Erinnerung Des Herzens
Und Sie haben gewartet, bis ich so verzweifelt war, dass ich selbst meine Seele verkauft hätte.«
Haffner preßte eine Hand auf seinen Mund, als er wieder auf die Füße kam. »Wenn Sie so weitermachen, werde ich dem District Attorney erzählen, dass Sie mich bestechen wollten, damit ich Ihnen ein Alibi verschaffe. Sie bedeuten mir gar nichts, meine Dame. Deshalb verhalten Sie sich lieber anständig, sonst ziehe ich es vielleicht vor, meine bürgerlichen Pflichten nicht zu erfüllen.«
»Bürgerliche Pflichten, du meine Fresse«, sagte Paul. »Reicht es aus, Frank?«
»Oh, mehr als das.« Frank kam mit einem strahlenden Lächeln auf die Lichtung.
»Du Miststück!« Haffner machte einen Schritt vorwärts, dann setzte Paul ihn mit einem rechten Schwinger ans Kinn außer Gefecht.
»Rusty? Rusty Haffner?« sagte Frank freundlich, als er Haffner hochzog. »Ich erinnere mich an Sie. Sie haben mich sicher auch noch nicht vergessen. Ich bin Lieutenant Francis Needlemeyer. Sie sind verhaftet wegen Erpressung und Zurückhaltung von Beweismitteln. Ich werde Ihnen gleich Ihre Rechte vorlesen.«
Nachdem er ihm die Handschellen angelegt hatte, zog Frank ein Walkie-Talkie aus der Tasche. »Ich habe hier eine Ladung Mist abzuholen.«
»Schon unterwegs, Lieutenant. Übrigens, der Empfang war ausgezeichnet.«
32
»Der District Attorney will Morrison sofort vernehmen, auf der Stelle, am besten schon vorgestern.« Frank pfiff vor sich hin, als sie von der Fahrbahn auf den Weg gingen, der zu Drakes Haus führte. »Haben Sie Kontakt zu Ihrem Rechtsanwalt aufnehmen können?«
»Ja.« Julia wischte sich die feuchten Handflächen an den Slacks ab. »Wahrscheinlich nimmt er gerade Ihren Chefin die Mangel. Lincoln war überzeugt davon, dass Sie es nicht zulassen würden, dass Paul und ich mitkommen, wenn Sie Drake holen.«
»Ich kann es nicht ändern, wenn Ihr zufällig gerade aufkreuzt.« Er blinzelte Paul zu. »Tatsache ist, dass ich der Meinung bin, dass Morrison eher zusammenbricht, wenn er Euch sieht.«
»Ich würde es vorziehen, ihn persönlich auseinanderzunehmen«, brummte Paul. »Stück für Stück.«
»Mach das. Aber warte, bis wir seine Aussage haben. Du lieber Himmel, wie kann er diesen Krach aushalten?«
Musik dröhnte aus dem Haus. Frank läutete, dann hämmerte er mit den Fäusten gegen die Tür.
»Der Bastard hat gesehen, wer sie umgebracht hat.« Paul drückte Julias Hand so heftig, dass sie zusammenzuckte. »Eve hat ihm alles gegeben, damit er ein mehr als anständiges Leben führen konnte, und er hielt das für völlig selbstverständlich. Er hat ihren Tod ebenso benutzt, wie er sie immer benutzt hat, als sie noch am Leben war. Für Geld.«
»Wenn Julia verurteilt worden wäre, hätte er eine bessere Chance gehabt, doch noch ein saftiges Stück von Eves Erbe zu erwischen.« Immer noch pfeifend, hämmerte Frank wieder an die Tür. »Jetzt wird er wegen Behinderung der Justiz angeklagt werden. Der Bastard ist da. Hier steht sein Wagen. Das Licht ist an und die Musik. Morrison!« Jetzt brülle er. »Polizei. Öffnen Sie die Tür.« Er warf Paul einen vielsagenden Blick zu. Paul begriff sofort und legte eine Hand auf Julias Rücken. »Du wartest besser im Wagen.«
Auch sie verstand und schüttelte seine Hand ab. »Den Teufel werde ich tun.«
Frank seufzte nur. »Tretet zurück.« Er warf sich dreimal gegen die Tür, bevor sie nachgab. »Ich habe an Kondition verloren«, sagte er zu sich selbst und zog die Pistole. »Sorg dafür, dass sie draußen bleibt, bevor ich etwas anderes anordne.«
Sowie Frank im Haus verschwunden war, stieß Julia Paul beiseite, der die Arme um sie geschlungen hatte, um sie zurückzuhalten. »Glaubst du wirklich, dass ich hier draußen stehenbleibe und warte? Er weiß, wer sie umgebracht hat.« Heftig schüttelte sie den Kopf. »Paul, sie war meine Mutter.«
Er fragte sich, ob ihr bewusst war, dass sie das soeben zum ersten Mal akzeptiert hatte. Er nickte und nahm ihre Hand. »Bleib ganz in meiner Nähe.«
Abrupt verstummte die Musik. Als sie in das Foyer traten, herrschte tiefe Stille. Paul warf einen Blick auf die Treppe und stellte sich vor Julia.
»Frank?«
»Hier hinten. Großer Mist. Laß sie nicht rein.«
Aber sie war schon drinnen. Zum zweiten Mal in ihrem Leben wurde sie mit einem gewaltsamen Tod konfrontiert. Er lag auf dem Rücken, wie er hingefallen war. Auf einer Seite war er mit Kristallscherben bedeckt. Es roch nach Blut und schal gewordenem Champagner - eine
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