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Erinnerung Des Herzens

Erinnerung Des Herzens

Titel: Erinnerung Des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Kirche. Einige weinten, andere schössen Fotos. Video-Kameras surrten. Brieftaschen wurden gestohlen, und hier und da fiel jemand in Ohnmacht. Es war wie bei Filmaufnahmen, das hätte ihr bestimmt gefallen. Es fehlten nur noch die sich kreuzenden Scheinwerfer bei dieser ganz besonderen Premiere.
    Dann trafen die Limousinen ein und spien ihre Fracht aus: die Reichen, Berühmten, Glänzenden - und die Trauernden.
    Die Leute schnappten nach Luft und flüsterten miteinander, als Gloria DuBarry ausstieg, wobei sie sich schwer auf den Arm ihres Mannes stützte. Ihr schwarzes Kleid von Saint- Laurent wurde durch einen dichten Schleier ergänzt.
    Weiteres Flüstern und ein wenig Gelächter ertönte, als Anthony Kincade sich aus dem Wagen hievte, seinen gewaltigen Bauch in einen schwarzen Anzug gezwängt.
    Travers und Nina konnten ungehindert passieren, ihre Anonymität schützte sie.
    Peter Jackson hielt den Kopf gesenkt und achtete nicht auf die Fans, die seinen Namen riefen. Er dachte an die Frau, mit der er ein paar heiße Nächte verbracht hatte, und daran, wie sie an einem verregneten Morgen ausgeschaut hatte.
    Applaus kam auf, als Rory Winthrop ausstieg. Unsicher, wie er darauf reagieren sollte, half er seiner Frau aus dem Wagen und wartete auf Kenneth, damit er sie begleitete.
    »Himmel, was für ein Zirkus«, murmelte Lily und fragte sich, ob sie den überall gezückten Kameras ihren Rücken oder ihre Schokoladenseite zuwenden sollte.
    »Ja.« Mit einem grimmigen Lächeln warf Kenneth einen flüchtigen Blick auf die Menge, die sich gegen die Barrikade der Polizei drängte. »Und Eve ist immer noch der Dresseur.«
    Lily schob ihren Arm durch den ihres Mannes. »Alles in Ordnung, Darling?«
    Er konnte nur den Kopf schütteln. Er roch das exotische Parfüm seiner Frau, spürte ihren festen Arm. Der kalte Schatten der Kirche schien mit Totenhänden nach ihnen zu greifen. »Zum ersten Mal in meinem ganzen Leben fühle ich mich sterblich.« Noch bevor er die Treppe hinaufsteigen konnte, entdeckte er Victor. Es gab nichts, was er ihm hätte sagen können, kein Wort konnte zu dem Schmerz in den Augen des anderen Mannes Zugang finden. Rory lehnte sich enger an seine Frau. »Lass uns die Sache hinter uns bringen.«
    Julia wusste, dass sie es durchstehen konnte, ja musste. Äußerlich wirkte sie ruhig, aber im Inneren zitterte sie vor Angst vor der Zeremonie. Sollten damit die Toten geehrt werden, oder diente sie zur Unterhaltung der Lebenden?
    Zu viele Leute, dachte sie in einem Anflug von Panik. Es waren zu viele Leute da. Sie konnte sie riechen, die heißen Körper, den heißen Atem, diese ganze Mischung von Kummer und Erregung.
    Sie fing an zu zittern und versuchte, sich zurückzuziehen, als Paul seinen Arm um ihre Taille legte. Er flüsterte irgend etwas, aber sie hörte nur das Rauschen in ihren Ohren. Es war zu wenig Luft da. Sie versuchte, ihm das zu sagen, aber er zog sie die Stufen hinauf, ins Kircheninnere.
    Jetzt hörte sie Musik, keine Orgelklänge, sondern die süßen Laute einer Violine, begleitet von den feinen Klängen einer Flöte. Die Kirche war voller Menschen und Blumen. Aber die abgestandene Luft schien sich aufzulösen, abzukühlen. Die dunkle Kleidung der Menschen, die zu Eves letzter Party gekommen waren, wurde durch ein Meer von Blumen aufgelockert. Eve hatte keine Kränze bekommen, sondern einen Dschungel von Kamelien, Berge von Rosen und Riesenmengen von Magnolien. Ein glanzvolles, schönes Bild. In der Mitte der »Bühne«, auf der sie ihr ganzes Leben verbracht hatte, stand der blaue Sarg.
    »Das passt zu ihr«, flüsterte Julia. Die Panik hatte sich verflüchtigt. Neben der Trauer, die sie erfüllte, empfand sie nichts als Bewunderung. »Ich frage mich, warum sie sich nie als Regisseurin versucht hat.«
    »Sie hat gerade damit angefangen.« Julia musste lächeln. Paul behielt die Hand um ihre Taille, als sie den langen Weg durch das Kirchenschiff zurücklegten. Er sah Tränen und ernste Gesichter, aber auch scharfe Seitenblicke und einstudierte Posen. Hier und da standen Gruppen von Leuten herum, die sich flüsternd miteinander unterhielten. Man redete über neue Projekte, schloss Geschäfte ab. In Hollywood ließ man keine Gelegenheit ungenutzt verstreichen.
    Eve würde das verstehen und billigen.
    Julia hatte nicht die Absicht gehabt, an den Sarg heranzutreten, um einen letzten Blick auf die Tote zu werfen und ihr ein letztes Mal auf Wiedersehen zu sagen. Wenn das Feigheit war, gut, sie gab es

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