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Erinnerung Des Herzens

Erinnerung Des Herzens

Titel: Erinnerung Des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Bett zurückgelassen hatte.
    Es war nicht nötig, sein Gesicht und seine Augen zu sehen, oder seine Stimme zu hören. Sie konnte seinen Kummer deutlich spüren.
    Unsicher, ob sie ihm besser helfen konnte, wenn sie zu ihm ging oder wenn sie sich fernhielt, blieb sie erst mal an Ort und Stelle stehen.
    Er wusste, dass sie das war. Der Wind trug ihm ihren Duft zu. Den größten Teil des langen Abends über hatte er getan, was getan werden musste, völlig automatisch. Er hatte die nötigen Anrufe erledigt, andere entgegengenommen. Er hatte die Suppe gegessen, die sie warm gemacht hatte, und er hatte sie so weit gebracht, dass sie die Pillen nahm, die ihr Schlaf geben konnten.
    Nun hatte er nicht einmal mehr die Kraft zu schlafen.
    »Als ich fünfzehn war, kurz vor meinem sechzehnten Geburtstag«, sagte er und beobachtete weiter die Wellen, die an den Strand rollten, »brachte Eve mir das Autofahren bei. Es war in einem verfluchten Mercedes. Sie sagte: >Steig ein, Junge. Fang an, Auto zu fahren und bleib erst mal auf der rechten Straßenseiten«
    Er zog eine Zigarre aus der Tasche. Im Aufleuchten des Streichholzes konnte man sein trauriges Gesicht sehen, das gleich darauf wieder in Dunkel gehüllt wurde.
    »Ich war zu Tode erschrocken und so aufgeregt, dass ich meine Füße auf den Pedalen keine Sekunde stillhalten konnte. Eine Stunde lang fuhr ich kreuz und quer durch Beverly Hills. Der Wagen bockte wie ein Pferd, ich würgte den Motor ab und konnte nur mit Mühe die Kurven kriegen. Fast schrammte ich einen Rolls, und sie verzog keine Miene. Sie warf nur den Kopf zurück und lachte.«
    Der Rauch brannte ihm in der Kehle. Er warf die Zigarre über die Brüstung und lehnte sich darauf. »Mein Gott, ich habe sie geliebt.«
    »Ich weiß.« Sie ging zu ihm und legte die Arme um ihn. Schweigend hielten sie sich aneinander fest und dachten an Eve.

27

    Die Welt trauerte. Eve würde es genossen haben. Die Titelseite von People gehörte ihr allein, und es folgte ein sechs Seiten langer Artikel.
    Nightline hatte ihr einen großen Teil des Heftes gewidmet. Das reguläre Fernsehprogramm wurde auf jedem Kanal von Eve-Benedict-Filmen verdrängt, einschließlich dem Kabelfernsehen. Die Leute auf der Straße kauften T-Shirts, Trinkbecher und Poster mit ihrem Bild, schneller, als die Produktion sie nachliefern konnte.
    Am Tag vor der Verleihung der Oscars war Hollywood in glitzerndes Schwarz gehüllt. Wie sie darüber gelacht hätte.
    Paul versuchte, seinen Kummer zu vergessen, indem er versuchte, sich ihre Reaktion auf all den Wirbel vorzustellen. Es wäre ein Triumph gewesen. Aber ihn umgaben so viele Dinge, die ihn an sie erinnerten.
    Und da war auch noch Julia.
    Sie tat alles, was notwendig war, mit gleichmäßiger, praktischer Energie. Aber in ihren Augen lag eine Verzweiflung, die er nicht ertragen konnte. Sie hatte das Verhör bei Frank durchgestanden, ihm jedes Detail berichtet, an das sie sich erinnern konnte. Nur ein einziges Mal hatte sie ihre Selbstbeherrschung verlassen, als Frank zum ersten Mal eines der Tonbänder abspielte. Als sie Eves volle, rauchige Stimme gehört hatte, war sie aufgesprungen, hatte sich entschuldigt und war in die Damentoilette gerannt, um sich heftig zu übergeben.
    Danach hatte sie es fertiggebracht, jede Wiederholung durchzustehen, Anmerkungen zu den Tonbändern zu machen, das Datum hinzuzufügen, über die Situation bei den Interviews, die Stimmung zu berichten und eigene Interpretationen anzuführen.
    Und während dieser drei schrecklichen Tage waren sie und Brandon in Malibu gewesen, während Paul die Vorbereitungen für die Bestattung getroffen hatte.
    Eve hätte es nicht einfach und bescheiden gewollt. Das war nicht in ihrem Sinn. Sie hatte die entsprechenden Anweisungen für Paul bei ihren Anwälten hinterlegt, und sie waren kristallklar. Sie hatte die Grabstätte vor etwa einem Jahr gekauft. Gleichzeitig hatte sie sich einen Sarg ausgesucht. Saphirblau, mit weißer Seide ausgelegt. Sogar die Gästeliste und die Sitzordnung hatte sie im voraus festgelegt, als hätte sie eine allerletzte Party geplant.
    Nicht nur die Musik hatte sie bestimmt, sondern auch die Musiker. Auch ihr Bestattungskleid hatte sie ausgewählt, ein glänzendes smaragdgrünes Abendkleid, das sie in der Öffentlichkeit noch nicht getragen hatte.
    Und natürlich hatte sie angeordnet, dass Armando sie frisieren sollte.
    Am Tage der Beerdigung waren die Straßen voll von Eves Anhängern. Sie drängten sich vor dem Eingang zur

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