Erinnerung Des Herzens
fest um sie, dass sie nach Luft schnappen musste. »Alles wird in Ordnung kommen«, flüsterte er ihr ins Haar.
Sie waren beide todmüde und schliefen eng aneinanderge- kuschelt auf der Couch ein. Als es kurz nach sechs an die Tür klopfte, fuhren sie hoch und schauten sich fassungslos an.
Sie gingen in die Küche. Frank setzte sich hin, während Julia anfing, ein Essen vorzubereiten. »Ich habe ein paar gute und ein paar schlechte Neuigkeiten«, sagte er. »Die schlechte ist, der District Attorney ist nicht bereit, die Anschuldigungen zurückzuziehen.«
Ohne zu antworten, nahm Julia einen Karton Eier aus dem Kühlschrank.
»Die gute ist, dass die Untersuchungen in großem Stil wieder von neuem anfangen. Haffners Aussage spricht zu Ihren Gunsten. Es gibt da noch einige Punkte zu klären, wir wollen auch seine Verbindung zu Kincade überprüfen. Es wäre nett von dem alten Rusty gewesen, wenn er auch einen Blick durch das Fenster geworfen hätte, da Morrison niemandem mehr erzählen kann, was er an jenem Tag gesehen hat. Aber allein die Tatsache, dass sie beide dort gewesen sind, reißt ein schönes, großes Loch in die Beweisführung der Anklage. Am stärksten hat die Zeitfrage gegen Sie gesprochen und die Tatsache, dass jeder andere auf dem Grundstück ein Alibi hatte. Wenn wir Haffner seine Story abkaufen, hat beides keine Bedeutung mehr.«
»Wenn«, wiederholte Julia.
»Schauen Sie, der Kriecher kommt vielleicht auf die Idee zu widerrufen. Er ist ganz schön sauer, weil Sie ihn geschlagen haben, aber andererseits kennt er die Spielregeln. Wenn er nicht kooperativ ist, wird es härter für ihn werden. Im Augenblick möchte der District Attorney seine Aussage gesondert behandeln, aber es hängt doch alles zusammen. Wenn feststeht, dass er für Kincade gearbeitet und Sie beschattet hat, wird der District Attorney den Rest auch schlucken müssen. Morrison war zur Tatzeit auf dem Gelände, er sah dort irgendetwas, und jetzt ist er tot.« Er seufzte zustimmend, als Paul einen Becher mit Kaffee vor ihn hinstellte. »Wir sind dabei, seine Telefonanrufe zu rekonstruieren. Es interessiert uns, wen er nach dem Mord angerufen hat.«
Sie sprachen über Mord, dachte Julia. Der Schinken brutzelte, der Kaffee dampfte. Und direkt vor dem Fenster sang ein Vogel. Brandon war in der Schule und wohl gerade mit Bruchrechnung oder Buchstabieren beschäftigt. Darin lag ein gewisser Trost. Es war gut zu wissen, dass sein Leben völlig normal verlief, während ihres aus den Fugen geraten war.
»Sie machen sich unendlich viel Mühe, um mich aus dieser schrecklichen Sache herauszubringen.« Julia stellte den Schinken beiseite, damit er abtropfte.
»Ich mag nicht gegen mein Gewissen handeln.« Frank hatte gerade so viel Milch in seinen Kaffee gegossen, dass er sich nicht die Zunge damit verbrühte. Er nippte und ließ das heiße Koffein in seinen Körper strömen. »Und außerdem habe ich einen ganz persönlichen Widerwillen dagegen, zuzusehen, wie jemand, der einen Mord begangen hat, ungeschoren davonkommt. Ihre Mutter war eine tolle Frau.«
Julia dachte an Eve, ja, sie war eine dynamische Schauspielerin, die das Leben mit beiden Händen ergriffen hatte. »Ja, das war sie. Wie möchten Sie Ihre Eier, Lieutenant?«
»Sehr hart«, sagte er lächelnd. »So hart wie ein Felsbrocken. Ich habe eines von Ihren Büchern aufgegabelt, das über Dorothy Rogers. Stehen ein paar erstaunliche Sachen drin.«
Julia schlug ein paar Eier auf und schaute zu, wie das Eiweiß in der heißen Pfanne Blasen schlug. »Sie hat ein paar erstaunliche Erfahrungen gemacht.«
»Auch ich muss ständig Leute nach ihrem Leben befragen. Ich würde gern Ihren Trick kennenlernen.«
»Es ist kein Trick dabei, wirklich nicht. Wenn Sie mit den Leuten reden, vergessen sie nie, dass Sie ein Bulle sind. Ich höre eigentlich nur zu, dann verlieren sie sich völlig in ihrer eigenen Geschichte und vergessen sowohl mich als auch den Kassettenrecorder.«
»Wenn Sie diese Bänder jemals auf den Markt bringen würden, könnten Sie ein Vermögen damit machen. Was geschieht mit ihnen, wenn Ihre Arbeit beendet ist?«
Sie drehte die Eier um und war froh, dass die Eidotter zusammenhielten. »Sie kommen in die Ablage. Die Bänder allein sind nicht viel wert ohne die Story, die sie miteinander verbindet.«
Paul setzte seinen Kaffeebecher geräuschvoll ab. »Wartet einen Augenblick.«
»Machen Sie sich keine Sorgen.« Frank stand auf, um ihr den Teller abzunehmen. »Ich schaffe
Weitere Kostenlose Bücher