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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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Transport gibt.“
    Whaley nickte zur Bestätigung. „Ich setze jeden Agenten in der Gegend ein. Wir haben binnen einer Woche eine Testperson.“
    Fuller lächelte zufrieden, dann sah er Hilary so stechend in die Augen, dass sie sich irgendwie schmutzig vorkam. „Haben Sie irgendein Problem damit?“
    Sie blinzelte, senkte den Kopf, sagte nichts.
    „Ich hoffe nicht. Mit Angestellten, die die Arbeit hier nicht ertragen, gehen wir nämlich streng ins Gericht, Miss Garner. Sehr streng.“
    „Verstehe“, antwortete sie und sah ihn an. Und als sie in diese eiskalten Augen blickte, wusste sie, was er meinte. Sie verstand genau. Wenn sie versuchte auszusteigen, hier wegzukommen … würde sie sterben. Oder verschwinden, wie die hübsche junge Tamara vor so langer Zeit. Und niemand würde etwas mitbekommen.
    Fuller entließ sie, ebenso wie alle anderen Teilnehmer der Sitzung. An der Tür hielt er sie jedoch noch einmal auf und nickte zu dem Notizblock, den sie auf dem Tisch vergessen hatte. „Ich möchte diese Notizen binnen einer Stunde abgetippt vorliegen haben.“ Dann zwängte er sich an ihr vorbei.
    Hilary nickte nur und sah ihm nach.
    „Alles in Ordnung, Liebes?“
    Erst jetzt registrierte sie Rose Sversky, die die Aktenhefter vom Tisch sammelte. Sie waren allein in Fullers Büro, Hilary schloss wider besseres Wissen die Tür.
    „Rose … wie können Sie bei so etwas mitmachen?“
    Rose überflog stirnrunzelnd ein Blatt Papier, ehe sie den Hefter zuklappte und auf den Stapel legte. „Bei was? Das sind Forschungen, und sie sind notwendig.“
    „Nicht nur.“
    Da sah Rose sie an, sah sie wirklich an. Sie schob die Brille ein wenig zurecht und musterte Hilary eingehend.
    Hilary kam näher, als könnte sie so besser auf ihr Gegenüber einwirken. „Dies hier ist ein Gefängnis. Wissen Sie, dass Gefangene in den Kellergeschossen leben? In Zellen eingesperrt wie Tiere.“
    „Natürlich weiß ich das, Liebes. Ich bin die Forschungsleiterin.“
    Hätte sie Hilary geschlagen, sie wäre nicht schockierter gewesen. „Sie wissen es?“ Rose nickte. Herrgott, dachte Hilary, vermutlich wusste sie es schon die ganze Zeit. Hilary hatte es erst kürzlich herausgefunden und war davon ausgegangen, die freundliche alte Frau wäre ebenso schockiert wie sie. „Aber, Rose …“
    „Nichts aber. Wir reden hier nicht über Völkermord. Das sind Tiere, keine Menschen. Sie ernähren sich von Menschen. Um Himmels willen, hier heißt es, sie oder wir. Das muss Ihnen doch klar sein.“
    Hilary wich fassungslos einen Schritt zurück. „Aber … aber was sie vorhaben! Ein Baby, um Himmels willen! Und was soll aus ihm werden, wenn sie Erfolg haben?“
    „Kein Baby. Ein Welpe. Ein junges Tier, nicht anders als die anderen.“ Erneut schob sie die Brille zurecht und seufzte. „Das wäre die unglaublichste Chance für die Forschung, die wir je hatten.“
    Hilarys Kehle war wie zugeschnürt. Das war wahrhaftig ein Albtraum. Sehnte sich diese reizende alte Dame tatsächlich danach, ein Kind aufzuschlitzen? Hilarys Hände waren schweißnass, sie zitterte und fühlte sich schwindelig, so unwirklich kam ihr alles vor. Ihre Knie wurden weich. Sie stützte sich mit einer Hand am Tisch ab, damit sie nicht fiel.
    „Hilary“, begann Rose, kam einen Schritt näher und kniff die Augen zusammen. „Sie begreifen doch, warum das alles notwendig ist, oder? Denn wenn nicht …“, ein falsches Lächeln erhellte ihr Gesicht, nicht minder falsche Besorgnis stand in ihren Augen, „kann ich Sie von diesem Fall abziehen lassen. Vielleicht waren Sie noch nicht bereit für diese Beförderung. Nicht jeder verarbeitet die Forschungen, die wir hier betreiben, das weiß das DPI sehr wohl.“
    Ihre Stimme hatte sich verändert. War zuckersüß geworden. Und hinter der geheuchelten Besorgnis in ihren Augen lauerte dunkles Misstrauen.
    Natürlich weiß das DPI das. Und wer die Arbeit nicht erträgt, der verschwindet spurlos.
    Hilary schluckte und schüttelte den Kopf. „Nein, ich denke, jetzt verstehe ich es besser. Sie haben recht. Es ist notwendig. Ich … bin froh, dass wir darüber gesprochen haben.“
    „Gern geschehen“, antwortete Rose, und ihr Lächeln schien an Aufrichtigkeit zu gewinnen „Sie können jederzeit zu mir kommen, wenn Sie etwas auf dem Herzen haben. Okay?“
    „Danke. Das werde ich.“ Und du läufst sofort zu Fuller und meldest ihm alles. Verdammt, wahrscheinlich sorgst du sogar selbst dafür, dass diese kurze Unterhaltung in meine Akte

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