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Erinnerung Des Herzens

Erinnerung Des Herzens

Titel: Erinnerung Des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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mich bat, ihm ein wenig bei der Arbeit zu helfen. Mein Vater hatte ihm den ersten wirklich wichtigen Fall übertragen, und er wollte sich bestens vorbereiten. Und dann gab es all diese langen, bedeutungsvollen Blicke über kalt gewordene Pizzas und Gesetzbücher hinweg. Eine zufällige Berührung mit der Hand. Sehnsuchtsvolle Seufzer.« ·
    »Himmel, mir wird ganz heiß.« Eve stützte ihr Kinn auf die Hand. »Hören Sie jetzt nicht auf.«
    »Zum ersten Mal küsste er mich in der Bibliothek.«
    »Ein Romantiker.«
    »Dann führte er mich zur Couch, dieser großen Couch in burgunderfarbenem Leder. Ich sagte ihm, dass ich ihn liebte, und er sagte mir, dass ich hübsch war. Ich begriff erst viel später, was für ein Unterschied das war. Ich liebte ihn, und er fand mich hübsch. Nun, so was ist schon oft aus weniger hochfliegenden Motiven getan worden.«
    »Und derjenige, der liebt, ist meist derjenige, der verletzt wird.«
    »Auf seine Weise hat er dafür bezahlt.« Julia erhob keinen Einwand, als Eve ihre Gläser auffüllte. Es war ein verdammt gutes Gefühl, in der Nacht hier draußen zu sitzen, ein bisschen zuviel zu trinken und mit einer verständnisvollen Frau zu reden.
    »Eine Woche lang liebten wir uns auf dieser großen Couch. Dann erzählte er mir, sehr freundlich, dass er und seine Frau einen neuen Anfang gemacht hätten. Ich machte ihm eine Riesenszene, ängstigte ihn fast zu Tode.«
    »Gut.«
    »Es war befriedigend, aber nur für kurze Zeit. In den nächsten Wochen kam er kaum noch ins Büro, weil er diesen wichtigen Fall vor Gericht vertreten musste. Er gewann natürlich und begann seine große Karriere, während mein Vater um ihn herumtänzelte wie ein stolzer Papa. Als ich feststellte, dass ich mit meiner Periode schon weit über der Zeit war und dass ich keine Grippe ausbrütete, ging ich nicht zu meinem Vater oder zu meiner Mutter, sondern zu Lincoln, dem seine Frau gerade erzählt hatte, dass sie gleichfalls ein Kind erwartete.«
    Eve war sehr betroffen, aber sie sagte nur sachlich: »Der Junge ist sehr fleißig gewesen.«
    »Sehr fleißig. Er bot mir an, die Abtreibung zu bezahlen oder eine Adoption in die Wege zu leiten. Es kam ihm überhaupt nicht in den Sinn, dass ich das Kind vielleicht behalten wollte. Tatsächlich war ich damals selber noch gar nicht auf diese Idee gekommen. Und als er das Problem auf diese Weise zu lösen versuchte, wurde mir klar, dass ich ihn nie geliebt hatte. Als ich mich schließlich dazu aufraffte, mit meinen Eltern zu sprechen, muss er monatelang gefürchtet haben, dass ich seinen Namen nennen würde. Das ist wohl genug Strafe für einen Mann, der ein Mädchen, ein blauäugiges, aber sehr bereitwilliges Mädchen, zur Frau gemacht hat.«
    »Das bezweifle ich entschieden«, sagte Eve. »Aber jetzt haben Sie Brandon. Das, denke ich, ist die ausgleichende Gerechtigkeit.«
    Julia lächelte. Ja, dachte sie, es war der richtige Zeitpunkt gewesen, der richtige Ort und die richtige Frau. »Wissen Sie, Eve, ich denke, ich tauche noch einmal unter, bevor ich nach Hause gehe.«
    Eve wartete, bis Julia ihr Kleid auszog und in das immer noch dampfende Wasser sprang. Sie vergoß ein paar heimliche Tränen, wischte sie aber sofort wieder weg.
    Warm, trocken und zufrieden saß Julia vor den Spätnachrichten. Das Haus war noch genauso leer wie vorher, aber jetzt fühlte sie sich nicht mehr so unbehaglich hier. Was immer aus dem Buch werden sollte, sie wusste, dass sie Eve immer dankbar sein würde für diese Stunde am Wasser.
    Sie war jetzt so entspannt, so gelöst, dass sie fast die Augen geschlossen hätte und eingeschlummert wäre.
    Aber als sie hörte, dass sich ein Auto näherte, sprang sie mit klopfendem Herzen auf. Das Scheinwerferlicht drang durch die Fenster ein und glitt durch das Zimmer. Sie hatte schon nach dem Telefon gegriffen, als sie hörte, dass die Tür geöffnet wurde. Ohne den Finger von der Nummer 911 zu lassen, spähte sie hinaus. Als sie Pauls Studebaker erkannte, stieß sie ein nervöses Lachen aus. Als sie ihm entgegenging, hatte sie sich bereits wieder unter Kontrolle.
    Brandon schlief, angekuschelt an seine Schulter. Dieser Anblick erweckte in ihr eine so starke Sehnsucht, ein Verlangen, das sie nur mit Mühe bekämpfen konnte. Sie riß sich zusammen und streckte die Hände nach ihrem Sohn aus.
    »Er ist ganz erschlagen«, sagte Paul überflüssigerweise und hielt den Jungen fest. »Da ist noch allerhand Zeug im Wagen. Ich trage ihn nach oben, wenn du es

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