Erinnerung Des Herzens
Party hatte ein schreckliches Ende genommen.
Eine Stunde später saß Julia in Pauls Wohnzimmer. Es war ihr gelungen, sich mit einer ungeheuren Willensanstrengung zur Ruhe zu zwingen. »Sag mir eins, glauben sie, dass ich ihn umgebracht habe?« Sie beobachtete Lincoln genau.
»Nein. Es gibt kein Motiv. Wenn sie die Todeszeit feststellen, möglicherweise auch keine Gelegenheit. Es sieht eher profihaft aus.«
»Profihaft?«
»Nur ein einziger, sehr sauberer Schuss. In ein, zwei Tagen werden wir mehr wissen.«
»In ein, zwei Tagen.« Sie hatte keine Ahnung, wie sie auch nur die nächsten ein, zwei Stunden durchstehen sollte. Sie preßte die Finger vor ihre Augen. »Er hätte mich entlasten können, Lincoln. Er ist tot. Alles woran ich denken kann, ist, dass er mich hätte entlasten können, wenn wir nur wenige Tage früher gekommen wären.«
»Er kann es vielleicht immer noch. Mit Haffners Aussage und der Tatsache, dass Drake ermordet wurde, steht der Prozeß gegen dich auf sehr wackeligen Füßen. Wir wissen, dass noch jemand anderes in dem Anwesen war, und dass die Alarmanlage ausgeschaltet gewesen ist. Außerdem bestätigt Haffner, dass du in den Garten gegangen bist und nicht ins Haus. Und dass irgendjemand bereits drinnen war, wahrscheinlich Eve. Drake würde nicht durchs Fenster geschaut haben und nicht in panischem Schrecken fortgerannt sein, wenn das Haus leer gewesen wäre.«
Vorsichtig wagte sie es, wieder ein wenig Hoffnung in sich aufsteigen zu lassen. »Wenn es immer noch zum Prozess kommen sollte, wirst du das zu meinen Gunsten verwenden.«
»Wenn es noch dazu kommen sollte, ja. Das reicht für einen angemessenen Zweifel, Julia, und mehr als das. Der District Attorny weiß das. Ich möchte, dass du jetzt etwas schläfst.«
»Danke.« Sie stand auf, um ihn zur Tür zu bringen, als das Telefon läutete. »Ich gehe hin«, sagte sie zu Paul.
»Laß es läuten.«
»Wenn es ein Reporter ist, habe ich wenigstens die Befriedigung, wieder einhängen zu können. Hallo.« Ihr Blick wurde ausdruckslos. »Ja, natürlich. Einen Augenblick. Lincoln, es ist dein Sohn.«
»Garret?« Er hatte schon einen Schritt vorwärts gemacht, als ihn plötzlich tiefe Scham erfüllte. »Meine, nun, meine Familie ist für ein paar Tage hergekommen. Die Kinder haben Frühjahrsferien.«
Als sie nicht antwortete, nahm er den Hörer. »Garret, seid ihr da? Ja, ich weiß, dass der Flug Verspätung hatte. Es ist schön, deine Stimme zu hören.« Er lachte und wandte sich absichtlich um, so dass er Julia den Rücken zukehrte. »Oh, hier ist es erst kurz nach elf, so spät seid ihr also gar nicht dran. Ja, wir werden uns ein Ballspiel ansehen und nach Disneyland fahren. Sag deiner Mutter und deiner Schwester, dass ich sofort aufbreche und ins Hotel fahre. Wartet auf mich. Ja, ja, ich komme sehr bald. Auf Wiedersehen, Garret.«
Er legte den Hörer auf die Gabel und räusperte sich. »Es tut mir leid. Ich habe diese Nummer für sie hinterlassen. Der Flug hatte Verspätung, und ich war ein wenig besorgt.«
Sie schaute ihn an. »Das ist vollkommen in Ordnung. Du solltest jetzt besser aufbrechen.«
»Ja, wir bleiben in Verbindung.«
Eilig verabschiedete er sich.
»Wenn das keine Ironie des Schicksals ist«, sagte sie, als sie mit Paul allein war. »Dieser Junge ist nur ein paar Monate jünger als Brandon. Als Lincoln erfuhr, dass ich schwanger war, lief er voller Entsetzen zu seiner Frau zurück. Man könnte sagen, dass ich seine Ehe gerettet habe oder zumindest mitverantwortlich dafür bin, dass Brandons Halbbruder auf die Welt kam. Seine Stimme klang wie die eines sehr aufgeweckten, guterzogenen Jungen.«
Paul drückte seine Zigarre so heftig aus, dass sie in zwei Teile zerbrach. »Ich würde immer noch mit Wonne Ha- thoways Gesicht an einer Betonmauer entlangreiben. So für ein, zwei Stunden.«
»Ich bin nicht mehr wütend auf ihn. Ich weiß nicht einmal genau, wann das aufgehört hat.« Sie ging zu ihm und setzte sich auf seinen Schoß. »Doch, es war in London, als wir so lange aufgeblieben sind und ich dir alles erzählt habe. All die Geheimnisse, von denen ich geglaubt hatte, dass ich sie niemals einem Mann erzählen könnte.« Spielerisch begegneten sich ihre Lippen. »Deshalb möchte ich es eigentlich gar nicht, dass du sein Gesicht gegen eine Betonmauer reibst.« Mit einem kleinen Seufzer gab sie ihm zarte Küsse auf den Hals. »Vielleicht könntest du ihm nur den Arm brechen.«
»In Ordnung.« Er schlang seine Arme so
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