Erinnerungen an eine Ehe: Roman (German Edition)
und die daraus folgende Realität meiner Pläne mich in Panik versetzten, was ich den Makler natürlich nicht wissen ließ. Die Heizkosten und das Beräumen der Einfahrt waren nicht das eigentliche Problem; ich hatte beschlossen, mir darum keine Sorgen zu machen. Das Vorhaben insgesamt machtemich nervös. Mir in aller Ruhe auszumalen, wie hübsch es wäre, an frostklaren Herbst- und Winterwochenenden die Stadt zu verlassen und nach Sharon zu fahren, vielleicht auch über Weihnachten und Neujahr, war das eine, aber die Konsequenzen standen auf einem anderen Blatt: Im Frühjahr musste ich mich darum kümmern, dass der Garten in Ordnung gebracht, bepflanzt und durch Netze, die über die Blumenbeete gespannt wurden, vor dem einfallenden Wild geschützt wurde, dass welke Blüten abgeschnitten und Unkraut vernichtet wurden, und im Herbst musste er wieder versorgt und winterfest gemacht werden – das alles hatte ich seit Bellas Tod vernachlässigt und sofort den Makler beauftragt, einen zuverlässigen Mieter zu finden, der mir diese Aufgaben abnahm. Nicht dass die Arbeit getan werden musste, bedrückte mich: Einen Teil davon konnte ich selbst schaffen, obwohl Bella mit ihrer Liebe zur Gartenarbeit mir das meiste aus der Hand genommen hatte. Und ich wusste genau, dass die Gärtnerei, die den Rasen und die beiden Weidewiesen mähte, immer die Aufräumarbeiten im Frühjahr und Herbst erledigt und für uns Bäume und größere Büsche gepflanzt hatte, gern die gesamte Gartenpflege übernehmen würde. Genauso, wie Mrs. James, meine Haushälterin, eine wahre Perle, und Bob, der Mann für alles, sich sehr gut um meine kreatürlichen Bedürfnisse kümmern würden. Das Haus würde in makelloser Ordnung sein, das Grundstück wunderbar gepflegt, meine Wäsche gewaschen, meine Kleider gereinigt und geflickt. Mrs. James würde wahrscheinlich nichts lieber tun, als mit der Hilfe ihrer Tochter Doris, die Grundschullehrerin war, für mich einzukaufen und für meine Gäste und mich zu kochen. Das Ganze war einLeichtes, vorausgesetzt tutti quanti erhielten ihre Schecks pünktlich und in der richtigen Höhe. Ja, diese guten Menschen, die ich seit so vielen Jahren kannte, denen ich vertraute, die Bella geliebt und in ihrem schrecklichen letzten Jahr so freundlich behandelt hatten, sie waren immer noch meine Freunde. Sie würden dafür sorgen, dass ich in meinem Einpersonenhospiz die beste Pflege hatte. Auch die Schecks waren kein Problem. Wenn ich nicht viel zu lange lebte, reichten meine Ersparnisse, und wenn sie aufgebraucht waren, würde das Hospiz in Sharon, Connecticut, schließen, und Medicaid, falls dann noch vorhanden, hätte noch einen alten Zausel mehr, der ein Loch ins Budget risse. Nein, eine Frage des Geldes war es nicht; es war die vollkommene Nichtigkeit meines Daseins, einschließlich meiner Buchprojekte. Ich merkte, dass ich zitterte, und sagte mir: Lass das, Bella würde sich für dich schämen. Du hast dich in den Sommern hier ganz gut gehalten. Wenn es sich nicht bewährt, das Haus das ganze Jahr über zu nutzen, wirst du es zum Verkauf anbieten und im Central Park die frische Luft schnappen, die du brauchst.
Ich beruhigte mich, trank eine Tasse Tee, rief Bob an und bat ihn, am nächsten Morgen vorbeizukommen, um mit mir Malerarbeiten und kleinere Reparaturen zu besprechen, machte eine Einkaufsliste der Dinge, die ich im Supermarkt besorgen musste, und kramte hier und dort, um das Haus etwas weniger unbewohnt aussehen zu lassen. Dann setzte ich mich an meinen Schreibtisch und schaffte es tatsächlich, ein paar Stunden lang zu schreiben. Es wurde dunkel, und ausnahmsweise hörte ich auf, weil ich Hunger und Lust auf einen Drink hatte, und nicht, weil die Worte nicht mehr in den Computerflossen, sondern nur noch tröpfelten. Ich speicherte und sicherte den neuen Text und brachte mein Laptop zur Ruhe. Im Spirituosenschrank standen ein paar Flaschen Gin. Ich mischte mir einen Gin Tonic, aß eine Handvoll Cracker aus einer von Drummond & Co. zurückgelassenen Dose und wählte versuchsweise die Nummer meines Vetters Josiah in Kent, Connecticut. Ich hatte Glück. Er und seine Frau waren da und hatten am nächsten Abend Zeit. Eine Einladung zum Dinner in ihrem Haus bog ich ab und bat sie, stattdessen nach Sharon zu kommen und mir beim Aufschlagen eines neuen Kapitels in meinem zerfledderten Dasein zu helfen. Dann trug ich noch die Aufforderung nach, sie möchten auch alle Kinder und Kindeskinder mitbringen, die in der
Weitere Kostenlose Bücher