keine Versöhnung mehr geben, keinen Kompromiß, keine Versprechungen. Jetzt hatte er nur noch seine Erinnerungen und leere Tage und Nächte vor sich, die er immer wieder durchleben musste.
Victor hob die Flasche hoch und warf sie gegen die Wand. Sie zerbrach, und der durchdringende Whiskeygeruch nahm ihm den Atem. Er schlug die Hände vors Gesicht und verfluchte Eve von ganzem Herzen.
Anthony Kincade war froh. Er freute sich. Er lachte laut. Während er gierig belegte Crackers in den Mund stopfte, wandte er den Blick nicht vom Fernsehschirm. Immer wenn ein Sender zum normalen Programm zurückkehrte, schaltete er einen anderen Kanal ein, um jede Neuigkeit mitzubekommen.
Die Hexe war tot. Nichts auf der Welt hätte ihn glücklicher machen können. Jetzt war es nur noch eine Frage der Zeit, bis er sich mit dieser Summers einigte und diejenigen Tonbänder von ihr ausgehändigt bekam, in denen Eve von ihm sprach. Sein Ruf, sein Geld, seine Freiheit, nichts von all dem war mehr in Gefahr. Eve hatte genau das bekommen, was sie verdiente. Er hoffte nur, dass sie gelitten hatte.
Lyle wusste nicht ein noch aus. Soweit er es verstanden hatte, war es Delrickio gewesen, der Eve ausgeschaltet hatte - und er stand mit Delrickio in Verbindung. Er hatte zwar nur ein bisschen für ihn herumgeschnüffelt, aber Männer wie Delrik- kio blieben immer oben. Sie sorgten schon dafür, dass irgend jemand anders für sie büßen musste.
Er konnte das Weite suchen, ja, aber er war sich verdammt sicher, dass er sich nirgendwo verstecken konnte. Und er
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