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Erinnerungen an eine Ehe: Roman (German Edition)

Erinnerungen an eine Ehe: Roman (German Edition)

Titel: Erinnerungen an eine Ehe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Begley
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großen Haus in Bristol ausrichteten. Ein Empfang in San Francisco hätte auch keinen Sinn gehabt. Edie war in Miss Porter’s School und am Smith College gewesen, und alle ihre Freunde wohnten an der Ostküste. Da John der Erbe war, gingen die Eltern in die Vollen. Das Haus, der Rasen, der Garten sahen so gut aus wie nie. Lester Lanin persönlich kam und sagte in einer kleinen Rede, dass er sich noch gut daran erinnerte, wie er auf dem Hochzeitsempfang meiner Eltern gespielt habe, einem der ersten großen gesellschaftlichen Ereignisse, bei dem er aufgetreten sei. Veuve Cliquot floss in Strömen. Dass John Chafee und Claiborne Pell beide kamen, obwohlsie heftige politische Konkurrenten waren, war ein echter Coup und sagte allerhand über Vaters Macht aus. JFK und Jackie sagten im letzten Augenblick ab, aber Lee kam, und der Präsident schickte ein Telegramm, das Vater nach einem Fanfarenstoß vorlas. Natürlich war die gesamte Familie da und die alten Freunde der Familie, dazu ein großes Kontingent aus San Francisco und Johns Harvard-Freunde. Dein Kumpel Alex van Buren mit seiner Frau, dieser schrecklichen Priscilla, und der übrige Van-Buren-Clan. Alles in allem war es eine wahrhaft denkwürdige Party. Aber wohin ich auch schaute, wen sah ich? Thomas Snow in dem blauen Blazer, den ich ihm für Europa gekauft hatte, und dazu trug er irgendwelche weißen Hosen, vielleicht sogar Flanell, ich bitte dich! Kannst du dir das vorstellen, diesen Knaben, den Tankwart, den sie alle noch kannten, so herausgeputzt? Er fiel auf wie ein bunter Hund. Nicht zu übersehen.
    Du lieber Gott, was hat sie denn erwartet, dachte ich. Als sie ihn kennenlernte, war sie doch alt genug, um zu wissen, dass er nicht aus ihrem Milieu kam.
    Wenn ich dich richtig verstehe, willst du sagen, dass er nicht in die Umgebung passte. Warum war das eine Überraschung für dich oder ein Grund, zu beschließen, dass »das Ding nicht zu retten« war?
    Gar nichts verstehst du, fuhr sie mich an. Es ist genau das Gegenteil. Er passte nur zu gut. Er schmeichelte sich links und rechts ein, und alle fanden das wunderbar. Sie liebten ihn, sogar meine Eltern und John. Und Thomas war im siebten Himmel. Er hatte von Anfang an begriffen, dass er mich benutzen konnte, und sie bewiesen ihm, dass er recht hatte. Ich hab das gehasst. Ich wusste, dassdies ein Vorgeschmack auf meine Zukunft war, falls wir zusammen blieben.
    Habt ihr wirklich Schluss gemacht?, fragte ich. Als ich neulich wieder über die alten Zeiten nachdachte, erinnerte ich mich, zuverlässig, glaube ich, dass ich Thomas im Frühling seines ersten Jahres an der Business School zufällig traf. Er erzählte mir, dass du in Genf seist, aber ganz sicher machte er mir nicht den Eindruck, dass zwischen euch alles aus war.
    Nein, erwiderte sie, ich hatte es ihm nicht gesagt. Ich blieb einfach weg und ließ ihn nicht nach Genf kommen. Woher er das Geld für die Reise hätte nehmen sollen, ist eine andere Frage. Wahrscheinlich hätte er versucht, es von mir zu leihen. Ich konnte mich einfach nicht mit ihm abgeben. Es war eine schlimme, eine sehr schlimme Zeit für mich.
    Sie schluchzte, aber als ich in ihre Sofaecke rückte und ihr die Schulter streichelte, schob sie meine Hand ärgerlich weg und sagte, ich solle ihr einen Drink holen und die Nüsse aus der Speisekammer mitbringen. Als ich mit dem Whiskey und den Nüssen wiederkam, hatte sie sich wohl wieder im Griff. Ich nutzte den ruhigen Moment und stellte die naheliegende Frage: Als Nächstes hast du dann deine Meinung geändert und beschlossen, zu heiraten?
    Ganz so einfach war es nicht, antwortete sie und fragte mich dann etwas: Ist dir zufällig Hubert Brillard, der Schweizer Journalist, mal begegnet? Er kam regelmäßig nach Paris. Sehr schweizerisch, sehr patrizisch, sehr gut aussehend.
    Ich nickte. Und ob ich mich erinnerte. Er war der Super-Arier, mit dem ich beiläufig ein paar Worte gewechselt hatte, nicht mehr, wenn ich ihm auf einem der Mittagessen begegnete, zu denen der Verlag meines Freundes Guy Seurat gelegentlich einlud. Brillard kam immer als Gast eines Modeautors mit Sympathien für Algérie Française, der in aller Munde war und dessen Romane Guy publizierte, weil er meinte, das Talent des Mannes sei Grund genug, ihm seine politischen Ansichten zu verzeihen. Jemand, vielleicht Guy, hatte mir erzählt, Brillards Vater sei ein wichtiger Politiker der Schweizer Rechten gewesen.
    Er war der Star der politischen Redaktion und der Leitartikler beim

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