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Erinnerung Des Herzens

Erinnerung Des Herzens

Titel: Erinnerung Des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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der Zuge. Julia erinnerte sich daran, dass sie den Fellbällen aus einer Kristallschale, die auf einem Aubusson-Vorleger stand, Kaviar gegeben hatte.
    »Sei nicht so gierig, Lulu. Laß auch deinen Schwestern ihren Anteil. Was für ein süßes Mädchen. Was für ein braves Mädchen. Mamis Baby. Nun, wo war ich stehengeblieben?«
    »Sie erzählten mir gerade von Charlie und Eve.« Julia konnte auf dem Band hören, dass sie ein Lachen unterdrückt hatte, aber Charlotte hatte das zum Glück nicht bemerkt.
    »Ja, natürlich. Nun, er hat ihretwegen völlig den Kopf verloren. Charlie konnte Frauen überhaupt nicht beurteilen, und Eve war absolut skrupellos. Sie benutzte ihn, um eine Probeaufnahme zu ergattern, und ließ ihn noch zappeln, bis sie diese Nebenrolle in Desperate Lives mit Michael Torrent bekommen hatte. Sie werden sich daran erinnern, dass sie in diesem Film eine Schlampe spielte, und das war wirklich eine erstklassige Besetzung.« Sie gab den gierigen Hunden Lachsstücke. »Er war vollkommen niedergeschmettert, als sie und Michael ein Liebespaar wurden.«
    »Wurde nicht zu diesem Zeitpunkt Ihr Name mit ihm in Verbindung gebracht?«
    »Wir waren Freunde«, sagte Charlotte steif. »Ich bin glücklich, dass ich Charlie eine Schulter bieten konnte, an der er sich ausweinen konnte, und dass ich ihn bei einigen Empfängen und Partys begleitet habe, damit er nicht sein Gesicht verlor. Das heißt nicht, dass Charlie nicht ein klein wenig in mich verliebt gewesen wäre, aber er glaubte wohl, dass Eve und ich zu der gleichen Sorte Frau gehörten. Was absolut nicht der Fall war und ist. Ich gefiel ihm, und ich tröstete ihn. Er hatte viel Ärger damals, z. B. finanzielle Probleme mit einer seiner Ex-Frauen. Es war ein Kind da, wissen Sie, und sie bestand darauf, dass Charlie dafür aufkam, dass sie das Kind in großem Stil aufziehen konnte. Und weil Charlie Charlie war, zahlte er.«
    »Wissen Sie, was aus dem Kind geworden ist?«
    »Nein, das kann ich nicht behaupten. Auf jeden Fall tat ich für Charlie, was ich nur konnte, aber als Eve Michael heiratete, drehte er einfach durch.« Es folgte eine lange Pause, dann ein Seufzer. »Selbst noch nach seinem Tode kurbelte er Eves Karriere an. Die Tatsache, dass er sich aus Liebe zu ihr umgebracht hatte, machte Schlagzeilen und schuf eine Legende. Eve, die Frau, für die Männer in den Tod gingen.«
    Die Legende, dachte Julia amüsiert. Das Geheimnis. Der Star. Aber in dem Buch ging es nicht um solche Dinge. Es war persönlich, intim, ehrlich. Sie griff nach einem Stift und kritzelte auf ein leeres Blatt.
    EVE
    DIE FRAU
    Das war der Titel, dachte sie.
    Sie fing an zu tippen und war sofort ganz vertieft in eine Geschichte, die noch kein Ende hatte. Es dauerte länger als eine Stunde, bis sie aufhörte. Mit einer Hand langte sie nach einer bereits abgestandenen Pepsi, mit der anderen zog sie die Schublade auf. Sie blätterte in den Seiten, die bereits fertig waren, auf der Suche nach einem bestimmten Detail. Ein kleiner Zettel fiel heraus und landete auf ihrem Schoß. Entsetzt starrte sie ihn an.
    Durch Zufall war der Zettel mit der beschrifteten Seite nach oben gefallen. Die kühn gedruckten Worte schienen sich über sie lustig zu machen.
    Vorsicht ist besser als Nachsicht.
    Julia saß ganz still da und zwang sich, keine Panik aufsteigen zu lassen. Das war doch wirklich nur lächerlich, diese abgegriffenen Phrasen. Irgend jemand schien das tatsächlich für einen Scherz zu halten.
    Aber wer? Sie hatte diese Blätter doch gestern erst durchgesehen, nach dem Einbruch. Oder irrte sie sich da?
    Ruhig, nur ruhig. Sie schloß die Augen und drückte das vom Kondensationsdampf feuchte Glas an ihre Wange. Sie hatte es gestern einfach nicht gefunden, das war die einzige Erklärung. Wer auch immer ihre Bänder durchwühlt haben mochte, hatte es hier hinterlegt.
    Sie wollte nicht daran denken, wagte es nicht, daran zu denken, dass irgendjemand im Haus gewesen war, nachdem die Sicherheitsvorkehrungen verschärft worden waren und, nachdem sie angefangen hatte, alle Türen und Fenster zu verriegeln, wenn sie fortging.
    Nein. Julia nahm den Zettel in die Hand und zerknüllte ihn. Er konnte schon tagelang hier gelegen haben, ohne dass sie ihn gefunden hatte. Und die Tatsache, dass sie keinerlei Reaktion gezeigt hatte, würde den Autor entmutigt haben.
    Trotzdem war es ihr unmöglich, allein im Haus zu bleiben. Ohne sich Zeit zum Nachdenken zu geben, lief sie die Treppe hinauf und zog ihren

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