Erinnerung Des Herzens
Peperoni, bevor sie es auf die Pizza legen konnte.
Sie nickte und hoffte nur, dass sie keinen Flug über den Atlantik würde machen müssen. »Anthony Kincade?«
»An Ihrer Stelle würde ich ihm lieber nicht zu nahe kommen.« Paul blies eine Rauchwolke aus. »Er ist eine Schlange, die beißt. Und es ist ein allgemein bekanntes Geheimnis, dass er auf junge Frauen aus ist.« Er prostete ihr mit der Flasche zu. »Passen Sie gut auf sich auf.«
Sie probierte auch ein Stück Peperoni. »Was glauben Sie, wie weit er gehen würde, um zu verhindern, dass Dinge aus seinem Privatleben veröffentlicht werden?«
»Warum?«
Sie wählte ihre Worte sehr sorgfältig, als sie Mozzarella auf den Teig legte. »Er wirkte gestern abend sehr beunruhigt, sogar bedrohlich.«
Er wartete einen Herzschlag lang. »Es ist schwer, eine halbe Frage zu beantworten.«
»Versuchen Sie es.« Sie schob die Pizza in den Herd und stellte die Zeituhr ein.
»Ich kenne ihn nicht gut genug, um etwas dazu sagen zu können.« Er beobachtete sie genau, während er seine Zigarre ausdrückte. »Hat er Ihnen gedroht, Julia?«
»Nein.«
Er kniff die Augen zusammen und ging auf sie zu. »Hat irgend jemand von den anderen es getan?«
»Warum sollten sie?«
Er schüttelte den Kopf. »Warum kauen Sie an den Nägeln?«
Schuldbewußt versteckte sie ihre Hände. Bevor sie ihm ausweichen konnte, faßte er nach ihren Schultern. »Worüber redet Eve mit Ihnen? Wen will sie mit diesen Memoiren treffen? Nein, Sie werden es mir nicht sagen«, fügte er sanfter hinzu. »Und ich bezweifle, dass Eve dazu bereit ist.« Aber ich werde es herausbekommen, dachte er. Auf die eine oder andere Weise.
»Werden Sie zu mir kommen, wenn es Ärger gibt?«
Das war wirklich das letzte, was sie vorhatte. »Ich erwarte keinen Ärger, mit dem ich nicht selber fertig werden kann.«
»Ich muss einen anderen Weg einschlagen.« Seine Finger glitten leicht über ihre Arme. Dann verstärkte er den Griff und zog sie an sich, so dass ihre Lippen sich trafen.
Er hielt sie fest und küsste sie so inbrünstig, dass sie nicht die Kraft hatte, sich ihm zu entziehen. Sie ballte die Hände zu Fäusten, nur um der Versuchung zu widerstehen, ihn zu umarmen, sich an ihm festzuklammern. Aber ihr Mund gab ihm die Antwort, die er ersehnt hatte.
Er spürte ihre Glut und ihren Hunger, ihre Leidenschaft und so etwas wie ein Versprechen. Sie taumelte leicht, als sie ihren Gefühlen endlich freien Lauf ließ. Gott, wie sehr sie sich danach gesehnt hatte, so dringend gebraucht zu werden. Wie konnte sie das nur vergessen haben?
Auch er war mehr aus dem Gleichgewicht geraten, als er je zugegeben hätte. Liebkosend glitt er mit den Lippen über ihren Hals. Unglaublich sanft. Sehr verführerisch.
Er war in Gedanken viel zu oft mit ihr beschäftigt. Seit dem ersten Geplänkel hatte er sich nach ihr gesehnt. Zum ersten Mal in seinem Leben war er einer Frau begegnet, die er sogar darum bitten würde nachzugeben. Er fürchtete sich davor.
»Julia.« Er flüsterte ihren Namen, bevor er wieder ihre Lippen suchte. Sanfter diesmal, überredend. »Ich möchte, dass du mit zu mir kommst, ich möchte dir zeigen, wie wunderbar es sein kann.«
Sie wusste, wie wunderbar es sein konnte. Sie würde alles geben. Und er würde, zufrieden mit seinem Sieg, pfeifend davongehen und sie völlig verstört zurücklassen. Nie wieder. Nie. Aber da war sein Körper, verlockend nah dem ihren. Wenn sie es schaffen konnte, ebenso immun zu werden gegen Verletzungen und Enttäuschungen wie er, dann konnte sie vielleicht diese Erfahrung genießen, ohne Schaden zu nehmen.
»Es ist noch zu früh.« Es machte ihr nichts mehr aus, dass ihre Stimme zitterte. Es wäre kindisch gewesen, sich den Anschein zu geben, als hätte er sie nicht erregt. »Zu früh.«
»Nicht früh genug«, murmelte er, trat aber einen Schritt zurück. Er war froh, dass er nicht hatte bitten müssen, er wollte niemanden bitten, um nichts. »In Ordnung. Warten wir noch eine Weile. Es gehört eh' nicht zu meinen Gewohnheiten, eine Frau in der Küche zu verführen, während oben drei Kinder herumtoben.« Er kehrte zu seinem Bier zurück. »Die Dinge haben sich verändert, Julia. Ich glaube, ich sollte besser gehen und alles genauso sorgfältig durchdenken, wie du es tust.« Er nahm einen Schluck und stieß die Flasche dann fort. »Zur Hölle damit.«
Bevor er einen Schritt auf sie zu machen konnte, hörten sie schwere, stampfende Kinderschritte auf der Treppe.
9
Die
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